1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

1 Prozent im Knast

29. Februar 2008

In keinem anderen Land der Welt werden so viele Menschen eingesperrt wie in den USA. Und die Zahl der Gefängnisinsassen wächst weiterhin. Für viele Bundesstaaten wird die Strafverfolgung zu einem finanziellen Problem.

https://p.dw.com/p/DFc1
Gefängnis in Arizona, Quelle: AP
Gefängnis in ArizonaBild: AP

In den USA sitzen mehr Menschen hinter Gittern als je zuvor. Die Zahl der Häftlinge in den Gefängnissen habe Ende 2007 mit 2,3 Millionen einen neuen Rekordstand erreicht, teilte das Politik-Forschungsinstitut "Pew Center on the States" (PEW) am Donnerstag (29.2.2008) mit. Das "Pew Center on the States" befasst sich mit politischen und gesellschaftlichen Fragen, die die US-Bundesstaaten betreffen.

Alcatraz in San Francisco, Quelle: AP
Alcatraz in San Francisco - das wohl berühmteste Gefängnis a. D.Bild: AP

Dem Bericht zufolge haben die USA weltweit den höchsten Anteil von Gefangenen an der Gesamtbevölkerung - insgesamt waren Anfang 2008 2,3 Millionen US-Amerikaner in Haft. In China seien schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen im Gefängnis, in Russland 890.000.

Spezielle Problemgruppen

Im vergangenen Jahr stieg demnach die Gesamtzahl aller US-Gefangenen um rund 25.000. Bei Afro-Amerikanern und Latinos sei der Anteil der Inhaftierten überdurchschnittlich hoch. So sei jeder 15. erwachsene Afro-Amerikaner und jeder 36. Latino im Gefängnis, verweist die PEW-Studie auf jüngste Angaben des US-Justizministeriums. Bei weißen US-Bürgern dieser Altersgruppe befinde sich nur einer von 106 in Haft. Derzeit seien 13 Mal so viele Männer im Gefängnis wie Frauen. Deren Zahl steige aber stetig.

Die Kosten für die 50 US-Bundesstaaten zum Unterhalt der Haft- und Justizvollzugsanstalten belaufe sich auf 49 Milliarden Dollar (32 Milliarden Euro) jährlich, heißt es in der Studie. Vor 20 Jahren hätten die Kosten 11 Milliarden Dollar betragen. Ein Häftling verursache derzeit pro Jahr durchschnittliche Kosten von 23.876 Dollar.

Neue Konzepte gefragt

Das Union-County-Gefängnis in New Jersey, Quelle: AP
Gleich mehrere Hochhäuser: Das Union-County-Gefängnis in New JerseyBild: AP

Von 1987 bis 2007 habe sich die landesweite Zahl der Häftlinge fast verdreifacht. Hintergrund seien strengere Gesetze, eine Rekordzahl von Drogen-Verbrechen und hohe Kriminalitätsraten.

Die Rückfallquote von entlassenen Strafgefangenen ist der Studie nach in den vergangenen Jahrzehnten etwa gleichgeblieben. Etwa jeder zweite Gefangene werde binnen drei Jahren nach seiner Entlassung wieder straffällig.

Die ständig wachsende Zahl von Gefängnisinsassen belaste die ohnehin finanziell gebeutelten US-Bundesstaaten und beschränke ihre Möglichkeiten im Kampf gegen die Kriminalität. "Trotz der vielen Gelder für den Strafvollzug gibt es keine überzeugende Ergebnisse für die öffentliche Sicherheit", schreibt der PEW-Direktor Adam Gelb. Deshalb überlegten mehr und mehr Staaten, alternative - und vor allem billigere - Strafmaßnahmen gegen Personen zu verhängen, die keine schweren Straftaten verübt haben. Viele Gefängnisinsassen seien heute wegen relativ harmloser Straftaten oder wegen der Verstöße gegen ihre Bewährungsauflagen wieder im Gefängnis. (kas)