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Sterben für die Kamera

Petra Tabeling26. März 2003

Die Bilder der getöteten amerikanischen US-Soldaten schockierten die Welt. Auch die Medien vermelden "Verluste aus den eigenen Reihen": Bisher wurden zwei Journalisten getötet. Mehrere werden noch vermisst.

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Im Kreuzfeuer des Krieges: JournalistenBild: AP

Vier Journalisten, die für den britischen TV-Nachrichtensender ITN aus dem Südirak berichteten, gerieten am 22. März in Iman Anas unter Beschuss, als sie in zwei Wagen in Richtung Basra fuhren. Ihre Wagen waren mit der Aufschrift "TV" gekennzeichnet. Am 23. März wird der 51-Jährige ITN-Journalist Terry Lloyd, tot aufgefunden. Er wurde, dem Sender zufolge, durch Schüsse der britisch-amerikanischen Streitkräfte getötet.

Britister Journalist Terry Lloyd vermisst in Irak
Terry Lloyd, ITN TV-ReporterBild: AP

Der belgische Journalist, Daniel Demoustier, wird bei dem Feuergefecht verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Von dem Kameramann, Fred Nerac, und dem lokalen Führer, Hussein Othman, fehlt bisher noch jede Spur. "Wir glauben, dass sie vielleicht nach Basra transportiert wurden und wir werden uns weiterhin bemühen sie aufzuspüren, " so der Fernsehsender ITN. Das Delikate ist: Die Journalisten seien ins Kreuzfeuer der eigenen Landsleute geraten, sagt zumindest die Organisation "Reporter ohne Grenzen".

Paul Moran Kameramann Australien in Irak getötet
Paul MoranBild: AP

Auch der australische Journalist, Paul Moran, kommt am 22. März ums Leben: Er stirbt bei einem Selbstmordanschlag einer radikal-islamischen Gruppe im Nord-Irak. Sein Kollege, der ABC-Korrespondent Eric Campbell, überlebt den Anschlag. Die Bombe explodierte an einem Kontrollpunkt außerhalb von Khormal, einem Dorf in der Nähe der iranischen Grenze. Ein Augenzeuge berichtete, dass sich der Anschlag gezielt gegen Journalisten gerichtet haben könnte.

Eingriffe in die Berichterstattung

Paul Moran, Terry Lloyd sowie die verletzten und vermissten Journalisten haben einen hohen Preis für ihre Bereitschaft bezahlt, unabhängig über den Krieg zu berichten. "Die kriegführenden Parteien sollten diese Tragödien nicht nutzen, um die Bewegungsfreiheit von Journalisten vor Ort weiter einzuschränken", warnt Robert Ménard, Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen, in Paris.

Auch Beobachter der Menschenrechtsorganisation wollten zu Kriegsbeginn in den Irak reisen, um nach der bitteren Erfahrung mit den ermordetenen Journalisten in Afghanistan vor Ort zu sein. Doch sie erhielten kein Visum, sagt Elke Schäfter von ROG, im Gespräch mit DW-WORLD. Dennoch gebe es unterschiedliche Kontakte in den Irak.

Hoffen auf störungsfreie Sendung

Der deutsche ARD-Korrespondent Stephan Kloss ist einer von wenigen, die nach wie vor "vor Ort" sind und live aus dem Irak berichten. Ruhig und sachlich teilt Kloss der ARD-Moderatorin in der Morgensendung mit, er müsse das Gespräch sofort abbrechen, falls ihn Angriffswarnungen erreichen. Fünf Minuten später reißt er sein Mikrofon aus dem Ohr, entkabelt sich und verschwindet aus dem Bild. Ein Luftangriff droht. Die Moderatorin schaltet den nächsten Korrespondenten ins Bild – im weniger gefährlichen London.

In den vergangenen Tagen konnte der deutsche Journalist Kloss seine Live-Schalten über den Dächern Bagdads nur mit spannungsreichen Unterbrechungen bewerkstelligen. Ein englischer Reporter ist noch näher am Krieg dran und berichtet aus dem Schützengraben. Live dabei sein, wenn der Feind bombardiert wird - die Bilder gehen um die Welt. Nervenkitzel für den Journalisten. Die Zuschauer dürfen mitzittern.