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Zweisprachige Vision

Maik Meuser, Berlin15. Februar 2008

Kinder zweisprachig aufwachsen zu lassen, liegt im Trend. Aber was tun, wenn beide Eltern Deutsche sind? Mehr als 600 zweisprachige Grundschulen gibt es in Deutschland - private und öffentliche.

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Welche Sprachen sprichst du? Kinder im Klassenzimmer einer zweisprachigen Berliner Schule (Foto: DW)
Welche Sprachen sprichst du?Bild: DW

Berlins nördlicher Bezirk Wedding. Hier verdient eine Privatschule am gestiegenen Interesse für zweisprachigen Unterricht schon ab der Grundschule Geld. In einem alten Fabrikgelände hat die Phorms AG ihre Klassenzimmer eingerichtet – bunt, gemütlich, aufgeräumt. 20 Kinder sitzen hier im Kreis auf dem Boden.

Spaß an Fremdsprachen bei frühem Kontakt?

Verena Herz ist die Klassenlehrerin der H1 - "H" wie Herz. Die 29-Jährige ist Deutsche, hat aber Anglistik studiert und mehrere Jahre im englischsprachigen Ausland gelebt. Im Unterricht versucht sie die Kinder möglichst nur auf Englisch anzusprechen. Überfordert würden die Kinder damit nicht, da ist sie sich sicher. "Es ist doch bewiesen, dass Kinder umso mehr Spaß an Fremdsprachen haben, je früher sie damit in Kontakt kommen", sagt Herz. Außerdem könnten die Kinder mehr aufnehmen, da sie selbst noch im Lernprozeß ihrer eigenen Muttersprache steckten.


Phorms ist so etwas wie eine Privatschulen-Kette. Neben Berlin gibt es Grundschulen in Köln, Frankfurt am Main und München. Das Geschäft läuft gut. In der Hauptstadt soll in diesem Jahr bereits die zweite Grundschule entstehen - 40 soll es in den nächsten zehn Jahren in ganz Deutschland geben.

Eltern kaufen eine Zukunftsvision

Aber Phorms sei keine Eliteschule, darauf besteht die Leiterin Celia Budge. "Wir haben Eltern, die wirklich sehr hart arbeiten, um sich diese Schule leisten zu können." Also nicht nur Kinder, deren Eltern viel Geld haben, kämen hierher, sondern ein Querschnitt der Gesellschaft, sagt Budge. Menschen, die ihren Kindern eine Zukunftsvision kaufen wollten.


Die Zahl deutscher Schulen, die zweisprachigen Unterricht anbieten, hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Sprachliche Kompetenz für bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt - dafür Zahlen die Eltern der Phorms-Schüler je nach Einkommen zwischen 200 und 900 Euro - im Monat.

Auch öffentliche Grundschule mit zweisprachigem Unterricht

Dass es auch anders geht zeigt die Regenbogenschule im Berliner Problembezirk Neukölln. Dort leitet Norbert Weiser einen deutsch-französischen Sektor – ein ehrgeiziges Projekt: Kinder aus der Umgebung sollen an der öffentlichen Grundschule zweisprachig lernen – und das von der ersten Klasse an.

Kemal ist einer von 20 Schülern der Klasse SF 1. Wenn "Partnersprache" auf dem Stundenplan steht, wird die Gruppe aufgeteilt. Auf Kemal und seine Gruppe wartet Madame Binet. Sie bringt den Kindern spielerisch Französisch bei. Gesprochen wird über das mitgebrachte Pausenbrot oder die selbst gesetzten Bohnenkeimlinge.

Keiner will die Kinder Überfordern

Förderung oder Überforderung – für Weiser ein klare Angelegenheit: "Das Verstehen nimmt rapide zu und dieses tägliche Konfrontiertsein mit einer weiteren Sprache ist für ein normales Kind einfach ein großer Vorteil."

Frühfranzösisch nennt sich dieses engagierte Projekt. Die Regenbogenschule ist eine von vier staatlichen deutsch-französischen Europaschulen in Berlin. Ein anspruchsvolles Programm, bei dem man sehr genau aufpassen muss, dass die Kinder nicht überfordert werden, sagt Weiser.

Phorms: eine Art Privatschulen-Kette. Eine Schülerin läuft über den Schulgang (Foto: DW)
Phorms: eine Art Privatschulen-KetteBild: DW
Will keine Eliteschule leiten: Celia Budge (Foto: DW)
Will keine Eliteschule leiten: Celia BudgeBild: DW