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Das Geschäft floriert

Vera Möller-Holtkamp21. Juni 2007

Er ist Powerseller und nennt sich Palmenmann: Thomas Knappe. Sein Geschäft mit exotischen Pflanzen macht Spaß, denn es wächst und wächst via Internet. In zwei Jahren vom heimischen Garten zum riesigen Gewächshaus.

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Thomas Knappe giesst Hanfpalmen, DW/Vera Möller-Holtkamp
Thomas Knappe, gelernter Maurer und ImmobilienkaufmannBild: DW/Vera Möller-Holtkamp

LKW fährt zur Laderampe, DW/Vera Möller-Holtkamp
Lieferung aus Süd-SpanienBild: DW/Vera Möller-Holtkamp

Die Lastertüren öffnen sich knarrend, der Duft von Zitronen strömt aus dem Dunkel. Die Ladefläche des 40 Tonnen LKW ist voll gepackt mit zwei Meter fünfzig hohen Metall-Karren. Hinter den Plastikfolien lassen sich grüne Blätter erahnen. Kleine Orangen- und Zitronenpflanzen, Pampelmusen, Limetten - direkt aus dem südspanischen Almería transportiert mitten ins Ruhrgebiet - zu den Gewächshäusern des Palmenmanns in Castrop-Rauxel.

Aus Jux angefangen

Pflanzen für knapp 4000 Euro hat Thomas Knappe bestellt. Eine relativ kleine Lieferung. Der 35-Jährige ist Powerseller bei Ebay. Einer der 12.000 in Deutschland, die die Handelsplattform im Internet professionell nutzen. "Ich habe mich irgendwann nachts mal bei Ebay im Internet angemeldet mit dem Namen 'Kleiner Gärtner' und habe den Shop 'Der Palmenmann' gegründet. Und das war eigentlich nur ein Jux", erzählt Knappe. Er selbst hatte zu diesem Zeitpunkt vierzig Palmen im Garten stehen. Zu Anfang wollte er eigentlich nur sein Hobby finanzieren. Der gelernte Maurer und Immobilienkaufmann bot die Pflanzenableger und Samen im Internet an. Die Nachfrage war da.

Wundersames Wachstum

Im Garten, Treppenhaus, auf dem Dachboden: Überall züchtete er Palmen zum Verkauf bei Ebay. Das war vor zwei Jahren. "Das wurde dann immer mehr, und dann wollte ich es auch wissen und habe eine Gärtnerei angemietet mit 600 Quadratmetern, die dann nach einem Jahr schlagartig zu klein geworden ist."

Gewächshaus voller Pflanzen, Copyright: DW/Vera Möller-Holtkamp
Hier will er weiter wachsenBild: DW/Vera Möller-Holtkamp

Im März dieses Jahres ist er wieder mit seinen Palmen umgezogen. In ein Gewächshaus mit insgesamt knapp 12.000 Quadratmetern. Dreieinhalb Tausend bewirtschaftet Thomas Knappe jetzt schon. Ständig kauft er neue Pflanzen aus Holland, Spanien, aber auch aus Argentinien, Chile, Neuseeland.

Der Mittdreißiger redet schnell, und so wie seine Worte sprudeln scheinen sich auch seine Pflanzen zu vermehren. „Ich gehe jetzt in die Zucht. Ich züchte in Deutschland selber, und merke, je mehr man anbietet, desto mehr wird auch abgenommen." Seit März hat Thomas Knappe das Gewächshaus "ein oder zwei Mal leer gemacht", sagt er.

"Palmenmann" als Marke

Thomas Knappe nennt sich der "Palmenmann", und er hat sich diesen Firmennamen schützen lassen. Er will eine Marke werden, die für Qualität steht. Die Geschäfte – sie wachsen und gedeihen. Mittlerweile schafft er die Arbeit hier nicht mehr allein. Seine Mutter topft um, die Schwester packt die Pakete, und die Freundin macht die Fotos für Ebay und misst die Größe der Pflanzen für die Artikelbeschreibung ab.

