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Moskau liebt Obama

Alexandra von Nahmen28. Oktober 2008

Die US-Präsidentschaftswahl wird auch in Moskau aufmerksam beobachtet. Kaum jemand scheint hier am Sieg des Demokraten Barack Obama zu zweifeln. Doch wer dem Volk lieb ist, der ist dem Kreml nicht zwangsweise teuer.

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Bild: DW

"Ich hoffe, dass Obama gewinnt!" Diesen Satz hört man immer wieder, wenn man sich mit russischen Gesprächspartnern über die amerikanischen Präsidentschaftskandidaten unterhält. Einige hier scheinen inzwischen zu echten Obama-Fans geworden zu sein. Er sei jung und voller Energie, sagen vor allem junge Leute.

Er sei genau das, was Amerika jetzt brauche. Viele russische Bürger hoffen offenbar auch, dass Barack Obama helfen könnte, die Beziehungen zwischen Moskau und Washington zu verbessern. Beide Kandidaten haben zwar im Wahlkampf die Politik des Kremls kritisiert. Obamas Haltung gegenüber Russland wird hier aber als weniger aggressiv wahrgenommen.

Nur sechs Prozent für den "Kalten Krieger"

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts WZIOM hat jüngst ergeben, dass 22 Prozent der Russen für Obama stimmen würden – wenn sie es denn dürften. Nur sechs Prozent sprachen sich für seinen Rivalen McCain aus. Die übrigen Befragten erklärten, dass sie sich nicht entscheiden könnten.

John McCain gilt in Moskau als "Kalter Krieger". Er schlage weiter "die alten Schlachten, ohne die großen Unterschiede zwischen der Sowjetunion und dem heutigen Russland zu sehen". Mit diesem Satz wird der außenpolitische Sprecher der Duma, Konstantin Kossatschow, in deutschen Agenturen zitiert.

Eine Panne in McCains Wahlkampf sorgte zuletzt sogar für Gelächter und Spott in Moskau. Ausgerechnet bei der russischen Vertretung am UN-Sitz in New York ging ein Brief McCains ein – mit der Bitte um eine Wahlkampfspende. Man finanziere im Gegensatz zu den USA grundsätzlich keine politischen Aktivitäten im Ausland, antworteten die Russen.

Härtere Gangart der Republikaner

Dabei warnen russische Politologen vor neuen Risiken und unerwarteten Wendungen, sollte Barack Obama ins Weiße Haus einziehen. Mit seinem "messianischen Gebaren" könnte er ein unbequemer Gesprächspartner werden, vermuten Politstrategen wie Alexander Konowalow. Der Präsident des Instituts für strategische Bewertungen erinnerte in einer öffentlichen Diskussion an das Jahr 1962 und die Kubakrise. Damals, als Moskau und Washington knapp an einem Nuklearkrieg vorbeischrammten, saß ein anderer berühmter Demokrat im Weißen Haus: John F. Kennedy, mit dem Obama heute häufig verglichen wird.

Mit den Republikanern kam der Kreml in der Vergangenheit stets besser klar als mit den Demokraten, glauben russische Politologen. Das lag vielleicht daran, dass "deren härtere Gangart unseren Führern imponierte", vermutet nun die russische Tageszeitung "Iswestija". Als Beispiel wird Präsident Eisenhower genannt. Mit Nikita Chruschtschow hatte er 1959 den ersten sowjetischen Staatschef in die USA eingeladen. Oder Richard Nixon. Der Republikaner hatte mit Leonid Breschnew die Grundlagen für die Abrüstungsverträge gelegt.

Den noch amtierenden Hausherrn im Weißen Haus, George W. Bush, verbindet mit dem ehemaligen Kremlchef Putin sogar eine besonders herzliche Beziehung. Allerdings war es auch der Republikaner Bush, unter dem sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern massiv verschlechterten.