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Segel hissen für die Umwelt

Nadine Wojcik16. Juli 2008

30 Jugendliche segeln durch die Ostsee, in sechs Küstenstädten wollen sie mit Workshops und Filmvorführungen auf grenzüberschreitende Umweltprobleme aufmerksam machen. Dafür greifen sie zu ungewöhnlichen Mitteln.

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http://www.movingbalticsea.org/
Segeln, Filmen und Umwelt schützen: auf dem Moving Baltic Sea FestivalBild: Nadja Bülow

"Ich bin eine Gabel! Weil die Fische alle ausgerottet sind und ich Hunger habe, jage ich meine Menschenkollegen, ich will ja irgendwas essen. Hmmmm!" Kim stolziert mit einer überdimensional großen, orangefarbenen Gabel durch die Altstadt von Danzig. Neben ihr trägt Garren einen knapp zwei Meter langen Dorsch aus Pappmaché, vor ihnen laufen Piratenbräute auf Stelzen.

Pappmaché-Parade

Interessiert bleiben Passanten stehen und machen Fotos von der bunten Truppe. Kim piekst einen kleinen Jungen sanft mit der riesigen Gabel in den Bauch. Lachend läuft er vor ihr weg. "Es ist total schön, miteinander zu spielen und sich ein bisschen zu necken. Und ich hoffe, dass sie auch so ein bisschen den Sinn dahinter entdecken. Schauen wir mal", sagt Kim.

Gebastelt wurden die Großpuppen von Jugendlichen auf dem "Moving Baltic Sea"-Festival in Rostock am vergangenen Wochenende. Nach einer viertägigen Schiffsreise über die Ostsee kommen der Dorsch, der Schweinswal, die Flunder und die Gabel in Danzig zum ersten Mal richtig zum Einsatz: mit einer Parade durch die Altstadt machen die europäischen Umweltaktivisten von "Moving Baltic Sea" auf die bedrohten Fischarten der Ostsee aufmerksam.

Ökologische Nachhilfestunde statt Shopping

Ein paar Meter weiter unter der stadtbekannten Neptun-Fontäne sind mehr als 20 Mikroskope aufgebaut. Neugierig stellen Passanten ihre Samstagseinkäufe zur Seite und begutachten kleinstes Meeresgetier wie Muscheln und Würmer durch die Vergrößerungslinsen.

Neben dem Mikroskopstand planschen Kinder in einer milchigen, grünlichen Brühe. Mit quadratischen Sieben fischen sie in einem Bottich nach aufgeweichtem Papier. Geduldig erklärt Camilla einem kleinen Jungen, wie man aus der frisch gefischten Papiermatsche ein neues Stück Papier machen kann. Seit 3 Jahren arbeitet die 27-Jährige für das Zentrum für ökologische Bildung in Danzig und bietet regelmäßig Workshops für Kinder an. Doch so voll wie an diesem Samstagnachmittag war ihr Stand noch nie.

Hart im Nehmen, um zu lernen

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Jugendliche auf dem Moving Baltic Sea FestivalBild: Nadja Bülow

Camilla freut sich über die vielen Festivalbesucher von "Moving Baltic Sea", nicht nur wegen des Andrangs am Recycling-Workshop: "Die Idee des internationalen Projektes ist wirklich super. Man lernt viele neue Leute und neue Kulturen kennen. Und außerdem können wir hier richtig gut unsere Erfahrungen in der Umweltarbeit austauschen und gegenseitig voneinander lernen. Das ist wirklich die beste Form, um seine Zeit zu verbringen."

Es ist Abend geworden in Danzig. Die starke Juli-Sonne wurde von Dauerregen abgelöst. Doch die Danziger sind hart im Nehmen. Mit Regenschirmen sitzen sie auf den nassen Bänken vor einer großen Leinwand. Gezeigt wird "Colours of Green" – ein extra für die "Moving Baltic Sea"-Tour zusammengestelltes Filmprogramm zum Thema Umwelt.

Öko muss nicht dröge sein

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Werben für eine gute Sache: Poster des FestivalsBild: Georg Peltzer

Die Berlinerin Miriam Dagan hat die Filme für das Festival ausgesucht. "Ich hab viele verschiedene Filme dabei, die alle meiner Meinung nach irgendetwas zu Umweltthemen auszusagen haben, obwohl sie gar nicht mit dieser Intention entstanden sind, ein Umweltfilm zu sein. Und genau das soll auch dieses Programm aussagen, dass Umwelt halt ein super Thema für Filme sein kann und dass es nicht nur eine klassische pädagogische Doku sein muss, sondern dass es eben auch eine Inspiration bieten kann."

Mit Straßentheater, Mikroskopen und Filmen hat das europäische Umwelt-Team von "Moving Baltic Sea" die Ostsee in die Danziger Altstadt verlegt. Natürlich, sagen sie, wird ein dreitägiges Festival nicht gleich die Umweltprobleme lösen können. Doch Aufmerksamkeit zu erregen und zu informieren sei immerhin schon der erste Schritt in die richtige Richtung.