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Iran startet Trägerrakete

Peter Philipp18. August 2008

Der Iran feiert den Start seiner Trägerrakete "Safir". Das Land gibt vor, Satellitenaufnahmen zur Früherkennung von Naturkatastrophen nutzen zu wollen. USA und Israel zeigen sich skeptisch und besorgt zugleich.

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Präsident Ahmadinedschad inspiziert die Trägerrakete (16.08. 2008, AP)
Präsident Ahmadinedschad inspiziert die TrägerraketeBild: AP

Die "Hoffnung" blieb offenbar am Boden, aber auch wenn der Iran am Sonntag (17.08.2008) nicht - wie zunächst aus Teheran gemeldet - seinen auf diesen Namen getauften Telekommunikations-Satelliten ("Omid") in den Orbit schoss, sondern nur die Trägerrakete: Das Ereignis wird in Teheran als großer Erfolg gefeiert und von Amerikanern und Israelis mit besorgter Skepsis zur Kenntnis genommen.

Besorgt, weil Experten beider Länder der Überzeugung sind, dass Trägerraketen dieser Art durchaus auch in der Lage wären, anderes als Satelliten zu befördern. Und Skepsis, weil andere Experten nun mutmaßen, der Raketenstart sei gar nicht so erfolgreich gewesen wie die iranischen Medien es glauben machen wollen.

Iranische Trägerrakete funktionstüchtig?

Dieses Bild der iranischen Nachrichtenagentur Fars News Agency soll die Trägerrakete zeigen (16.08. 2008, AP)
Dieses Bild der iranischen Nachrichtenagentur Fars News Agency soll die Trägerrakete zeigenBild: AP

Wie schon bei den Teststarts iranischer Mittelstrecken-Raketen vor einem Monat, wird nun spekuliert, es sei gar nicht so reibungslos verlaufen, aus propagandistischen Gründen aber als Erfolg hingestellt worden.

Der Start der "Safir"-Trägerrakete ("Safir" zu deutsch "Botschafter") war zwar im iranischen Fernsehen zu beobachten, Beweise für ihre Funktionalität gibt es außerhalb des Iran aber nicht. Zudem ist unklar, für welche Mission die Rakete letztlich eingesetzt werden soll. Aber es ist bestimmt kein Zufall, dass Washington zur selben Zeit Israel die Lieferung verbesserter "Patriot"-Abwehrraketen - mit einem Erkennungsradius von 2000 Kilometern - und die Entsendung amerikanischer Raketen-Experten zusagte. In Washington wie in Jerusalem wird weiterhin die Möglichkeit eines iranischen Raketenangriffs einkalkuliert -gegen Israel oder, wie US-Strategen ausmalen, auch gegen Ziele in Europa oder eines nicht so fernen Tages selbst in den USA. Für Washington ist dies Grund genug, in Osteuropa die umstrittenen Raketenabwehr-Systeme errichten zu wollen.

Iran: Satelliten zur Früherkennung von Naturkatastrophen

Im Iran will man von all dem nichts wissen, nicht einmal von einem vermeintlich geplanten Schlagabtausch zwischen iranischen "Botschaftern" und israelischen "Patrioten": Geplant sei vielmehr der Einsatz von Satelliten zur Erforschung und Früherkennung von Naturkatastrophen, wie - im Iran besonders häufig - Erdbeben. Und man sei bestrebt, die hierfür nötigen Satelliten in eigener Regie zu bauen und in die Umlaufbahn zu bringen -trotz internationaler und besonders amerikanischer Versuche, dem Iran den Zugang zur erforderlichen Technologie zu verwehren.

Bereits vor drei Jahren hatte der Iran einen kleinen Satelliten mit Hilfe einer russischen Rakete gestartet. Wie auch in der Atomfrage ist es für Teheran aber eine Prestigefrage, diese Technologie selbst zu beherrschen und sich selbst vom befreundeten Ausland unabhängig zu machen. Genau diese Stärkung des eigenen iranischen Selbstbewusstseins führt aber auch zu einer Erhöhung des Misstrauens in Washington und Jerusalem: Selbst wenn man nicht gleich an einen iranischen Atomschlag denkt, (immerhin steht fest, dass Teheran von einer Atombombe noch einige Zeit entfernt ist), so weiß man doch auch, dass ein Satellit wie der jetzt nicht gestartete weitaus mehr kann, als nur Erdbeben erkennen oder Telefongespräche vermitteln: Amerikanische und israelische Satelliten überwachen längst den Mittleren Osten bis nach Afghanistan. Natürlich auch den Iran. Und was läge da näher, als dass auch der Iran versucht, seinerseits mit Hilfe von Satellitentechnik Erkenntnisse über die Vorgänge in der Region zu erlangen - etwa über Israel oder über die US-Truppen im Irak?