Britta Dicken fotografiert eine Pflanze, DW/Vera Möller-Holtkamp
Britta Dicken fotografiert: Am Wochenende werden die Fotos für die Versteigerung online gestelltBild: DW/Vera Möller-Holtkamp

In der Hochsaison von März bis Juli brummt das Geschäft, sagt Knappe: "Da gehen am Tag so 50, 60, 70, 80 Sendungen raus. Über 1000 im Monat, aber zum Winter dann wird es weniger. Und wenn es wieder früh dunkel wird, die Leute Langeweile haben und vorm Internet sitzen, stelle ich auf Zimmerpflanzen um: Zimmerpalmen, Exoten, also besondere Sachen, die man nicht im Gartencenter bekommt."

Viel Arbeit das Geschäft mit dem Grünen Daumen

Es klingt so einfach – das Geschäft mit dem Grünen Daumen. Aber es steckt viel Arbeit dahinter. Sieben Tage die Woche, viel Disziplin und natürlich Geschäftssinn. Der Tag des Palmenmanns ist lang: Wenn die Saison losgeht, steht er morgens um sieben Uhr auf, füllt Paketscheine aus, beantwortet Emails und meldet die Speditionen an. Dann fährt er gegen neun Uhr ins Gewächshaus und stellt die Pflanzen bereit, die verschickt werden können. Seine Schwester macht die Pakete fertig. Täglich etwa zwei Stunden gießt Knappe das Palmenmeer. Zwischen drei und sieben Uhr kommen die Selbstabholer aus der Umgebung, die sich das Porto sparen wollen. "Dann flitze ich hier noch rum und topfe was um. Dann fahre ich nach Hause, esse was, schlaf mal eben kurz eine halbe Stunde auf der Couch ein und setze mich wieder vor den Rechner, was bis zwei oder drei Uhr morgens dauert. Und um sieben Uhr stehe ich wieder auf. Vier Stunden Schlaf in den drei Monaten sind normal", sagt Knappe und lacht.

Der Palmenmann hinter Blumenmeer, DW/Vera Möller-Holtkamp
Viel Grund zur FreudeBild: DW/Vera Möller-Holtkamp

Der Palmenmann beliefert Privatleute in Deutschland und ganz Europa. Mittlerweile hat er eine GmbH gegründet und ist dabei, einen Internetshop unabhängig von und parallel zu Ebay zu etablieren. Die Umsätze steigen in Spitzenzeiten in den fünf- bis sechsstelligen Bereich monatlich, gibt Knappe an. Ohne Ebay wäre er nicht da, wo er heute ist, stünde nicht zwischen tausenden Palmen, die regelmäßig gegossen und gedüngt werden wollen.

Ideales Sprungbrett aber teuer

"Ebay ist ein ideales Sprungbrett, um bekannt zu werden. Wenn ich bei google etwas eingebe, steht da sofort immer 'Schauen sie auch bei Ebay'. So werde ich größtenteils gefunden. Die meisten wissen aber immer noch nicht, dass es Pflanzen bei Ebay gibt, also da ist noch ein riesiges Potential da."

Aber Knappe findet auch kritische Worte. Mittlerweile sei Ebay schon "hinderlich geworden, weil es einfach zu teuer" sei. Die Handelspattform unterscheidet nicht, ob jemand einen Artikel am Tag verkauft oder Hunderte. Es gibt keine Mengenrabatte. Die Fotogebühren kosten immer dasselbe. Vier bis fünf Tausend Euro zahlt Thomas Knappe monatlich an Ebay. Außerdem ist ein Powerseller extrem abhängig von den Bewertungen, die die Käufer ins Internet stellen. Ist mal ein Blatt abgebrochen, läuft er Gefahr, schlecht bewertet zu werden. Kundenpflege ist daher wichtig.

Hand zeigt Früchte des Erdbeerbaums, DW/Vera Möller-Holtkamp
Die Früchte des Erdbeerbaums müssen noch reifenBild: DW/Vera Möller-Holtkamp

Riesige Yuccapalmen, chilenische Honigpalmen, 250 Jahre alte Olivenbäume, Oleander, Schlafbäume, Erdbeerbäume, Riesenbananen und neuerdings die Zitrusbäume. Thomas Knappe weiß nicht, wie viele Pflanzenarten hier stehen, wie viel Stück es insgesamt sind. Er weiß nur, dass sein Geschäft floriert, die Leute wie verrückt seine Pflanzen bestellen. Eine Erfolgsgeschichte via Internet: Der Palmenmann arbeitet im Internet, sein Pflanzenfachwissen zieht er aus dem Internet. Und seine Freundin hat er im Chat im Internet kennen gelernt.