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Palin wird persönlich

5. Oktober 2008

Die Umfragewerte von John McCain sinken. Für seine Mitstreiterin Sarah Palin offenbar Grund genug die Samthandschuhe auszuziehen. Sie rückt Barack Obama in die Nähe von Terroristen.

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Die republikanische Vize-Präsidentschaftskandidatin Sarah Palin (4.10.2008, Quelle: AP)
Hat ihren "inneren Pittbull von der Leine gelassen": Sarah PalinBild: picture-alliance / Newscom

Umfragen sowohl auf Landesebene als auch in einzelnen, heiß umkämpften Staaten wie Virginia, North Carolina und Florida sahen den demokratischen Kandidaten Barack Obama in Führung. Offenbar eine Folge der Finanzkrise, denn den Demokraten trauen die Wähler eher zu, die ökonomischen Probleme zu lösen. McCains Lager setzte am Wochenende im Wahlkampf deshalb darauf, Obama als inakzeptabel für den Wähler zu präsentieren. Nicht aufgrund seiner politischen Pläne, oder Taten als Senator. Nein, die Republikaner zielen auf Obamas Charakter.

(v.l.n.r.) Senator Barack Obama, Minderheitenführer im Senat, Mitch McConnell, Mehrheitsführer Harry Reid, Präsident George W. Bush, u.a. beim Krisentreffen zur Rettung der Banken (25.9.2008)
Die Finanzkrise beschert Obama bessere UmfragewerteBild: picture-alliance/ dpa

McCain ließ erkennen, dass er in der bevorstehenden Fernsehdebatte mit seinem Rivalen am Dienstag mit harten Bandagen kämpfen werde. Seine Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin warf Obama vor, Terroristen nahezustehen. Die Gouverneurin aus Alaska habe jetzt "ihren inneren Pitbull von der Leine gelassen", kommentierte am Sonntag (5.10.2008) die "Los Angeles Times" den verbalen Angriff. Sie selbst hatte ihre Offensive kurz vor der Wahlkampfveranstaltung am Samstag in Carson (Bundesstaat Kalifornien) angekündigt. "Die Stöckelschuhe bleiben an, die Handschuhe kommen runter", habe ihr Beraterstab empfohlen.

Hintergrund der Attacke ist eine Verbindung Obamas zu dem früheren Radikalen William Ayers, der sich vor rund vier Jahrzehnten für eine Terrorgruppe einsetze, die zur Zeit des Vietnam-Kriegs mehrere unblutige Anschläge ausführte. Obama und Ayers waren vor rund sechs Jahren für die gleiche Wohltätigkeitsorganisation tätig. Der 47-jährige Demokrat hat die früheren radikalen Ansichten Ayers jedoch öffentlich verurteilt. Ayers ist inzwischen Universitätsprofessor in Chicago.

"Republikaner wollen ablenken"

Obamas Wahlkampfteam bezeichnete die Äußerungen Palins als "beleidigend". Dennoch kämen sie nicht überraschend, da Palin und der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain damit offensichtlich von der Finanzkrise ablenken wollten, durch die sie in der Wählergunst deutliche Einbußen erlitten hätten. "Es ist klar, dass John McCain und Sarah Palin lieber ihre Zeit damit verbringen, Barack Obama zu demontieren, als einen Plan zum Aufbau unserer Wirtschaft vorzulegen", sagte Obamas Wahlkampf-Sprecher Hari Sevugan. In den USA werden der Demokratischen Partei in der Wirtschaftspolitik traditionell größere Kompetenzen eingeräumt, als den Republikanern.

Inhaltlich dominierte auch nach der Verabschiedung des Rettungspakets für die US-Banken die Wirtschaftspolitik den Wahlkampf. Bei den Kundgebungen der Präsidentschaftskandidaten standen am Freitagabend allerdings weniger die Finanzmärkte, sondern vor allem die schlechten Nachrichten vom Arbeitsmarkt im Mittelpunkt. Zuvor war bekannt geworden, dass im September den neunten Monat in Folge Arbeitsplätze abgebaut wurden, wobei der gemeldete Verlust von 159.000 Stellen den höchsten monatlichen Rückgang seit über fünf Jahren markierte.

Obama: Republikaner vernichten Arbeitsplätze

Obama warf den regierenden Republikanern auf einer Kundgebung in Pennsylvania vor, jeden Tag in Amerika weitere Arbeitsplätze zu vernichten. McCain hielt dem auf einer Versammlung in Colorado entgegen, dass Obamas Pläne für Steuererhöhungen die Wirtschaft erst recht abwürgen würden. Als weiterer Streitpunkt zeichneten sich die unterschiedlichen Pläne der Kandidaten zum Thema Krankenversicherung ab.

Palin und Biden. Die beiden Vizepräsidenkanditaten. DW Bildmontage
Palin hat sich im Duell mit Joe Biden besser geschlagen als erwartetBild: AP/ DW-Bildmontage

Bei den Republikanern herrschte derweil Erleichterung darüber, dass die Debatte zwischen ihrer Vizekandidatin Sarah Palin und dem demokratischen Konkurrenten Joe Biden ausgeglichen ablief. Dieses Rededuell hat am Mittwochabend (Ortszeit) mehr als 70 Millionen Zuschauer vor den Fernseher gelockt, wie das Medienforschungsunternehmen Nielsen Media Research mitteilte. Die erste Debatte zwischen Obama und McCain am 26. September sahen nur rund 52 Millionen Menschen in den USA.

Stopp der Ermittlungen gegen Palin gefordert

Die gegen Palin laufenden parlamentarischen Ermittlungen in Alaska sollten nach Ansicht von sechs regionalen Abgeordneten vor der Präsidentenwahl ausgesetzt werden. Die Politiker beantragten dies am Freitag vor dem Obersten Gericht in Anchorage mit der Begründung, die Untersuchung sei parteipolitisch motiviert. Das Gericht nahm den Antrag an und ordnete eine Anhörung für kommenden Mittwoch an. Bei der Untersuchung geht es um die Frage, ob Gouverneurin Palin ihr Amt missbraucht hat, als sie den Beauftragten für die öffentliche Sicherheit in Alaska, Walt Monegan, entlassen hat. Dieser hatte sich geweigert, einen Polizisten zu feuern, der sich von Palins Schwester scheiden ließ. (mag)