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Fragmente im Kasten

Sorin Georgescu 31. August 2008

"Bucharest – fragments in a box" ist eine multimediale Wanderausstellung, in der die neue europäische Metropole Bukarest in den Mittelpunkt einer fotografischen und klanglichen Auseinandersetzung rückt.

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Bucharest – fragments in a box - Kunstwerk (Fotograf: Sorin Georgescu)
In vier mit Kopfhörern und kleinen Sichtschlitzen ausgestatteten Guckkästen können die Besucher schauen und lauschenBild: DW

Ein Straßenmusiker und das Rauschen einer anonymen Masse, das im Rhythmus der U-Bahnen an- und abschwillt. Als der Zug in den Schacht jagt, setzt der Musiker sein Spiel für einen Augenblick aus, ohne das Instrument von den Lippen zu nehmen. Dies ist nur eine Station der Symbiosen zwischen Klang und Bild, die im Bukarester Ausstellungsraum Atelier 35 gezeigt werden. In vier mit Kopfhörern und kleinen Sichtschlitzen ausgestatteten Guckkästen können die Besucher schauen und lauschen.

Ein intimer Blick

Bucharest – fragments in a box - Kunstwerk (Fotograf: Sorin Georgescu)
Auch ein Motorrad gehört zum klangvoll-intensiven StadtportraitBild: DW

"Bucharest – Fragments in a Box" heißt das Projekt von Fotografin Greta Hoheisel und Klangkünstler Norbert Lang, die auf ein Medium der Vergangenheit zurückgreifen. "Wir wollten gerne einen kleinen Blick in etwas Privates schaffen, etwas Intimes, und diese Nähe zwischen Betrachter und Bild und Ton entsteht eben im Guckkasten", erklärt Greta Hoheisel. "Weil man allein ist."

Die Tatsache, dass früher die Guckkästner – also diejenigen, die von Jahrmarkt zu Jahrmarkt zogen – auch Geschichten zu den Bildern erzählten oder sangen, habe die Künstler nochmals bestärkt, auch die Sounds ganz bewusst mit in die Guckkästen hereinzunehmen.

Ins digitale Zeitalter transferiert, kommentieren sich die auf Monitoren im Inneren von Boxen gezeigten Bilder und die über Kopfhörer übertragenen Soundaufnahmen gegenseitig. Aus dem Wechselspiel der beiden Medien ergibt sich ein skizzenhaft-intimes bis klangvoll-intensives Stadtportrait. Strömender Regen an einem Sommerabend im Zentrum. In der Mitte einer engen Kreuzung eine stillstehende Tram, blockiert von laut hupenden Autos.

Der Blick von außen

Bucharest – fragments in a box (Fotograf: Sorin Georgescu)
Norbert Lang und Greta Hoheisel greifen auf ein Medium der Vergangenheit zurückBild: DW

"Für mich muss in irgendeiner Art und Weise etwas erzählt werden in den Aufnahmen; oder es muss etwas Kompositorisches haben", sagt Norbert Lang. Er sei irgendwann durch Bukarest gelaufen und ihm sei das Hupen der Autos aufgefallen. "Da habe ich gesagt: Wow, ich brauch’ einfach dieses Hupen. Das muss einfach noch rein, weil es so etwas von ursprüngliches Bukarester Leben ist."

Trotz unerträglicher Sommerhitze und schlecht durchlüftetem Ausstellungsraum zeigten sich die Ausstellungsbesucher beeindruckt von der Perspektive fremder Augen und Ohren auf ihre Stadt. Einem Mann gefiel der Zwang, mehr zu hören und nur das zu sehen, was die beiden Künstler kontextgebunden zeigen wollten. Eine Frau sagt: "Ich finde es sehr interessant, wie zwei Ausländer unsere Stadt wahrnehmen."