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Wie eine Rakete: Aktie von VW

27. Oktober 2008

Die Volkswagen-Aktie trotzt dem allgemeinen Abwärtstrend an den Börsen. Spekulationen treiben den Kurs vor der VW-Übernahme durch Porsche in die Höhe. Niedersachsen gibt sich gelassen.

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Zentrale der Volkswagen AG in Wolfsburg. (Bild: Archiv)
Zentrale der Volkswagen AG in WolfsburgBild: picture-alliance/ dpa

Während der sich der Ausverkauf an der Börse auch am Montag (27.10.2008) fortgesetzt hat, ist der Kurs der Volkswagen-Aktie förmlich explodiert. Die Papiere von Europas größtem Automobil-Produzenten sausten um fast 150 Prozent nach oben und gingen mit 520 Euro aus dem Markt. .

Porsche legt Pläne offen

Hintergrund ist die Ankündigung von VW-Hauptaktionär Porsche vom Sonntag, er habe seinen Anteil an Volkswagen auf 42,6 Prozent erhöht und verfüge zusätzlich über 31,5 Prozent Optionen auf Stammaktien, zusammen also 74,1 Prozent der Stimmrechte.

Bereits Ende 2008 will Porsche mehr als 50 Prozent an Volkswagen besitzen und in Wolfsburg das Steuer übernehmen. Im nächsten Jahr dann will der Sportwagen-Hersteller seinen Anteil auf 75 Prozent aufstocken und damit den Weg für einen Beherrschungsvertrag über VW frei machen.

Bald unter einem Dach - die Autos von VW und Porsche (Archivfotos)
Bald unter einem Dach - die Autos von VW und Porsche (Archivfotos)Bild: AP

VW-Aktien-Kurs "irrational"

Ein Porsche-Sprecher erklärte, mit der – aktienrechtlich nicht notwendigen - Ankündigung über die Höhe des Besitzes an VW wolle man die Märkte beruhigen. "Der Kurs der VW-Aktie war völlig irrational", sagte der Sprecher. Nachdem Porsche nun Klarheit über seine Pläne geschaffen habe, rechne er beim Thema Aktienkurs damit, "dass sich in ein oder zwei Monaten die Lage entspannen werde". Der Porsche-Sprecher machte klar, sein Unternehmen sei nicht zu Aktienkäufen bei VW "zu irrationalen Preisen" interessiert.

Spekulanten treiben Kurs

Marktbeobachter führen die hohen Kursgewinne bei VW auf Spekulanten zurück, die mit so geannten Leerverkäufen auf sinkende Kurse gewettet haben und sich nun, da Porsche die Karten auf den Tisch gelegt hat, zu jedem Preis mit VW-Aktien eindecken müssten. Wegen der geringen Zahl an frei verfügbaren VW-Papieren, sorgen die Käufe für starke Kursgewinne. Da Porsche über 74 Prozent der VW-Aktien verfügen kann und das Land Niedersachsen gut 20 Prozent der Anteile hält, sind nur knapp sechs Prozent der Stimmrechte handelbar.

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Der VW-Betriebsrat lehnt es bislang strikt ab, dass Porsche einen Beherrschungsvertrag mit VW schließt. Für die mehr als 360.000 Beschäftigten von Volkswagen wäre es eine Katastrophe, wenn Manager, die Arbeitnehmerrechte mit Füßen treten würden, in diesem Unternehmen das Sagen bekämen, erklärte Betriebsratchef Bernd Osterloh am Wochenende.

VW-Gesetz bremst Porsche

Einem Beherrschungsvertrag steht außerdem das VW-Gesetz entgegen. Wegen der dort und in der Satzung festgeschriebenen Sonderrechte Niedersachsens bei Volkswagen können die Mannen von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking in Wolfsburg nicht ohne weiteres frei schalten und walten.

VW-Vorstandvorsitzender Martin Winterkorn, links, und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking bei der Hauptversammlung von Volkswagen im April
VW-Vorstandvorsitzender Martin Winterkorn, links, und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking bei der Hauptversammlung von Volkswagen im AprilBild: AP

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff reagierte denn auch gelassen auf die Ankündigungen aus Stuttgart-Zuffenhausen. Das Land halte bei VW 20,2 Prozent. Die Unternehmenssatzung könne – unabhängig vom VW-Gesetz - nur mit 80 Prozent der Stimmrechte geändert werden. "Insofern ist da auch viel Säbelrasseln", sagte der CDU-Politiker an die Adresse des Sportwagenbauers

EU-Kommission gegen VW-Gesetz

Schon vor einigen Wochen hatte Wulff erklärt, um die Sperrminorität bei Volkswagen zu halten, würde Niedersachsen seine Anteile notfalls von 20 auf 25 Prozent aufstocken. Denn die EU-Kommission will auch gegen das neue VW-Gesetz vorgehen. Die Brüsseler Behörde stößt sich an den Vorrechten Niedersachsens. Porsche wäre es ganz recht, wenn das Gesetz mit Hilfe der EU kippen würde. (wl)