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Glaube und Globalisierung

Klaus Krämer 6. Juni 2007

In Köln findet der 31. Deutsche Evangelische Kirchentag statt. Dabei geht es nicht nur um Glaubensfragen. Auch gesellschaftliche und globale Probleme kommen zur Sprache.

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Helfer des Kirchentages tragen das Symbol des Kirchentages, einen stilisierten Fisch, über das Messegelände in Köln.
Die Vorbereitungen laufen: Auf dem Evangelischen Kichentag soll es nicht nur um den Glauben gehen.Bild: picture-alliance/dpa

Es ist das kirchliche Ereignis des Jahres: Zum 31. Deutsche Evangelische Kirchentag (6. bis 10. Juni) werden in Köln mehr als 100.000 Dauerteilnehmer und viele tausend Tagesgäste erwartet. Feiern, Konzerte, Ausstellungen und Kabaretteinlagen: Über 3000 Veranstaltungen sind geplant, sie stehen unter dem Motto "Lebendig und kräftig und schärfer".

Markenzeichen evangelischer Kirchentage sind neben den Gottesdiensten Veranstaltungen, die auf drängende Fragen der Zeit eingehen. Zahlreiche Podien, Diskussionsrunden und Foren thematisieren das, was den Menschen unter den Nägeln brennt, was die Politik in Atem hält, was in der Gesellschaft Ängste schürt.

Veranstaltung von Laien für Laien

Der Name Kirchentag verleitet dazu zu meinen, es handele sich um eine Veranstaltung der Kirchen. Tatsächlich ist der Ausrichter ein gemeinnütziger Verein gleichen Namens, der 1949 von so genannten kirchlichen Laien ins Leben gerufen wurde. Mit Pastorenkirche und der oft schwerfälligen Struktur evangelischer Landeskirchen hat der Kirchentag also wenig zu tun. Kirchentag – das ist eine Veranstaltung von Laien für Laien. Die klassischen Anliegen der Initiatoren sind, das Urteilsvermögen der Menschen zu stärken, sie sprachfähig zu machen, sie im Glauben zu stärken.

"Was ist Zeitgeist und was ist Geist, der wirklich dem Leben des Menschen dient? Und was also ist geboten, das Christen tun sollen? Und wem müssen wir widersprechen?". Das sind laut Reinhard Höppner, Präsident des Kirchentags und frühere Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, zentrale Fragen für die Christen gegenwärtig. Im Unterschied zu den 1970er und 80er Jahren werde heute nicht klar zwischen dem unterschieden, was "dem Wort Gottes gemäß" sei und dem, dem man widersprechen müsse. "Das verschwimmt dann etwas", so Höppner. Drei thematische Schwerpunkte hätten sich bereits im Vorfeld herauskristallisiert, sagt Höppner: Globalisierung, Integration, und Ökumene.

Neue Denkansätze in der Globalisierungsdebatte

Ein stilisierter Fisch, Logo des Evangelischen Kirchentags 2007
Der 31. Evangelische Kirchentag will Brücken zu anderen Religionen bauen.

Dass das Laientreffen parallel zum G8-Gipfel stattfindet, sorgt für eine gewisse Brisanz. Immerhin will es neue Denkansätze in der Globalisierungsdebatte liefern. "Wir sind auf den G8-Gipfel gut eingestellt", erklärt Ellen Überschär, die Generalsekretärin des Kirchentags. "Das Motto heißt ´Die Macht der Würde – Globalisierung neu denken´. Wir meinen, dass die Würde ein interreligiös und interkulturell verständlicher Begriff ist. Er ist ein Kriterium, das in der christlich-jüdischen Tradition, in der wir in Europa stehen, sehr gut verankert ist. Er ist aber zugleich ein Kriterium, mit dem man weltweit operieren kann und mit dem man auch sagen kann, wo es Grenzen der ökonomischen Freiheit gibt."

Die rund 5000 internationalen Gäste - so viele wie noch nie bei einem Kirchentag - werden gespannt auf die entsprechenden Veranstaltungen warten, von denen eine am letzten Tag des G8-Gipfels besonders heraussticht. Mit Desmond Tutu und Agnes Aboum sollen zwei prominente Afrikaner zu diesem Thema sprechen. "Statements und Antworten" sollen gefunden werden auf das, was auf dem G8-Gipfel beschlossen worden ist, kündigt Überschär an.

Diese Veranstaltung unter freiem Himmel, gleich neben dem Dom, wird medial vernetzt mit den Protestaktionen in Heiligendamm. Sie soll dorthin eine direkte Brücke schlagen. Brücken bauen will der Kirchentag auch durch Begegnungen mit anderen Religionen, gerade in Köln. Dort gibt es eine große jüdische Gemeinde und dort haben islamische Dachverbände ihren Sitz. Im Stadtteil Ehrenfeld wird gerade die größte Moschee Deutschlands gebaut.

Programm mit Muslimen

Eine Vorbereitungsgruppe aus Muslimen und Christen hat laut Ueberschär ein "vielfältiges Programm" erarbeitet, "wie wir es noch nie auf einem Kirchentag hatten". Zum Beispiel soll es ein Begegnungszentrum geben, in dem praktische Probleme des Alltags thematisiert werden sollen.

Dass es bei einem evangelischen Kirchentag im traditionell katholischen Köln vielfältige ökumenische Kontakte gibt, versteht sich von selbst. Es gibt einen ökumenischen Gottesdienst im Dom und etliche große Gesprächpodien. Ein gemeinsames Abendmahl der großen christlichen Konfessionen wird wegen der ablehnenden Haltung der katholischen Kirchen aber vorerst Utopie bleiben.

Fragen nach Gerechtigkeit im Fokus

Geplant seien zwei Dinge, erklärt Ueberschär: "Ein Forum Ökumene, auf dem wir uns auch tatsächlich das Thema Abendmahl noch einmal vornehmen und fragen, wie es denn weitergehen kann, denn es muss weitergehen in der Abendmahlsfrage. Und gleichzeitig wird es eine von katholischen und evangelischen Christen gemeinsam verantwortete Reihe zum Thema Gerechtigkeit geben."

Die Frage nach Gerechtigkeit solle gestellt werden, erläutert Ueberschär: "Wir wollen diese Frage zum Thema Armut und Reichtum stellen. Wir wollen sie stellen zur Gerechtigkeit zwischen den Generationen und zur Gerechtigkeit zwischen den Religionen. In dieser Veranstaltung wird es auch ein interreligiöses Element geben."