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Lohnender Klimaschutz

Bernd Gräßler30. Oktober 2008

Klimaschutz könnte in der weltweiten Finanzkrise als Konjunkturmotor dienen. Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Weltenergieplan von Greenpeace. Danach könnte der Klimaschutz sogar Arbeitsplätze schaffen.

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Euro-Symbol vor Industrieschornsteinen (Quelle: picture-alliance, dpa, DW)
Kann sich Klimaschutz zu einem lohnenden Wirtschaftsfaktor entwickeln?Bild: Picture-Alliance /dpa/DW

Fällt der Klimaschutz der Finanzkrise zum Opfer? Die Umweltschützer treibt diese Sorge um. Denn sogar in Europa, dem Vorreiter in Sachen erneuerbarer Energien, wollen einige Regierungen auf die Bremse treten und die für Dezember dieses Jahres geplanten europäischen Klimaschutzgesetze stoppen. Die Begründung: Zu hohe Kosten. Ein fataler Irrtum, kritisiert Greenpeace-Energieexperte Sven Teske: "Wir glauben, dass die Klimakrise die Welt ungleich härter treffen wird, als die Finanzkrise. Und sie wird deutlich teurer." Greenpeace fordert, den Klimaschutz als Konjunkturmotor zu nutzen.

Chance in der Krise

Windräder (Quelle: AP Photo/Charlie Riedel)
Notwendig: Eine weltweite Umstellung auf erneuerbare EnergienBild: AP

Nach dem Motto, dass in jeder Krise auch eine Chance liegt, präsentierte Greenpeace gemeinsam mit dem Europäischen Dachverband der Erneuerbare Energien Industrie (EREC) eine Studie mit dem Titel "Energierevolution: Ein nachhaltiger Weltenergieausblick". Erarbeitet wurde sie vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin.

Demnach würde sich die für den weltweiten Klimaschutz notwendige Umstellung auf erneuerbare Energien auch wirtschaftlich lohnen. Die konsequente Umstellung auf erneuerbare Energien könne nicht nur klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (CO2), sondern auch viel Geld sparen, erklärte Greenpeace. Zudem könnten zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.

Schwung für die Wirtschaft

Zwar wären bis 2030 weltweit Investitionen von neun Billionen Dollar notwendig. Doch im gleichen Zeitraum würden allein im Strombereich über 18 Billionen Dollar Brennstoffkosten für Kohle, Gas und Öl eingespart. Diese Energierevolution würde die Wirtschaft in Schwung bringen, sagt Oliver Schäfer von EREC.

Die einizige Voraussetzung: Die politischen Weichen müssten gestellt werden. "Wir glauben daran, dass wir als Industrie auf einen Jahresumsatz von über 350 Milliarden Dollar kommen könnten", sagte Schäfer. "Das wäre dann ein Industriezweig, der weit größer ist, als die Auto- oder die Stahlindustrie."

Kritik an Autoherstellern

Der von den Berliner Wissenschaftlern erarbeitete sogenannte "Masterplan für eine nachhaltige weltweite Energieversorgung" zeigt, wie der weltweite Kohlendioxidausstoß bis 2050 halbiert werden kann, obwohl die Wirtschaft in Ländern wie China und Indien boomt. Die Erlöse aus dem weltweiten Handel mit Emissionsrechten für CO2 sollten laut Studie für den Aufbau alternativer Energieerzeugung in den Entwicklungsländern verwendet werden.

Rauchende Schlote in China
In China boomt die Wirtschaft - und belastet das KlimaBild: AP

Kritik übte Greenpeace-Energieexperte Teske an den deutschen Autoherstellern. Die jetzigen Absatzschwierigkeiten bei großen Autos zeigten, dass man sich nicht auf die neuen Kundenwünsche eingestellt habe. "Die Autokonzerne müssen ihre Produktpalette umstellen", forderte Teske. "Das einzige Auto, was sich wirklich gut verkauft, ist eben zurzeit der kleine Smart."

Kennedy für Klimaschutz

John F. Kennedy im Juni 1963 während seiner berühmten Rede in Berlin (Quelle: AP)
In einem Greenpeace-Werbespot wirbt John F. Kennedy für eine EnergierevolutionBild: AP

Die sogenannte Energierevolution stößt laut Greenpeace nicht auf ökonomische oder technologische Hürden. Es gehe einzig und allein um fehlende politische Führung, kritisierten die Umweltschützer. Jetzt hat Greenpeace für einen Videoclip den früheren US-Präsidenten John F. Kennedy reaktiviert. Kennedy ist zu sehen während seiner berühmten Berliner Rede 1963 vor dem Rathaus Schöneberg. Doch statt des Bekenntnisses "Ich bin ein Berliner" wirbt er - dank eines Stimmenimitators - für die Energierevolution. Mit diesem Slogan und der neuen Studie will Greenpeace jetzt weltweit aktiv werden.