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Hamsterkäufe in Spanien

Hans-Günter Kellner11. Juni 2008

Der Streik der Lastwagenfahrer hat Spanien im Griff: Die hohen Benzinpreise sind schuld. Nun droht sogar die Versorgung zusammenzubrechen. Unter den Streikenden gab es schon zwei Tote.

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Stau auf der Straße C58 in der Nähe von Barcelona, Spanien, aufgrund des Streiks der Lastwagenfahrer. Sie streiken wegen der hohen Benzinpreise (09.06.2008/dpa)
Volle Straßen in Spanien: Die Lastwagenfahrer streiken seit Sonntag.Bild: picture alliance / dpa

Die übergroße Mehrheit der Lastwagenfahrer in Spanien ist selbstständig, und langsam aber sicher galoppieren den Fahrern die Benzinpreise davon. Dabei sind Diesel und Benzin in Spanien noch vergleichsweise günstig. Dennoch streiken die Fahrer nun, so dass es schon am Wochenende aggressiv auf den Straßen in Andalusien zuging, denn die Streikposten verhinderten die Weiterfahrt von Gemüse-Transportern in die spanischen Großstädte.

Bei einem Zwischenfall im Zentrum des Landes wurde ein Streikposten getötet. Der tödliche Zwischenfall ereignete sich nach Angaben der Behörden am Dienstag (10.6.2008) in der Ortschaft Zibreira bei Santarém. Der 52-Jährige hatte einen herannahenden Lastwagen mit einem Stoppschild anhalten wollen. Er wurde jedoch von dem Fahrzeug überrollt und war auf der Stelle tot. Der Fahrer des Lkw wurde festgenommen. Mehrere Augenzeugen berichteten, er habe den Streikposten absichtlich überfahren. "Das war Mord", sagte einer der Streikenden.

In Südspanien wurde ein Streikender in der Ortschaft Atarfe bei Granada von einem Lieferwagen angefahren und tödlich verletzt. Der Streikposten hatte dem Fahrzeug den Weg zu einem Großmarkt versperren wollen.

Staatliche Kontrolle der Benzinpreise gefordert

Die Lastwagenfahrer, von denen die übergroße Mehrheit in Spanien auf eigene Rechnung fahren, haben am Wochenende von der spanischen Regierung erneut verlangt, die Benzinpreise für die Branche einzufrieren. Gehe die Regierung nicht darauf ein, werde der Streik anhalten, erklärte ein Sprecher. Bisher hat die spanische Regierung solche Forderungen abgelehnt.

Unsicherheit bei Händlern

Obst liegt auf einem Marktstand in Bonn mit einem Preisschild versehen. (31.07.2007/dpa)
Lebensmittel werden bald knapp auf den spanischen Märkten, wenn die Lieferungen ausbleibenBild: picture-alliance/ dpa

Auf dem Markt im Madrider Stadtteil Vallecas kommt es derzeit zu Hamsterkäufen. Einige Händler sind schon leer ausgegangen, weil sogar welche aus der Extremadura gekommen sind, um sich für die Woche mit Obst und Gemüse einzudecken. "Ich weiß auch nicht, was ich diese Woche machen soll", sagt der Obst- und Gemüsehändler Miguel González. "Vielleicht ist es besser, zu verkaufen, was ich noch da habe und in den Urlaub zu fahren", fügt er hinzu.

Ab Donnerstag könne den Tankstellen auch noch das Benzin ausgehen, warnt der Tankstellenverband. Die machen uns das Leben wirklich schwer. Nächste Woche bekomme ich keine Ware mehr, wurde mir angekündigt", meint Geflügelhändler Juan.

Einnahmequelle Benzin

Dabei hat er eine ganz einfache Lösung parat: Es sollten einfach nur noch Elektroautos fahren. Gute Idee, nur die Umsetzung dürfte scheitern, denn die Widerstände wären zu groß. Am Benzin verdienen viel zu viele. Die Benzinsteuer finanziert zudem auch einen Teil der Sozialausgaben. Neben Elektroautos gebe es noch eine weitere Lösung.

1,28 Euro kostet der Liter Diesel, 1,24 Euro der Liter Normal-Benzin in Spanien. Das ist im EU-Vergleich noch günstig. Vor allem, weil die Mineralölsteuer eigentlich im Zuge der EU-Harmonisierung angehoben werden sollte. Wenn die Steuern also nicht gesenkt werden können, bliebe die Alternative, die Transportkosten an die Verbraucher weiterzugeben. Fisch, Geflügel oder Obst würden dann teurer werden.