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PanoramaSpanien

Spanien entlässt Frauen-Nationaltrainer Jorge Vilda

6. September 2023

Nur wenige Wochen nach dem Sieg bei der Fußball-Weltmeisterschaft ist Jorge Vilda seinen Job los. Der umstrittene Nationaltrainer wird im Zuge der Rubiales-Affäre entlassen. Ihm folgt erstmals eine Frau.

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Spaniens Fußball-Nationaltrainer der Frauen Jorge Vilda schaut ernst
Vor drei Wochen noch jubelnder Weltmeister, jetzt Ex-Nationalcoach: Jorge VildaBild: KAI SCHWOERER/The Press/picture alliance

Spaniens umstrittener Frauenfußball-Nationaltrainer und Weltmeisterinnen-Coach Jorge Vilda ist von seinen Aufgaben entbunden worden. Dies teilte der spanische Verband RFEF am Dienstag mit. Der 42-Jährige war seit 2015 für den Verband tätig. Seine Entlassung war in den vergangenen Tagen im Zuge der Aufarbeitung der Rubiales-Affäre bereits erwartet worden.

RFEF-Präsident Luis Rubiales hatte bei der Siegerehrung nach dem WM-Triumph gegen Europameister England die Spielerin Jennifer Hermoso gegen ihren Willen auf den Mund geküsst und damit weltweit Kritik ausgelöst. Der Großteil von Vildas Trainerstab hatte schon seinen Rücktritt eingereicht, die Weltmeisterinnen befinden sich außerdem im Streik.

Assistentin Montserrat Tome übernimmt

Vildas Nachfolgerin ist die frühere Nationalspielerin Montserrat Tome. Sie ist die erste Frau, die die Verantwortung als Cheftrainerin der spanischen Frauen-Nationalmannschaft übertragen bekommt. Die frühere Spielerin des FC Barcelona war zuvor seit 2018 unter Vilda Co-Trainerin. Sie wird ihr Debüt am 22. September im Heimspiel der Nations League gegen den WM-Dritten Schweden feiern. 

Die RFEF lobte in einem Abschiedswort Vildas "tadelloses persönliches und sportliches Verhalten", mit dem er "eine Schlüsselrolle beim bemerkenswerten Wachstum des Frauenfußballs in Spanien" gespielt habe: "Während seiner langen Amtszeit war Vilda ein Förderer der Werte Respekt und Sportsgeist im Fußball."

Vilda-Entlassung als eine der RFEF-Maßnahmen

Zuvor hatte der Verband für das Verhalten Rubiales um Verzeihung gebeten. Er wolle sich bei den Fußballinstitutionen aufrichtig entschuldigen, schrieb Interimspräsident Pedro Rocha in dem am Dienstag veröffentlichten Brief, den er zuvor bereits an die entsprechenden Adressaten geschickt haben will.

Rubiales' Verhalten spiegele nicht die Werte der spanischen Gesellschaft wider, er habe dieser und dem spanischen Fußball "enormen Schaden" zugefügt. Vor der Trennung von Vilda hieß es von Verbandsseite, dass man in den kommenden Tagen eine ganze Reihe von Maßnahmen ergreifen wolle, "um die Führung des Verbandes zu verbessern und den verursachten Schaden so weit wie möglich zu beheben".

Jorge Vilda und Luis Rubiales
Muss nach Trainer Jorge Vilda (r.) auch RFEF-Präsident Luis Rubiales (l.) sein Amt abgeben?Bild: Jose Breton/Pics Action/NurPhoto/picture alliance

Vilda und Rubiales gelten als enge Verbündete, seit 15 Spielerinnen im September 2022 gegen Vilda in den Streik getreten waren, um gegen die Methoden des Trainers zu protestieren. Der Trainer hatte das Verhalten von Rubiales zuletzt zwar kritisiert, bei der flammenden Rede von Rubiales inklusive vehementer Rücktrittsverweigerung bei einer außerordentlichen Generalversammlung der RFEF aber applaudiert.

Wann muss Rubiales gehen?

Eine Entlassung Rubiales' ist weiterhin möglich. Der 46-Jährige wurde vom Fußball-Weltverband FIFA zunächst für 90 Tage suspendiert. Eine Untersuchung der FIFA-Disziplinarkommission gegen ihn läuft. Das nationale Sportverwaltungsgericht TAD und die Staatsanwaltschaft beschäftigen sich ebenfalls mit dem Fall.

Die Regionalverbände Spaniens verweigerten Rubiales die Gefolgschaft. Rubiales war im Mai 2018 zum Präsidenten des spanischen Verbandes gewählt worden. Er sitzt außerdem als Vize im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA).

asz/jst (SID, dpa)