1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Beben trifft die Armen

29. Oktober 2008

Bei einem Erdbeben der Stärke 6,4 sind im Südwesten Pakistans nach offiziellen Angaben etwa 170 Menschen getötet worden. Hunderte Häuser stürzten ein. Viele Menschen wurden von den Erdstößen im Schlaf überrascht.

https://p.dw.com/p/FjTI
Seismograf mit Ausschlägen des Erdbebens in Pakistan (Foto: AP)
Heftige Ausschläge auf dem SeismografBild: AP

Die Rettungskräfte in der Provinz Baluchistan zogen bis zum Mittwochnachmittag (29.10.2008) etwa 170 Tote aus den Trümmern. Mehr als 2000 Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt. Viele Menschen wurden obdachlos oder verletzt

In der Gegend um den beliebten Urlaubsort Ziarat zerstörten die Erdstöße mehrere Dörfer. Die meisten Opfer starben in entlegenen Ortschaften, wo zahlreiche Lehmhütten einstürzten. Zahlreiche Erdrutsche und Schlammlawinen gingen zudem auf die Bewohner der Region nieder. Es folgten mehrere Nachbeben, die teilweise eine Stärke von 6,2 erreichten.

Höhere Opferzahlen befürchtet

Familienmitglieder am Krankenbett eines Verletzten (Foto: AP)
Sorge um die VerletztenBild: AP

Die Behörden befürchten, dass die Zahl der Opfer weiter steigt, da noch Menschen unter den Trümmern vermutet werden. In einem Dorf hoben Bagger Massengräber aus. In dem Ort stehe kein einziges Haus mehr, sagte ein Katastrophenhelfer.

Das Epizentrum des Bebens lag rund 70 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Quetta und etwa 185 Kilometer südöstlich der afghanischen Stadt Kandahar. Baluchistan ist die größte, aber am dünnsten besiedelte Provinz Pakistans. Das vom Erdbeben betroffene Gebiet gilt als besonders arm.

Flach und zerstörerisch

Die meisten Menschen wurden von dem Beben kurz vor Sonnenaufgang um 5.10 Uhr (Ortszeit) im Schlaf überrascht. Familien flohen aus den Häusern. Der Direktor der pakistanischen Meteorologiebehörde, Qamaruz Zaman Chaudhry, sagte, zu dem Beben sei es nur zehn Kilometer unter der Erdoberfläche gekommen. "Ein flaches Erdbeben dieser Größenordnung ist normalerweise sehr zerstörerisch", erklärte er.

In Quetta flüchteten die Bewohner schreiend auf die Straße, wie Augenzeugen berichteten. Fernsehbilder zeigten Menschen auf den Straßen, die sich zum Schutz vor der morgendlichen Kälte in Decken gehüllt hatten.


EU und Deutschland helfen

Familie bringt einen verletzten Jungen auf einem Rollbett in die Klinik (Foto: AP)
Ein verletzter Junge wird von Familienmitgliedern ins Krankenhaus gebrachtBild: AP

Nach einem Hilfegesuch Pakistans stellte die EU schnelle Unterstützung in Aussicht. Die Bundesregierung sagte eine Soforthilfe von 250.000 Euro zu. Wie Außenminister Frank-Walter Steinmeier in einem Schreiben an seinen pakistanischen Amtskollegen schrieb, steht Deutschland "bereit, auf Wunsch schnell und unkompliziert zu helfen".

Bundespräsident Horst Köhler kondolierte dem pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari in einem Telegramm. "Mit großer Erschütterung habe ich die Meldungen über die hohe Zahl an Toten und Schwerverletzten erhalten, die das furchtbare Erdbeben im Südwesten Ihres Landes gefordert hat", schrieb Köhler.

Erdbebenregion Pakistan

Zu dem bislang schwersten Beben in Baluchistan war es 1935 gekommen. Mehr als 30.000 Menschen starben, die Provinzhauptstadt Quetta wurde fast dem Erdboden gleichgemacht. 1997 waren bei einem weiteren Beben mehr als 100 Menschen getötet worden.

Vor drei Jahren, im Oktober 2005, starben bei einem Erdbeben der Stärke 7,6 im Nordwesten Pakistans und Kaschmir rund 74.000 Menschen, etwa 3,5 Millionen verloren ihr Obdach. (gri)