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Auf dem Heimweg

Thomas Bärthlein17. Oktober 2007

Nach Jahren im Exil kehrt die ehemalige pakistanische Premierministerin Benazir Bhutto in ihre Heimat zurück. Doch ihre Popularität hat unter ihrer Einigung mit Präsident Musharraf gelitten.

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Benazir Bhutto, Quelle: AP
Benazir BhuttoBild: AP

Acht Jahre im Exil gehen zu Ende. Donnerstagmittag um ein Uhr Ortszeit soll Benazir Bhutto, aus Dubai kommend, in Karatschi landen. "Ich bin bereit und komme wie geplant. Ich denke nicht über das Risiko eines Attentats nach", erklärte sie vor der Abreise. "Das ist es nicht wert, ich muss an den Job denken, den ich zu erledigen habe."

Attentate als Normalität

Morddrohungen hat der Taliban-Anführer Baitullah Mesood gegen Bhutto ausgestoßen, weil sie in Interviews ausgesprochen pro-amerikanisch aufgetreten ist. Auch die Regierung hat bis zur letzten Minute versucht, Benazirs Rückkehr noch hinauszuschieben, unter anderem aus Sicherheitsgründen.

Anhänger von Bhutto in Multan verschönern einen Bus, mit dem sie zur Begrüßung nach Karatschi fahren wollen, Quelle: AP
Anhänger von Bhutto in Multan verschönern einen Bus, mit dem sie zur Begrüßung nach Karatschi fahren wollenBild: AP

Doch der Ex-General Ahsan Ahmad, der für Benazirs Sicherheitsvorkehrungen zuständig ist, meint dazu nur: "Damals, als es zwei, drei Attentatsversuche auf General Musharraf gegeben hat, hat der doch auch nicht das Land verlassen." Will heißen: Das sind doch alles nur Ausflüchte. Und in der Tat, eigentlich will Musharraf Benazir Bhutto lieber noch nicht im Land haben, weil seine Wiederwahl noch vom Obersten Gericht bestätigt werden muss; am Mittwoch wurde das Verfahren dazu erst einmal vertagt.

Demokratische Alternative?

Musharraf und Bhutto hatten sich Anfang des Monats auf einen Deal verständigt: Sie sollte ihm die Wiederwahl zum Präsidenten ermöglichen, dafür wollte er im Namen der "nationalen Versöhnung" eine Art Generalamnestie anordnen, unter die auch ihre Korruptionsverfahren fallen würden. Vorerst hat jetzt das Oberste Gericht beide Vorhaben auf Eis gelegt und behält sich eine Entscheidung vor.

Benazir Bhutto kommt aus einer der großen politischen Familien Asiens: Sie ist Tochter des 1979 vom Militär gehängten charismatischen Ministerpräsidenten Zulfikar Ali Bhutto. Sie wurde 1988 die erste Premierministerin eines muslimischen Landes, zweimal wurde sie wegen massiven Korruptionsvorwürfen aus dem Amt entfernt. In den vergangenen Jahren hat sich die 54-jährige stets als demokratische Alternative zum Militär präsentiert. Ihre Pakistan People's Party ist dazu eine Allianz mit dem anderen demokratischen Ex-Premier Nawaz Sharif eingegangen. Und sie hat anscheinend auch die US-Regierung überzeugt, dass sie als Demokratin wirksamer gegen Extremismus vorgehen kann als der seit 1999 regierende Militärdiktator Musharraf.

Deal mit dem Putsch-General

Anhänger des gestürzten Premiers Nawaz Sharif, der sofort nach seiner Rückkehr ausgewiesen wurde, Quelle: AP
Anhänger des gestürzten Premiers Nawaz Sharif, der sofort nach seiner Rückkehr ausgewiesen wurdeBild: AP

Doch wie passt das dazu, dass sie sich nun auf einen "Deal" mit ebendiesem Musharraf einlässt und möglicherweise sogar darauf spekuliert, unter ihm Premierministerin zu werden? Für Ayaz Amir, einen der angesehensten politischen Kommentatoren in Pakistan, ist Benazir ohnehin nicht die große Demokratin, als die sie sich gibt. "Als Musharraf damals putschte, hat Benazir das mehr oder weniger begrüßt und immer wieder signalisiert, dass sie bereit sei, sich mit ihm zu arrangieren", sagt er. "Vor diesem Hintergrund ist das gar nicht so eine große Kehrtwende, die die People's Party jetzt vollzieht."

Hunderttausende, vielleicht auch eine Million Menschen, werden Bhutto am Donnerstag auf den Straßen von Karatschi willkommen heißen. Viele ihrer Anhänger werden ihr den Deal mit Musharraf verzeihen.

Wachsender Unmut

Aber in der Bevölkerung wächst auch der Unmut über sie. Musharrafs autoritärer Regierungsstil ist unpopulär, Juristen und Journalisten gehen regelmäßig gegen ihn auf die Straße - und das beginnt auf Bhutto abzufärben. Umfragen zufolge hat Nawaz Sharif, der sich nicht mit Musharraf arrangieren will, Benazir an Popularität überholt. Wie sich das bis zu den Anfang Januar anstehenden Parlamentswahlen weiter entwickelt, bleibt abzuwarten.

Viele führende Politiker ihrer Partei distanzieren sich jedenfalls von Benazir Bhutto. Dazu gehört auch Ghulam Mustafa Khar, ehemals Vorsitzender ihrer People's Party in der wichtigsten Provinz Punjab. "In dieser Zeit hätte Pakistan politische Parteien und politische Führung bitter nötig", sagt er. "Und dass Benazir Bhutto gerade jetzt so ein Image bekommt und die Pakistan People's Party so an Popularität verliert, das schadet unserem Land. Das hat uns gerade noch gefehlt."