1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Menschen gegen Minen

Fabian El Cheikh18. September 2007

Sie sieben die Erde durch - auf der Suche nach Minen. Die Gründer der Stiftung 'Menschen gegen Minen' entwickelten in Afrika eigene Verfahren zur Minenräumung. Ihre Erfolge sind messbar - in Kilometern.

https://p.dw.com/p/BhDo
Warnung vor Landminen in Kambodscha (Archivbild Quelle: AP)
Vorsicht Todeszone - Landminen verseuchtBild: AP

Als Hendrik Ehlers vor mehr als 15 Jahren nach Angola kam, traute sich keine Frau zum Brunnen, um Wasser zu holen. Kein Kind konnte die Schule besuchen, kein Bauer die Felder bestellen. Der 30-jährige Bürgerkrieg in dem südafrikanischen Land war zwar zu Ende, zurück blieben jedoch Millionen von Landminen - verscharrt auf Äckern, Wegen und Straßen, teilweise getarnt als Spielzeug oder Getränkebüchsen.

Gepanzertes Fahrzeug als Grundausstattung

Logo der Stiftung "Menschen gegen Minen"
"Menschen gegen Minen"

Die Welt hatte die schlummernde Gefahr der tödlichen Hinterlassenschaften von Kriegen noch kaum realisiert. Hendrik Ehlers und sein ehemaliger Schulkamerad Hans-Georg Krüssen aber handelten bereits. In Düsseldorf gründeten die beiden Rheinländer die Stiftung "Menschen gegen Minen" (MgM). Finanzielle Unterstützung kam von der Bundesregierung. Die Arbeit in Angola konnte starten - mit durchaus unkonventionellen Mitteln. Ein gepanzertes Fahrzeug mit einem Vegetationsschneider war eines ihrer ersten Werkzeuge, erzählt Ehlers. Sehr nützlich war auch der Straßenhobel, den sie in Namibia speziell panzern liessen. Nach zwei Jahren war ein erster großer Erfolg da. "Wir hatten 175 Kilometer Straße geräumt. So konnten 60.000 Flüchtlinge aus dem Flüchtlingslager wieder nach Hause gehen", so Ehlers stolz.

6000 Kilometer wieder betretbar

Aber das war nur ein Anfang: "Menschen gegen Minen" haben bisher insgesamt 6000 Straßenkilometer freigeräumt. Rund drei Millionen Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte konnten dank ihres Einsatzes inzwischen wieder heimkehren. Schwere Baumaschinen haben ihnen den Weg freigemacht: Sie fräsen den oberen Straßenasphalt ab, bevor Spürhunde die Minenwitterung aufnehmen. Der positive Nebeneffekt: Die von Schlaglöchern und Bombenkratern zerstörten Straßen werden anschließend von Aufbau-Teams repariert.

Zwei Minenräumer bei ihrer lebensgefährlichen Arbeit bei Kuningha, Angola (Archivbild 05.09.2003 Quelle: dpa)
Zwei Minenräumer bei ihrer lebensgefährlichen Arbeit bei Kuningha, AngolaBild: PA/dpa

Und nicht nur das: Ehlers und seine Leute haben auch eine eigene Räumungsmethode entwickelt - ein weltweit beachtetes Verfahren, bei dem man die Erde siebt. Eine große Trommel wird an einen Bulldozer oder an einen Trecker gekoppelt. Die Sieb-Tonne nimmt minenverseuchtes Erdreich auf und siebt es durch bis der ganze Sand herausgefallen ist. Die Minen bleiben in der Tonne hängen.

Mienen-Siebtrommel erfunden

Die Sieb-Methode sei nicht nur billig und schnell, sondern auch einfach und überall einsetzbar – und zudem sicher, sagt Erfinder Ehlers. Seit elf Jahren arbeitet die Stiftung mit dieser Methode unfallfrei. Wird eine Mine beim Sieben ausgelöst, ist das für den Maschinenführer nicht gefährlich. Extrem starker Panzerstahl und Panzerglas schützen den Minenräumer vor der Explosion. Das überzeugte auch die US-Amerikaner. Sie haben die Technik von den Deutschen zur Minenräumung in Afghanistan und im Irak übernommen.