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Schutz für die Ärmsten

Blagorodna Grigorova20. Februar 2008

Auch Menschen, die weniger als ein Dollar am Tag verdienen, können sich gegen Tod, Krankheiten und Naturkatastrophen versichern - durch Mikroversicherungen.

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Hurrikan Felix in Nicaragua: Zerschlagenes Haus in Puerto Cabezas
Folgen des Hurrikans Felix in NicaraguaBild: AP

Vor zehn Jahren wütete der Hurrikan "Mitch" mit Stärke fünf - der höchsten Kategorie - über Mittelamerika. Rund 14.000 Menschen starben in Nicaragua und Honduras, ebensoviele werden bis heute vermisst. Millionen Menschen wurden obdachlos, die wirtschaftlichen Schäden für beide Länder waren enorm. "Insgesamt 3,4 Milliarden Dollar und das bei Staatshaushalten, die wirklich viel kleiner sind", sagt Jürgen Schmitz, Leiter des Vorsorgeprogramms der Deutschen Welthungerhilfe in Nicaragua. "Die Infrastruktur war komplett zerstört - Straßen, Schulen, Trinkwassersysteme, Häuser. Die ganzen Ernten wurden vernichtet."

Halbes Jahr nach Tsunami - Zerstörungen in Banda Aceh
Zerstörungen in Banda Aceh nach dem TsunamiBild: dpa - Bildfunk

Im November 2007 suchte erneut ein Hurrikan der Stärke fünf Mittelamerika heim. "Felix" hat jedoch nicht so viele Schäden angerichtet. In Nicaragua starben etwa 40 Menschen, weitere 120 werden bis heute vermisst. Dieses Mal waren einige Regionen in Nicaragua auf das Naturereignis besser vorbereitet. Die Deutsche Welthungerhilfe hatte nach Hurrikan "Mitch" ein Katastrophenschutz-Vorsorgeprogramm gestartet. Sie baute Frühwarnsysteme auf und bildete Brigaden aus, die bei der Evakuierung der gefährdeten Regionen halfen.

Versicherungen für die am schlimmsten Betroffenen

Besonders schwer betroffen von den Hurrikans waren beide Male die Ärmsten der Armen: Bauern und Tagelöhner, die maximal zwei Dollar pro Tag verdienen. Menschen wie sie sollen sich nun auch versichern können. Seit der Tsunami-Katastrophe in Südasien 2004 arbeiten Versicherungsgesellschaften mit der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, GTZ, und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen an der Initiative "Mikroversicherung". Dabei geht es um Grundschutz gegen Hauptrisiken für die Armen. "Menschen, mit denen wir es in der Entwicklungszusammenarbeit vornehmlich zu tun haben, haben sehr geringe finanzielle Ressourcen. Deshalb ist die Versicherung entstanden", sagt Rüdiger Krech, Experte für Soziale Sicherheit bei GTZ.

Tsunami erschüttert Asien
Bandah Aceh nach dem Tsunami 2004Bild: AP

"Familien-Regenschirm", so heißt eine Mikroversicherung für Indonesien. Für weniger als 50 Cent pro Jahr kann man eine Kreditlebensversicherung abschließen. Wenn der Kreditnehmer stirbt, bekommen die Angehörigen das Doppelte der ursprünglichen Kreditsumme ausgezahlt. Damit sich der Aufwand für die Versicherer lohnt, übernehmen einheimische Nichtregierungsorganisationen oder ländliche Genossenschaften größtenteils die Verwaltung der Policen.

Versicherung als Entwicklungspolitik

Sogar Versicherungen gegen Naturkatastrophen könnten in Regionen angeboten werden, die häufig davon betroffen sind. Die Versicherer erhoffen sich keine riesigen Umsätze von den Mikroversicherungen. Sie glauben aber, mit ihnen mittelfristig einen Massenmarkt erfassen zu können. Doch Mikroversicherungen erfüllen auch eine wichtige entwicklungspolitische Aufgabe: Familien vor Armut zu schützen. Versicherte Familien sind Schicksalsschlägen wie Tod, Krankheit oder Naturkatastrophen nicht mehr wehrlos ausgesetzt und alleine von Nothilfe abhängig. Sie können sich in der Not ein Stück weit selbst helfen - vor allem dafür sind Mikroversicherungen gedacht.