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Philippinen: Kampf dem Organhandel

30. April 2008

Die Philippinen machen gegen den florierenden Handel mit Organen mobil. Nach China und Pakistan wurden auch dort von der Regierung entsprechende Maßnahmen verkündet.

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Ärzte bei einer Transplantation, Foto: AP
Woher stammt dieses Organ?Bild: AP

"Die Ausländer leben von unserer Armut", klagte Gesundheitsminister Francisco Duque, nachdem die Philippinische Regierung am Mittwoch ein Verbot erlassen hatte, Organe an Ausländer zu verkaufen. Denn die Zahl der Transplantationen war seinen Angaben zufolge zwischen 2002 und 2006 um mehr als 60 Prozent gestiegen. Eine Niere etwa, das Hauptspendeorgan auf den Philippinen, bringt den zumeist aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Spendern zwischen 1.000 und 5.000 US-Dollar. Allein im vergangenen Jahr, so Duque, sei die Hälfte der gespendeten Nieren Ausländern eingepflanzt worden. Dabei schreibe ein Gesetz vor, dass jährlich nur zehn Prozent der Transplantationen an Ausländer erfolgen dürfe.

Strafen bei Verstoß

Pakistaner, die auf die Entnahme von Nieren warten, Foto: AP
Pakistaner warten auf OrganentnahmeBild: picture-alliance/dpa

Diesem Transplantationsbomm wollte die philippinische Regierung jetzt einen Riegel vorschieben. Wer künftig Organe an Ausländer verkauft, die keine verwandtschaftliche Beziehung zu dem Spender haben, muss – ebenso wie Mittelsmänner und Krankenhäuser - mit einer harten Strafe rechnen: Bis zu 20 Jahre Gefängnis sowie eine Geldstrafe von zwei Millionen Pesos (47.400 US-Dollar). Die meisten ausländischen Patienten kommen aus arabischen Staaten und Europa.

Die Kehrseite der Medaille

Grund ist der dortige Mangel: Allein in Europa warten nach EU-Angaben 40.000 Patienten auf Spenderorgane. Täglich sterben zehn Patienten, weil keine Organe zur Verfügung stehen. Das Europa-Parlament reagierte in der vergangenen Woche auf diese Zahlen und verabschiedete eine Reihe von Maßnahmen, mit denen die Organspendezahlen in europäischen Staaten erhöht werden sollen. So sollen unter anderem ein europäischer Organspendeausweis eingeführt sowie eine Hotline unter einer einheitlichen Nummer eingerichtet werden. Unter dieser Nummer könnten dann rund um die Uhr etwa medizinische und rechtliche Fragen geklärt werden, so die Idee. Ein gemeinsamer Pool vorhandener Spenderorgane könne nur im Spezialfall nützlich sein. Dem Transfer von "Lebendorganen" von einem in ein anderes Land seien geografische Grenzen gesetzt. Mit diesen Maßnahmen soll einerseits nicht nur die Zahl der Organspender erhöht werden sondern andererseits auch der illegale Organhandel bekämpft werden.

Kampf dem Organhandel

Der CDU-Abgeordnete Peter Liese kritisierte den "Transplantations-Tourismus", wie er in asiatische Länder, wie eben auch den Philippinen, immer häufiger vorkommt. Er untergrabe die Glaubwürdigkeit des Spendersystems, so Liese. Deshalb solle ein gesamteuropäisches Datenbank- und Informationsnetz aufgebaut werden, das den lückenlosen Weg eines Spenderorgans dokumentiert. Ferner sollen Käufer illegaler Organe sowie medizinisches Personal, das diese Organe einpflanzt, härter bestraft werden, so seine Forderung. Denn nach Recherchen des Europarats holen vor allem die ärmeren Länder in der europäischen Nachbarschaft, wie etwa Bosnien, Mazedonien und die Türkei beim illegalen Handel mit Organen auf. (hy)