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El Kaida bekennt sich

28. Dezember 2007

Einen Tag nach dem Mord an Benazir Bhutto beginnt die Suche nach den Hintermännern: Laut Medienberichten hat sich das Terrornetzwek El Kaida zu dem Anschlag bekannt. Die massiven Proteste gegen die Tat gehen weiter.

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Zwei Frauen trauern um Benazir Bhutto (27.12.2007, Quelle: AP)
Stille Trauer aber auch gewaltsamer Protest nach dem Mord an BhuttoBild: AP

Wie die Zeitung "Asia Times" am Freitag (28.12.2007) in ihrer Onlineausgabe berichtete, übernahm die Führung der El Kaida telefonisch die Verantwortung für die Ermordung der 54-Jährigen. Den Angaben zufolge soll es sich bei dem Anrufer um den Chef des Terrornetzwerkes in Afghanistan, Mustafa Abu al-Yazid, handeln. Er habe den Mord als "ersten großen Sieg" gegen die Verbündeten des Westens in Pakistan bezeichnet, hieß es weiter.

Benazir Bhutto kurz vor dem Attentat bei einer Wahlkampfveranstaltung (27.12.2007, Quelle: AP)
Ihr letzter Auftritt - Benazir Bhutto kurz vor dem Attentat bei einer WahlkampfveranstaltungBild: AP

Bhutto war am Donnerstag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Rawalpindi von einem Attentäter durch Schüsse tödlich verletzt worden. Anschließend sprengte sich der Attentäter selbst in die Luft und riss mindestens 20 weitere Menschen mit in den Tod. Sie soll noch an diesem Freitag in ihrem Heimatort Garhi Khuda Baksh in der südpakistanischen Provinz Sindh beigesetzt werden. In der Nacht war der Leichnam mit einem Militärflugzeug von Rawalpindi nach Sukkur überführt worden. Sie soll ihre letzte Ruhe an der Seite ihres Vaters finden, der 1977 als pakistanischer Regierungschef vom Militär gestürzt und zwei Jahre später hingerichtet worden war. Auch zwei ihrer Bürder, die unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen, sind dort begraben.

Zehntausende kommen zum Begräbnis

Zehntausende ihrer Anhänger haben sich auf den Weg in ihren Heimatort gemacht. Dort soll am Nachmittag die Trauerfeier für die frühere Regierungschefin stattfinden. Nach Augenzeugenberichten haben Sicherheitskräfte die Gemeinde in der Provinz Singh weiträumig abgesperrt. Dennoch versuchten Zehntausende zu Fuß den Ort zu erreichen. An mehreren Straßensperren habe es Zusammenstöße zwischen Polizisten und Bhutto-Anhängern gegeben.

Nach dem Attentat war es in der Nacht landesweit zu Ausschreitungen aufgebrachter Bhutto-Anhänger gekommen. Bei den Protesten sind am Freitag im Nordwesten des Landes rund 4.000 ihrer Anhänger auf die Straße gegangen. Ein Büro einer regierungsnahen Partei wurde gestürmt. Verletzt wurde aber niemand.

Brandstiftung, Plünderungen und massive Proteste

Anhänger Bhuttos tragen ihren Sarg aus dem Krankenhaus in Rawalpindi (27.12.2007, Quelle: AP)
Trauer und Wut nach dem Tod an Benazir BhuttoBild: AP

Schon am Donnerstag kam es in ganz Pakistan zu schweren Unruhen, bei denen mindestens zehn Menschen ums Leben kamen. Die schwersten Unruhen wurden aus der südlichen Hafenstadt Karachi gemeldet. Autos und Regierungsgebäude wurden in Brand gesteckt, Geschäfte geplündert und Straßen mit brennenden Reifen blockiert.

Die Demonstranten protestierten gegen die radikalen Islamisten, die für den Anschlag verantwortlich gemacht werden, aber auch gegen Staatschef Pervez Musharraf: In Sprechchören wurde Musharraf von Anhängern Bhuttos als Mörder beschimpft, ihm wird vorgeworfen die Sicherheit im Land nicht garantieren zu können. Musharraf rief die Bevölkerung zur Ruhe auf und ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.

Die Regierung will offenbar trotz des Attentats an den für den 8. Januar geplanten Wahlen festhalten. Übergangsministerpräsident Mohammedmian Soomro erklärte am Freitag, es gebe derzeit keine Pläne die Wahl zu verschieben. Eine solche Entscheidung werde in Abstimmung mit allen politischen Parteien getroffen. "Im Moment bleibt es wie geplant bei den Wahlen", sagte Soomro auf einer Pressekonferenz. Er sei bereit, mit allen Parteien zu sprechen. Der Oppositionspolitiker Nawaz Sharif von der Muslimliga (PML), wie Bhutto ein ehemaliger Ministerpräsident, rief schon nach dem Attentat am Donnerstag zum Boykott der Parlamentswahl auf und forderte Staatschef Pervez Musharraf zum sofortigen Rücktritt auf. (mg)