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Günter Grass

Holger Ehlig15. Oktober 2007

Deutsche Literatur hat es im Ausland schwer: Sie gilt als selbstverliebt und zu wenig unterhaltsam. Günter Grass jedoch, der jetzt 80 Jahre alt geworden ist, hat auch im Ausland treue Anhänger.

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Günter Grass
Günter GrassBild: AP

Günter Grass war stets einer, für den das Ausland sich erwärmen konnte – in mehr als 50 Sprachen wurden seine Bücher bislang übersetzt, und von den USA über Polen bis nach Indien und Korea begegnen ihm Leser und Schriftsteller mit allergrößter Hochachtung. Dies gilt auch für China, wie Jing Bartz feststellt, die in Peking das Deutsche Buchinformationszentrum leitet. „Vom Häuten der Zwiebel bis zur Blechtrommel – fast alle seine Werke sind ins Chinesische übersetzt worden und werden auch alle gelesen." Jing zitiert einen berühmten Literaturkritiker in China der sagt, dass Günter Grass ein sehr kunstvoller, kraftvoller Schriftsteller sei. Was die Chinesen besonders beeindrucke sei seine hartnäckige Kritik an der Gesellschaft und seine Reflexion der Vergangenheit Deutschlands.

Internationale Hochachtung

Diese weltweite Hochachtung überrascht das deutsche Feuilleton immer wieder, wobei es selbst nicht eben dafür bekannt ist, oft und gerne über den nationalen Tellerrand zu blicken. Besonders, als Günter Grass 1999 der Nobelpreis für Literatur zuerkannt wurde, war die Verwunderung groß über den weltweiten Applaus. Man kann sicherlich trefflich streiten über die literarische Qualität der späteren Werke des Altmeisters. Seine Reputation im Ausland aber ist für alle Zeiten an die "Blechtrommel" geknüpft. Das sagt auch Moon Seung-Hyun, Germanist aus Korea: "Durch den Film kennen sehr viele koreanische Leser die Blechtrommel und viele koreanische Schriftsteller verehren ihn."

Ikone der Weltliteratur

Die Blechtrommel, der Roman, mit dem Günter Grass vor jetzt fast 50 Jahren seine Abrechnung mit dem Nationalsozialismus leistete, hat ihn zu einer Ikone der Weltliteratur des 20. Jahrhunderts gemacht. Vielleicht, weil er seine Abrechnung nicht auf wohlfeile moralisierend-glatte Weise darbot, sondern die Burleske wählte für seine Darstellung und damit den Deutschen in der ausländischen Wahrnehmung ein menschliches Antlitz zurückgab - was auch in den USA hohe Achtung und Bewunderung hervorrief. Christina Knight vom German Book Office in New York: "Man schätzt an ihm, dass er ein guter Erzähler ist, und auch seine Schreibweise hat einen musikalischen Rhythmus, das kann mit Jazz verglichen werden." Auch der erfolgreiche Autor John Irving schätze ihn sehr. Er habe sogar in seinem berühmten Roman "A Prayer for Owen Meany" eine Oscar-Figur dargestellt, als Held seiner Geschichte, wie Knight erzählt. Er habe auch neulich zu Herrn Grass' Besuch in den Vereinigten Staaten einen Artikel über ihn geschrieben. "Ganz klar, wie sehr er ihn schätzt."

Fest steht: Ein großer Schriftsteller wird 80. Und die Welt gratuliert ihm.