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Entspannungskurs

Reinhard Kleber 2. Mai 2008

Der Vatikan und führende iranische Theologen haben sich auf eine Erklärung zum Thema "Glaube und Vernunft im Christentum und im Islam" geeinigt. Das Papier gibt ein wichtiges religionspolitisches Entspannungssignal.

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Papst Benedikt XVI bei einer Generalaudienz in Rom (Quelle: AP)
Auf Annäherungskurs zum Islam: Papst BenediktBild: AP

Es hat ein bisschen gedauert, bis eine wichtige Annäherung zwischen dem Iran und der Katholischen Kirche in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Dabei könnte die gemeinsame Erklärung von Vatikan und der Iran der Annäherung der Weltreligionen einen wichtigen Schub geben. In der Erklärung betonen beide Seiten, dass Religion "in sich gewaltlos" sei. Weder Vernunft noch Glaube dürften Gewalt rechtfertigen.

Papst empfing iranische Delegation

Iran's supreme leader Ayatollah Ali Khamenei (Quelle: AP)
Auch auf Entspannungskurs: Irans geistlicher Führer KhameneiBild: AP

An den Beratungen in Rom nahmen Mitglieder des Päpstlichen Rats für interreligiösen Dialog und eine Delegation der Teheraner Organisation für islamische Kultur und Beziehungen teil. Papst Benedikt XVI. empfing die Delegation der iranischen Muslime unter Leitung von Mahdi Mostafavi am Mittwoch. Eine Fortsetzung der Gespräche ist innerhalb von zwei Jahren in Teheran geplant, wie am Freitag (2.5.2008) bekannt wurde.

"Ein wichtiges Zwischenergebnis"

Die gemeinsame Erklärung von Vatikan und führenden iranischen Theologen ist aus Sicht des Experten Peter Hünseler von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ein "wichtiges Zwischenergebnis". Innerhalb eines langjährigen Dialogs mit Muslimen sei bei dem nun sechsten Zusammentreffen mit Schiiten aus dem Iran ein "Kommuniqué von hohem Stellenwert" gelungen. "Ganz entscheidend ist hierbei die Absage an die Gewalt als zentraler Punkt", sagte der Leiter der Fachstelle für christlich-islamischen Dialog der Bischofskonferenz.

Zugleich betonte Hünseler, die Feststellung, dass Glaube und Vernunft gewaltlos sein müssten und nicht für Gewalttätigkeit missbraucht werden dürften, sei seitens der muslimischen Unterzeichner auch "mutig". Im Iran gebe es hier gegensätzliche

Positionen. Die gemeinsame Erklärung mit ihren sieben Grundsätzen sei auch in einer Linie mit der Regensburger Vorlesung von Papst Benedikt im September 2006 zu sehen, sagte der Experte.

"Diese Rede hat die muslimische Seite zunächst sicherlich sehr verstört, sie hat aber auch etwas angestoßen, dass beide zum Nachdenken gebracht hat", so Hünseler. Nach der Papst-Vorlesung zu Vernunft und Glaube - damals waren Positionen aus dem Zusammenhang gerissen worden und hatten heftige Proteste bei vielen Muslimen ausgelöst - habe es auch Annäherung und Dialog gegeben, erklärte Hünseler:

Gemeinsame Interessen

Der Freiburger Professor für Islamwissenschaften, Maurus Reinkowski, sieht in der Erklärung das Ergebnis gemeinsamer Interessen, die hier offensichtlich aufeinandertreffen: Die Religionsführer im Iran ebenso wie im Vatikan erkennen immer mehr ihre Gemeinsamkeiten im Kampf gegen einen säkularen westlichen "Relativismus" und Werteverfall. Weil der Papst unnachgiebig gegen den Zeitgeist vorgehe, genieße er - trotz seiner Regensburger Rede - viel Ansehen in islamischen Ländern.

Positives Echo bei der Politik

Auf Zustimmung stieß das Dokument auch bei CDU. Als großen Schritt im christlich-muslimischen Dialog wertete die Kirchenbeauftragte der Unionsfraktion im Bundestag, Ingrid

Fischbach, die gemeinsame Erklärung. "In einer Phase, in der die internationale Wahrnehmung des Islam häufig auf Terrorismus und Fundamentalismus beschränkt ist, kann eine solche Erklärung richtungweisend sein", sagte Fischbach. Beiden Seiten sei es hoch anzurechnen, dass sie den gemeinsamen friedvollen Dialog vorantrieben.

Der religionspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Hans-Michael Goldmann, begrüßte die "friedensstiftende Botschaft der Toleranz und des gegenseitigen Respekts". Er wünsche sich allerdings, "dass die christlich-muslimische Verständigung gelebt wird, indem die Rechte der Christen, insbesondere im Iran, gewahrt werden".