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Gefragte Gamer

Leila Knüppel18. März 2008

Geld verdienen mit der Gamekonsole: An der Mediadesign-Hochschule in Düsseldorf lernen Studenten, Computerspiele zu entwickeln. Ein Job ist ihnen so gut wie sicher, denn die Spielbranche boomt weltweit.

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Games-Convention
"Gamen" ist längst eine Massen-Beschäftigung gewordenBild: picture-alliance/ dpa

Ein kleines, rundes Raumschiff schwebt durch den Weltraum, schießt auf Feinde und kämpft um Rohstoffe, die auf den bunten Planeten zu finden sind. Falko drückt auf die Computermaus und lässt das Raumschiff zum nächsten Planet fahren und andocken. Gemeinsam mit anderen Kommilitonen hat der 27-Jährige das Computerspiel konzipiert, gestaltet und programmiert. Er studiert Gamedesign, "Spielemacher" würde man den Beruf auf Deutsch wohl nennen. "Ich hatte eine Ausbildung als Informatiker gemacht und dabei entdeckt, dass ich lieber etwas Kreativeres tun möchte als Computer reparieren." Dann fand er den Studiengang Gamedesign an der Mediadesign-Hochschule Düsseldorf und musste nur noch seine Eltern davon überzeugen. Die konnten sich zunächst darunter nichts Konkretes vorstellen.

Lernen oder spielen?

Falkos Kommilitone, der 22-jährige Sebastian, kann von ähnlichen Reaktionen seiner Eltern und Großeltern berichten. Doch mittlerweile hat sein Studium auch zu Hause enorme Vorteile: "Ich kann Spielen schon fast als Lernen verkaufen", erzählt er. Seinen Eltern sage er, dass er jetzt lernen müsse, und stattdessen hocke er sich dann stundenlang vor die Konsole.

Den Bachelor Studiengang Gamedesign gibt es in Düsseldorf seit 2006. Er ist eine der wenigen Ausbildungsmöglichkeiten für Spieleentwickler in Deutschland überhaupt. Ganz günstig ist das Studieren jedoch nicht: Immerhin 799 Euro monatliche Gebühren müssen entrichtet werden. Dafür gehört das Ausprobieren neuer Computerspiele zwar auch zum Programm, doch leidenschaftlicher Zocker zu sein, reicht für das Studium natürlich nicht aus.

Mathematik und Kreatives

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Der Nachwuchs sitzt schon in den StartlöchernBild: picture-alliance/ dpa

In der Informatikvorlesung müssen die Studenten des ersten Semesters Programmieren lernen, später kommt die Arbeit mit Grafik- und Animationsprogrammen dazu. Klassische künstlerische Disziplinen wie Zeichnen und Modellieren gehören ebenfalls zum Studium. In einem Seminar lernen die Studenten zum Beispiel, eine fiktive Kreatur für ein Spiel zu entwerfen – erst auf dem Papier, dann als kleine Skulptur. Falkos fertige Figur steht nun in der Glasvitrine auf dem Flur der Hochschule – ein etwa 30 Zentimeter hoher Krieger starrt die vorbeikommenden Studenten aus dunkelbraunen Augen an.

Am Anfang durchlaufen alle Studenten gemeinsam die Kurse. Nach vier Semestern spezialisieren sie sich und entscheiden, ob sie nach dem Studium Spielkonzepte entwickeln, die Fantasiewelten gestalten oder diese programmieren wollen.

Gute Karrierechancen

Ein Job nach dem Studium ist ihnen so gut wie sicher, bestätigt Professorin Linda Breitlauch. Denn obgleich Computerspiele in der Öffentlichkeit als Kinderkram oder gefährliche Randerscheinung wahrgenommen werden – immer mehr Leute sitzen vor der Konsole. Und immer mehr Produktionsfirmen entstehen in Deutschland. Der Spielbereich habe Wachstumsraten bis zu 20 Prozent, berichtet Breitlauch. "Das kann man irgendwann nicht mehr ignorieren." Die Neuentwicklung eines Spiels lässt sich vom finanziellen, zeitlichen und personellen Aufwand durchaus mit großen Kinoproduktionen vergleichen. Der Prozess könne bis zu drei Jahren dauern, erzählt Breitlauch.

Schmuddel-Image nicht verschwunden

Zwar hinkt Deutschland generell bei der Spielentwicklung den USA oder dem asiatischen Markt noch hinterher, doch einzelne Projekte wie das Strategiespiel "Siedler" oder das aufwändig produzierte Action-Spiel "Crisis" können international durchaus mithalten. Ihr Schmuddel-Image sind die Computerspiele in Deutschland trotz allem nicht losgeworden. Das bekommen die Studenten immer wieder zu spüren, erzählen Falko und Sebastian. Vor allem Gewaltspiele geraten immer wieder in die Kritik.

Für Sebastian sind die neu erschaffene Welten, die man in den Spielen durchstreift, einfach fantastisch: "Faszinierend an Spielen ist eigentlich unglaublich viel, sei es ein Charakter oder eine Storyline, die einen anspricht, oder wenn es nur die Bilder sind, die einen für zwei, drei Minuten davor fesseln, weil die so unglaublich facettenreich sind." Und diese Faszination will er irgendwann mit einem eigenen kommerziellen Computerspiel vermitteln.