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'Schräger als Fiktion'

6. Februar 2007

In Marc Forsters neuem Film "Schräger als Fiktion" prallen Wahrheit und Fiktion auf humorvolle Weise aufeinander. Hauptdarsteller Will Ferrell überzeugt in der tragisch-komischen Rolle des Finanzbeamten Harold Crick.

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Der Finanzbeamte Harry Crick (Will Ferrell) sitzt in dem neuen Kinofilm "Schräger als Fiktion" vor einer Wand mit Wolken
Harold Crick (Will Ferrell) ahnt, dass er eine Romanfigur istBild: dpa / picture alliance

Er trägt einen grauen Anzug, seine Krawatte ist akkurat gebunden und er erscheint jeden Morgen pünktlich mit seiner brauen Aktentasche bei der Arbeit: Harold Crick (Will Ferrell) ist ein Steuerbeamter, wie er im Buche steht - und das nicht bloß sprichwörtlich, sondern buchstäblich. Denn Harold Crick ist der Protagonist im neuen Buch der schrulligen Schriftstellerin Karren Eiffel (Emma Thompson), die als allwissende Erzählerin die Geschicke des spröden Bürohengstes lenkt.

Die Autorin ahnt nicht, dass ihr Romanheld tatsächlich existiert und auch Crick selbst bleibt es lange ein Rätsel, wessen Stimme er die ganze Zeit in seinem Kopf hört. Als ihm eine Psychologin nicht helfen kann, bittet der farblose Finanzbeamte den kauzigen Literaturprofessor Jules Hilbert (Dustin Hoffmann) um Rat. Der erklärt ihm, dass jede Geschichte entweder in eine Komödie oder eine Tragödie mündet.

Verliebt in einer Steuersünderin

Dustin Hoffman auf der Premiere von "Schräger als Fiktion" in Westwood, Kalifornien (30.10.2006)
Dustin Hoffman mimt den kauzigen Professor Jules HilbertBild: picture alliance / dpa

Für Crick stehen die Zeichen auf Tragödie, denn Karren Eiffel ringt mit sich, wie sie ihren letzten und möglicherweise besten Roman abschließen soll. Sie muss sich nur noch ausdenken, wie sie ihre Hauptperson am Besten umbringen kann. Von der Idee seines vorzeitigen Ablebens ist Crick alles andere als begeistert. Gerade hat er sich in die charmante und Steuern hinterziehende Keksbäckerin Ana (Maggie Gyllenhaal) verliebt. Zum ersten Mal hat er das Gefühl, dass das Leben mehr ist als Steuerformulare und Pedanterie. Doch es gibt nur einen Weg, um am Leben zu bleiben: Er muss "seine" Schriftstellerin finden und sie zu einem Happy End überreden.

"Schräger als Fiktion" ist nicht der erste Film, in dem Wahn und Wirklichkeit aufeinanderprallen, doch selten geschah dies mit derart spielerischer Leichtigkeit. Zwar kann man endlos grübeln, ob Harolds plötzliches Erwachen wirklich nur ein Erzählkniff ist, mit dem die Erzählerin die Schraube der Selbstbezüglichkeit immer weiter anzieht und alle Figuren einschließlich sich selbst zu fiktiven Agenten ihrer Erzählung macht. Oder hat vielleicht Karen Eiffels Schreibblockade ihren Erfindungen ungeahnte Freiheiten geschenkt, die diese nun dazu nutzen, den Roman selbst fortzuschreiben? Oder ist Harold einfach psychotisch und das Ganze nur ein dummer Zufall?

Ahnungsloser Held gegen mächtige Autorin

All diese Fragen kann der Drehbuchautor Zach Helm nicht einmal ansatzweise beantworten. Daher fehlen dem Film die tiefen Abgründe verwandter Arbeiten Charlie Kaufmans. Weder "Being John Malkovich" noch "Adaptation" haben Helms als Vorbild gedient. Eher Komödien wie "Meine Braut ist übersinnlich" oder "Verliebt in eine Hexe", in denen der ahnungslose Filmheld von höheren Frauenmächten zu seinem Glück gezwungen wird, scheinen den Autor inspiriert zu haben.

Bei der Umsetzung des Drehbuchs verzichtete Regisseur Marc Forster auf eine übertriebene existenzielle Düsternis. Letztlich geht es in "Schräger als Fiktion" vor allem darum, sein Leben zu ändern und das Glück zu finden, bevor es zu spät ist. Das Schicksal kann einem immer einen Strich durch die Rechnung machen. Selten genug kündigt es sich vorher an. (chh)