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Jede dritte Hinrichtung

16. April 2008

Eine neue Studie von Amnesty International bestätigt: In China werden so viele Häftlinge hingerichtet wie in keinem anderen Land. Es folgen der Iran, Saudi-Arabien, Pakistan und die USA.

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Hinrichtungskammer in den USA, Quelle: AP
Hinrichtungskammer in den USABild: picture-alliance/ dpa

3347 Menschen in 51 Ländern wurden im vergangenen Jahr 2007 zum Tode verurteilt, 13 Prozent weniger als 2006. Nur knapp ein Drittel der Weltbevölkerung in Staaten, die nicht hinrichten, kritisierte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) bei der Vorstellung ihrer aktuellen Studie am Dienstag (15.4.2008).

AI zählte im vergangenen Jahr weltweit 1252 Hinrichtungen in 24 Ländern. Das sind 21 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Gros der Hinrichtungen geht auf das Konto einer Handvoll Staaten. Rund 90 Prozent der Hinrichtungen wurden in China, im Iran, in Saudi-Arabien, Pakistan und den USA verübt.

Hervorzuheben sei, dass sich die Zahl der Tötungen im arabischen Raum im Gegensatz zum eigentlich rückläufigen Trend verfielfacht habe. In Saudi-Arabien habe sich mit 143 Hinrichtungen die Zahl im Vergleich zum Jahr 2006 beispielsweise mehr als verdreifacht. Auch im Iran stieg die Zahl der Hinrichtungen von 177 im Jahr 2006 auf 317 im Jahr 2007 an.

China ist noch immer das Land mit den meisten Hinrichtungen gewesen. "China, gewinnt diese makabre Disziplin auch im Jahr vor den Olympischen Spielen", erklärten die AI-Experten in Berlin. Laut Statistik wurden in der Volksrepublik im vergangenen Jahr 470 Menschen hingerichtet.

Hohe Dunkelziffer

AI geht in China wie in anderen Staaten von einer großen Dunkelziffer aus. Dabei beruft sich die Organisation auf Angaben der US-Organisation "Dui Hua Foundation", wonach es in Wirklichkeit rund 6000 Exekutionen in China gegeben habe.

Offizielle Zahlen gibt es nur aus wenigen Staaten, wie zum Beispiel den USA. AI kritisierte die Praxis der Geheimhaltung. "Viele Regierungen behaupten, dass Hinrichtungen von der Öffentlichkeit unterstützt würden. Daher haben die Menschen auch das Recht zu wissen, was in ihrem Namen geschieht", erklärte die Organisation.

Hinrichtungen wegen Steuerhinterziehung

AI betonte, dass Todesstrafen zunehmend auch für weniger gravierende Delikte ausgesprochen werden. In Saudi-Arabien stehe die Todesstrafe beispielsweise auf Homosexualität, in Südostasien auf Drogenhandel und in China könne man wegen Korruption und Steuerhinterziehung zum Tode verurteilt werden.

Die Hinrichtungsmethoden sind unterschiedlich: In den USA werden der elektrische Stuhl und die Giftspritze angewendet. Im Iran werden Menschen durch Steinigung getötet, in Saudi-Arabien durch Enthauptung. Hängen ist unter anderem in Ägypten, Irak, Japan und im Iran erlaubt. Der Tod durch Erschießen ist in China, Taiwan und Weißrussland gängige Praxis.

AI forderte alle diese Staaten zu einem sofortigen Hinrichtungsstopp als ersten wichtigen Schritt zur weltweiten Abschaffung dieser Strafe auf. (fs)

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