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Merkel in Algerien

17. Juli 2008

Deutschland und Algerien wollen ihre Wirtschaftsbeziehungen weiter intensivieren. Einen Durchbruch brachte der Besuch von Bundeskanzlerin Merkel in dem öl- und gasreichen Land aber noch nicht.

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Angela Merkel mit dem algerischen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika, Quelle: AP
Angela Merkel mit dem algerischen Präsidenten Abdelaziz BouteflikaBild: AP

Bei ihrem ersten Besuch in Algerien hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel für eine Verbesserung vor allem der Wirtschaftsbeziehungen zu dem rohstoffreichen Land stark gemacht. Sie habe für deutsche Unternehmen geworben, sagte Merkel am Donnerstag (17.07.2008) zum Abschluss ihres zweitägigen Besuches in Algier. Insbesondere hatte sich Merkel für eine Partnerschaft im Gas-Sektor stark gemacht.

Unerschlossene Reserven

Die Gaslanlage Tin Fouye Tabankort in der Sahara, Quelle: AP
Die Gaslanlage Tin Fouye Tabankort in der SaharaBild: AP

Algerien verfügt über große Erdöl- und Gasreserven, die teils noch nicht erschlossen sind. Vertreter von Eon-Ruhrgas, RWE Dea und Wintershall interessieren sich für die ausgeschriebenen Förderlizenzen. In Merkels Delegation befanden sich Repräsentanten von insgesamt 13 Unternehmen.

Zum Abschluss kam allerdings nur ein Vertrag über den Bau einer großen Moschee in der algerischen Hauptstadt. Jürgen Engel vom Architektenbüro Engel und Zimmermann unterzeichnete am Donnerstag gemeinsam mit einem Vertreter des staatlichen algerischen Ausschreibungsunternehmens einen Vertrag über die Generalplanung und Bauüberwachung des religiösen Zentrums in der Bucht von Algier.

Computerdarstellung der geplanten Moschee, Quelle: AP
Computerdarstellung der geplanten MoscheeBild: AP

Zentraler Teil des Bauvorhabens, dessen Kosten auf knapp eine Milliarde Euro geschätzt werden, ist der Bau einer Moschee, die 40.000 Gläubigen Platz geben soll. Das Gotteshaus mit dem höchsten Minarett der Welt (214 Meter) soll 2013 eröffnet werden und wäre dann die drittgrößte Moschee weltweit.

Hürden überwinden

Während der Reise wurde vonseiten des Konzerns ThyssenKrupp unter anderem weiter über den Verkauf von vier Fregatten im Wert von fünf Milliarden Euro gesprochen. Merkel äußerte die Hoffnung, dass deutsche Unternehmen in nächster Zeit verstärkt Zuschläge der algerischen Regierung bekommen werden. Die Wirtschaftskontakte sollen auch durch die Bildung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit Wirtschafts- und Regierungsvertretern beider Länder intensiviert werden. Hier soll schneller als bisher über Genehmigungsschwierigkeiten und Handelshindernisse gesprochen werden. Zwei Drittel der Betriebe im sozialistisch geprägten Algerien sind nach wie vor in staatlicher Hand.

Premierminister Ahmed Ouyahia, Quelle: AP
Premierminister Ahmed OuyahiaBild: AP

Nach einem Gespräch mit Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika nannte Merkel ihren Besuch einen "weiteren Schritt bei der Intensivierung und Dynamisierung unserer Beziehungen". In Algerien sind bereits mehr als 140 deutsche Unternehmen vertreten. "Wir wissen, dass wir uns anstrengen müssen", hatte Merkel am Mittwoch bei einem Abendessen der deutsch-algerischen Handelskammer gesagt. Die deutschen Ausfuhren nach Algerien hätten zuletzt einen Umfang von 1,2 Milliarden Euro gehabt. Obwohl Algerien über Devisenreserven von rund 69 Milliarden Euro verfügt, steht es auf der Liste der Länder, in die die deutsche Wirtschaft Waren exportiert, nur an 59. Stelle.

"Wichtiges Schlüsselland"

Sie habe mit Bouteflika auch über die Situation in afrikanischen Krisenregionen wie Simbabwe oder Darfur gesprochen, sagte Merkel am Donnerstag. "Algerien ist ein ganz wichtiges Schlüsselland für die Lösung von Problemen auf dem afrikanischen Kontinent." Zum Thema Nahostkonflikt habe Bouteflika erklärt, er gehe davon aus, dass sich Syrien an seine in Paris gegebenen Zusagen zu einer Normalisierung der Beziehungen mit dem Libanon halten werde.

Vor dem Treffen mit Bouteflika war die Kanzlerin, die am Donnerstag ihren 54. Geburtstag feierte, mit algerischen Frauen zusammengetroffen, um sich über ihre Lage in dem islamischen Land zu informieren. Noch immer würden Frauen in dem zweitgrößten Land des afrikanischen Kontinents "Steine in den Weg" gelegt, sagte Merkel nach dem Gespräch, an dem unter anderen eine Chefredakteurin, eine Unternehmerin, eine Hochschuldozentin und eine Schriftstellerin teilnahmen. "Man muss aufpassen, dass die Entwicklung nicht schwieriger wird."

Regierungsmaschine ramponiert

Am Mittwoch hatte sich Merkel bereits mit Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften getroffen. Nach einem ersten Gespräch mit Bouteflika und anschließend mit Ministerpräsident Ahmed Ouyadia hatte die Kanzlerin am Unabhängigkeitsdenkmal in Algier einen Kranz niedergelegt. Algerien hatte sich 1962 von der Kolonialmacht Frankreich lösen können.

Am Ende ihres Besuchs blieb Merkel noch Zeit für einen Geburtstagskaffee: Wegen eines Schadens an ihrer Maschine konnte sie nicht wie geplant nach Deutschland zurückfliegen. Die Maschine der Flugbereitschaft der Bundesluftwaffe war auf dem Flughafen von Algier durch eine fahrende Gangway beschädigt worden, wie es in der Delegation hieß. Es entstand ein 30 Zentimeter langer Riss, der den Start unmöglich machte. So musste eine neue Maschine aus Deutschland beordert werden, die Algier am frühen Abend mit dreistündiger Verspätung verließ. (stu)