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Drei Deutsche getötet

19. Mai 2007

Bei einem Selbstmordanschlag in Kundus sind drei deutsche Soldaten getötet und drei weitere verwundet worden. Die Taliban haben sich dazu bekannt - und es gibt Warnungen vor neuen Anschlägen.

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Militärpolizei des ersten deutschen Einsatzkontingentes der ISAF in Kunduz (2004). Quelle: AP
Afghanische Polizisten am Tatort in KundusBild: AP

Beim schlimmsten Anschlag auf die Bundeswehr in Afghanistan seit vier Jahren sind am Samstag (19.5.) drei deutsche Soldaten getötet und drei weitere verletzt worden. Ein Selbstmordattentat auf einem belebten Markt in der nordafghanischen Stadt Kundus riss insgesamt acht Menschen in den Tod. Auch 13 Zivilisten wurden verletzt. Bei einem zweiten Anschlag gegen die Bundeswehr außerhalb von Kundus kam offenbar niemand zu Schaden.

Die getöteten drei Bundeswehrsoldaten stammen aus Hessen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Das teilte Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) am Samstag im Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Geltow bei Potsdam mit. Der Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Peter Wichert, sowie ein General aus dem Ministerium seien in Afghanistan an den Ermittlungen gegen die Täter beteiligt. Die bei einem Anschlag in Afghanistan verletzten Bundeswehrsoldaten sollen am (morgigen) Sonntag nach Deutschland ausgeflogen werden. Die medizinische Kette in Afghanistan habe reibungslos funktioniert, sagte der Minister.

"Sehr erfolgreicher Anschlag"

Die Taliban haben sich zu dem Selbstmordanschlag bekannt. "Es war ein sehr erfolgreicher Anschlag auf ausländische Truppen", sagte Taliban-Kommandeur Mullah Hajatullah Chan der Nachrichtenagentur Reuters. Der Gouverneur der Provinz Kundus, Mohammad Omar, sagte, er habe Informationen erhalten, dass vier Selbstmordattentäter in die Provinz eingesickert seien. Sollten diese Informationen stimmen, wären noch weitere radikal-islamische Rebellen in Kundus, die nur darauf warten, ihr Leben für den von den Taliban ausgerufenen "Heiligen Krieg" gegen die afghanische Regierung und die ausländischen Truppen opfern zu dürfen.

Einsatz in Kunduz (2006)
Soldat in Kunduz (2006)Bild: AP

Selbstmord-Attentäter sind die neue Waffe der Taliban. Im vergangenen Jahr mussten die Rebellen durch schmerzhafte Verluste lernen, dass sie auf dem Schlachtfeld gegen die hochgerüsteten ausländischen Truppen nicht bestehen können. Sie verlegten sich auf Sprengfallen, die von den Soldaten gefürchtet werden - und auf Selbstmordanschläge, die kaum zu verhindern sind. Diese Anschlagform war in Afghanistan früher gänzlich unbekannt, nicht einmal gegen die verhassten Besatzer der Roten Armee schickten die Mudschaheddin Selbstmordattentäter ins Feld. Im vergangenen Jahr nun sprengten sich fast 140 Männer im Glauben an das danach versprochene Paradies in die Luft. Sie rissen nicht nur Soldaten, sondern auch etliche Zivilisten mit in den Tod.

Einsatz im Norden

Afghanistan Karte mit Kabul, Mazar-i-Sharif und Kunduz deutsch

Die Bundeswehr beteiligt sich seit Anfang 2002 an der Internationalen Schutztruppe ISAF in Afghanistan und stellt mit derzeit gut 3150 Soldaten das drittgrößte Kontingent. Darunter sind seit April 2007 knapp 200 Soldaten, die mit den so genannten Recce-Tornados Taliban-Stellungen ausfindig machen sollen. Außerdem beteiligt sich Deutschland mit einem Soldaten an einer Mission, mit der die Vereinten Nationen (UN) die Regierung Afghanistans beim Auf- und Ausbau rechtsstaatlicher Strukturen unterstützen. Die unter NATO-Kommando stehende ISAF-Truppe soll für die Stabilisierung des Landes und der Regierung von Präsident Hamid Karsai sorgen. Einsatzgebiet der Bundeswehr ist der vergleichsweise friedliche Norden Afghanistans, wo sich die deutschen Soldaten neben ihren militärischen Aufgaben vor allem um den zivilen Aufbau kümmern. Der Anti-Terror-Kampf gegen El Kaida gehört nicht zu den Aufgaben der ISAF, sondern wird von der Operation "Enduring Freedom" wahrgenommen. Diese Mission ist vom ISAF-Einsatz klar getrennt.

Beim Bundeswehreinsatz im Rahmen der ISAF sind insgesamt 21 deutsche Soldaten ums Leben gekommen. Der schwerste Anschlag auf deutsche Soldaten geschah am 7. Juni 2003, als ein deutscher Truppenkonvoi auf dem Weg zum Flughafen in Kabul von einem Selbstmordkommando angegriffen wurde. Damals wurden vier Bundeswehrsoldaten getötet, 29 verletzt. Zuvor war im Mai ein Bundeswehrsoldat bei der Explosion einer Mine getötet worden. Am 21. Dezember 2002 wurden beim Absturz eines Transporthubschraubers alle sieben deutschen Soldaten an Bord getötet. Im März 2002 kamen zwei deutsche und drei dänische ISAF-Soldaten bei der Entschärfung von Raketen in Kabul ums Leben. (sams)