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Ausspähung bleibt möglich

Peter Philipp28. Februar 2008

Auch wenn Online-Durchsuchungen in Deutschland zukünftig nicht so einfach zu machen sein werden, das Internet kennt keine nationalen Grenzen: Aus dem Ausland wird weiterhin spioniert werden, wie Peter Philipp erklärt.

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Symbolbild Online-Durchsuchung, Quelle: AP
Nationale Mauern sind kein Garant für die eigene FestplatteBild: AP

Das Ausspähen von Computern durch deutsche Behörden ist illegal - außer bei dringendem Tatverdacht. Dieses Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat sicher so manchen aufatmen lassen, der bereits einen weiteren Teil seiner Privatsphäre verloren wähnte - nämlich die seiner heimischen Festplatte.

Dabei sollte jedem klar sein, dass mit dem Urteil zwar das Vorgehen deutscher Behörden reglementiert wurde, nicht aber das anderer Staaten und deren Behörden. Von den Machenschaften krimineller Elemente ganz zu schweigen. Die Stärke des Internets als globales Medium grenzüberschreitend zu agieren, könnte deswegen bei der Frage von Computer-Ausspähung auch eine seiner großen Schwächen sein.

Das Problem ist nicht vom Tisch

"Man hat natürlich die Möglichkeit, national einen Riegel vorzuschieben. Aber letztendlich ist es so, dass international der Weg dafür weiterhin frei bleibt", sagt Marco Di Filippo, Direktor der Firma VisuKom, die sich auf die Sicherung von Computersystemen gegen Angriffe von außen spezialisiert hat. Er glaubt nicht, dass das Problem vom Tisch ist.

So, wie Kriminelle aus anderen Ländern sich mit Hilfe von Trojanern unbemerkt Zugang zum Computer verschaffen, so wie offizielle chinesische Stellen zugegebenerweise bereits offizielle deutsche Computer ausgespäht haben, so werden doch mit Sicherheit fremde Geheimdienste längst versuchen, in Deutschland PCs auszuforschen.

PC-Kontrolle läuft schon

Seit dem Zweiten Weltkrieg tat man das mit Hilfe des Telefon-Überwachungsdienstes Echelon: Amerikaner, Briten, Kanadier, Australier und Neuseeländer zogen ein umfangreiches System der Telefon-Überwachung hoch, um sich gegen die Sowjetunion zu schützen.

Nach deren Wegfall konzentrierte man sich zunehmend auf Wirtschaftsspionage und seit dem 11. September auf die Suche nach Terroristen. Hierbei wurde die Arbeit von Boden-Abhörstationen – auch auf deutschem Boden - immer mehr auf Satelliten verlagert. Es gilt als sicher, dass längst nicht nur Telefonate abgehört und auf kritische Ausdrücke hin gescannt werden. Sondern dass man längst auch begonnen hat, PCs von Verdächtigen zu kontrollieren – ohne Rücksicht auf Landesgrenzen oder örtliche Zuständigkeiten. Das Internet macht's möglich. "Inwieweit das momentan gemacht wird, kann ich mir nur vorstellen - dadurch dass ich weiß, wie technisch einfach die Abhörmöglichkeiten sind", sagt Di Filippo. Er sei aber gleichzeitig skeptisch, ob mit solchen Maßnahmen tatsächlich wichtige Erkenntnisse gewonnen werden könnten.

Es gibt andere Wege

Denn wer etwas zu verbergen habe, der wisse natürlich, wie er das tun kann: Entweder seine Daten auf einem nicht von außen zugänglichen Computer zu speichern oder auf einem USB-Stick. Oder aber den eigenen PC gründlich auf Trojaner untersuchen: Dabei kann man Eindring-Versuche in der Regel feststellen und entsprechend darauf reagieren. Die kriminellen oder terroristischen Täter werde man deswegen in der Regel nicht mit Ausspähversuchen finden - stattdessen aber das Gros der unbescholtenen Bürger verunsichern und verärgern, sagt Di Filippo.

Und so wenig man erklären könne, dass fremde Geheimdienste die nun verbotene Ausspähung auch in Deutschland durchführen, so wenig scheinen selbst die deutschen Behörden solches auszuschließen. Beispiel Blackberry: Bei deutschen Bundesbehörden sei es aktuell verpönt, einen Blackberry einzusetzen. "Weil der Blackberry zwar eine verschlüsselte Kommunikation hat, aber die Daten im angelsächsischen Raum liegen", erklärt Di Filippo. Und andere Nationen hätten natürlich andere Mittel und Gesetze.