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Moderner Imbiss

Susanne Steiger14. Juni 2008

Wer in München durch die Amalienstraße mitten im Univiertel schlendert, kann durchaus an diesem unscheinbaren Imbiss vorbeilaufen: der Pommes-Boutique. Doch drinnen wartet eine lange Menschenschlange vor der Theke.

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Inhaber der Pommes Boutique Bernie Heiler steht hinter der Theke an der Friteuse in der Pommes Boutique in München (Bild: Susanne Steiger)
Imbiss-Inhaber Bernie Heiler frittiert seine EdelkartoffelnBild: DW / Steiger

Bio boomt - in ganz Europa. Seit Jahren ist die biologische Lebensmittelwirtschaft eine wachsende Branche, sowohl was Konsum als auch Anbau biologischer Produkte betrifft. Auch viele osteuropäische Staaten sind mittlerweile auf den Bio-Zug aufgesprungen. Tschechien zum Beispiel, mit einem Bio-Flächenanteil von 5,5 Prozent. In Frankreich wurde im letzten Herbst das erste Bio-Hotel eröffnet. Und in Berlin häufen sich die Filialen der ersten Bio-Fast-Food-Kette.

Bio und Fast Food - einen größeren Gegensatz kann es wohl nicht geben - doch nur auf den ersten Blick. "Absoluter Quatsch", meint auch Bernie Heiler zum Thema Gegensatz. Er hat bereits im März 2006 in München ein Lokal eröffnet, das beides zusammenbringt: die Pommes-Boutique.

Die Pommes-Boutique: kein Luxus, aber Charme

Sie seien etwas dicker, nicht ganz braun, also nicht durchfrittiert und knackiger, nicht so lasch, meinen die Pommes-Esser. Wahrscheinlich komme das hier auch nur deswegen so gut an, weil man mit Bio locke und weil das Gesamtkonzept stimme. Es sei halt ein bisschen netter gemacht als in anderen Pommesbuden, so die Meinungen.

Pommes aus der Pommes Boutique in München (Bild: Susanne Steiger)
Goldgelbe PowersticksBild: DW / Steiger

Bernie Heiler nennt sich selbst den Fritturisten und sieht vielleicht auch nicht so aus wie man sich einen Imbissbudenbesitzer vorstellt: Muskulöse Oberarme, Drei-Tage-Bart, schwarze Schürze über der Blue Jeans. Und seine Bude ist eigentlich auch keine richtige Bude, sondern eher ein kleines, extravagantes Lokal: schwarzer Boden, Wände in magenta-lila und froschgrün, wenige schlichte Holztische.

Mit Kreativität die Pommes aufgepeppt

Bio-Gemüsetüte von Bernie Heiler (im Hintergrund) (Bild: Susanne Steiger)
Nicht nur Pommes, auch eine Bio-Gemüsetüte soll die Kunden gesund und satt machenBild: DW / Steiger

Seine Idee: einen coolen Imbiss zu eröffnen. Es gebe eigentlich keine Imbisse mehr, und wenn, dann seien diese meistens ein wenig schäbig. Heiler dachte um: "Wenn man eine schöne Atmosphäre schafft und auch mit qualitativ hochwertigen Produkten arbeitet, kann man da mit Sicherheit einen Gegenpart dazu schaffen, der von der Bevölkerung ganz gut angenommen werden könnte."

Diese Rechnung ging auf: Die Schlange an der Theke ist für gewöhnlich lang, vor allem um die Mittagszeit. Morgens bereitet Bernie alles für den großen Ansturm vor und schneidet beispielsweise Staudensellerie in feine Streifen für die Rohkost-Tüte - eine von zehn Snack-Varianten. Auch Leckereien wie Bio-Bärlauch-Bratwurst stehen noch auf der Tafel sowie Couscous-Bio-Lamm-Taler oder Feta in Sesam-Nuss-Kruste.

Gesunde Ernährung ist im Trend

Pommes-Tüte aus der Pommes-Boutique in München (Bild: Susanne Steiger)
Fast-Food, das selbst Gensundheitsfanatiker essenBild: DW / Steiger

Bewusste Ernährung und Fast Food – diese zwei gegensätzlichen Trends nutzt der gelernte Marketing-Mann in Kombination. Fleisch- und Wurstwaren liefert ihm ein Bio-Metzger aus der Region. Der stehe hier für Qualität, erklärt Bernie. Und darum gehe es ihm eigentlich. So kommen die Kartoffeln zum Beispiel nicht vom Bio-Bauern, sondern aus Belgien. Denn in den Beneluxländern wächst die Sorte, die perfekt ist – für die perfekten Pommes!

Doch das sei schließlich auch ein bisschen Geschmackssache. "In meinen Augen muss eine Pommes definitiv knusprig sein und sie muss auch unbedingt noch nach Kartoffel schmecken", erklärt der Fritturistenmeister.

Die perfekte Pommes

Im "Verband der belgischen Fritturisten" hat sich Bernie Heiler die spezielle zweistufige Frittiertechnik der Profi-Pommesmacher abgeschaut. Schritt eins: die Pommes garen für zweieinhalb Minuten im Fett. Schritt zwei: man nimmt sie heraus, sie kühlen ab und die Poren schließen sich. Beim zweiten Frittieren sei die Oberfläche geschlossen und nehme eigentlich kein Fett mehr auf, erklärt Bernie. Ergebnis: eine Pommes mit Kruste und Kartoffelkern. Und was kommt oben drauf?

Scharfe Samurai-Sauce? Weniger scharfe andalousische Sauce mit Zwiebeln und Tomaten? Oder vielleicht Diesel-Sauce mit Curry? Insgesamt gibt es 20 Geschmacksrichtungen der original belgischen Pommes-Dips.

Saucenautomat in der Pommes-Boutique (Bild: Susanne Steiger)
Saucen für die PommesBild: DW / Steiger

Ein Essen für jedermann

Um halb eins ist schließlich kein Tisch mehr frei, die Fritteuse brutzelt auf Hochtouren, Pommes-Duft erfüllt die Boutique. Vor der Theke warten geduldig Geschäftsfrauen und –männer in schwarzen Anzügen, Mütter mit Woll-Westen und Kinderwagen, Touristen mit Stadtplan und Studenten mit Uni-Ordnern unterm Arm. Die meisten von ihnen bestellen den Klassiker: Currywurst und Pommes mit Sauce.

Gut 200 Pommes-Tüten gehen täglich über die Theke. Eine Portion isst Bernie Heiler selbst noch immer jeden Tag, ohne schlechtes Gewissen. Schließlich, so Bernie, enthalte seine Pommes-Tüte, mehr Vitamin C als eine Portion Kopfsalat!