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Oscar-Nominierung

Das Interview führte Ina Rottscheidt24. Januar 2007

Das Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" ist für einen Oscar nominiert worden. Im DW-WORLD-Interview spricht Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck darüber, wie und warum deutsche Filme im Ausland funktionieren.

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Florian Henckel von Donnersmarck, Foto: dpa
Regisseur Florian Henckel von DonnersmarckBild: picture-alliance/ dpa

DW-WORLD: Herzlichen Glückwunsch, Herr Henckel von Donnersmarck. Wie war das für Sie, als Sie erfahren haben, dass sie für den Oscar nominiert sind?

Florian Henckel von Donnersmarck: Ich war sehr erleichtert, weil ich auch wusste, dass so viele Menschen darauf warten und hoffen. Natürlich hing die Nominierung nicht mehr von mir ab, die Schlacht für die ich jetzt ausgezeichnet werde, habe ich schon vor zwei Jahren geschlagen. Aber trotzdem denkt man natürlich, dass man die Leute enttäuscht hätte, wenn man nicht nominiert worden wäre.

Ich bin gerade in Frankreich, gestern habe ich meinen Film bei der Premiere in Toulouse vorgestellt und da haben die Franzosen hier natürlich eine große Flasche Champagner aufgemacht und direkt neue Filmplakate in Auftrag gegeben mit dem Zusatz: "nominiert für den Oscar 2007".

Wie kommt Ihr Film in Frankreich an?

Ulrich Mühe in 'Das Leben der Anderen'
Ulrich Mühe in 'Das Leben der Anderen'Bild: presse

Sehr gut. Die Franzosen wissen erstaunlich viel über das ganze Thema und sie bringen den Film hier auch groß raus: mit 120 Kopien, das ist proportional ungefähr genauso viel wie in Deutschland und das freut mich natürlich sehr, denn in Frankreich werden die Meinungen über das Weltkino geschrieben: Als zum Beispiel die Franzosen Michael Haneke für sich entdeckt haben, wurde er plötzlich auch in Deutschland für uns zum wichtigen Regisseur.

Funktioniert ein deutscher Film im Ausland ?

Natürlich ist es für Zuschauer im Ausland ungewohnt, einen deutschen Film mit Untertiteln zu sehen. Hollywood-Filme werden in den meisten Ländern synchronisiert und die Amerikaner sind es sowieso nur gewohnt, Filme auf englisch zu sehen und für sie ist es gewöhnungsbedürftig, zwei Stunden lesen zu müssen, und die Bilder quasi nur aus dem Augenwinkel zu sehen - das ist natürlich ein anderes Kinoerlebnis. Deshalb sind selbst die erfolgreichsten deutschen Filme im Ausland immer noch bescheidene Erfolge, wenn man sie mit amerikanischen Filmen vergleicht. Zum Beispiel "Das Boot" ist der bislang erfolgreichste deutsche Film in den USA, er hat ungefähr elf Millionen Dollar eingespielt. Das wäre für einen amerikanischen Film - und sei es der kleinste Independent-Film - ein Riesenflopp. Insofern darf man sich da nicht allzuviel davon versprechen, aber man erreicht natürlich auch eine kulturoffene Elite und das ist auch wieder etwas Schönes.

Abgesehen von den Untertiteln: Funktioniert Ihr Film auch inhaltlich? Immerhin muss man doch die geschichtlichen Hintergründe kennen.

Man muss die deutsche Geschicht nicht so gut kennen, um den Film zu verstehen. Sonst hätte ich etwas falsch gemacht und der Film wäre nur für die Universitäten geeignet. Ich hatte sogar das Gefühl, dass die Amerikaner froh sind, dass dieser Film nicht nur schwarz und weiß malt. Die Amerikaner haben, glaube ich, auch gerade das Gefühl, dass diese Schwarz-Weiß-Malerei durch die gegenwärtige Regierung - wenn die etwa von der Achse des Bösen spricht - sie auch nicht weiter gebracht hat, im Gegenteil. Und ich glaube, dass das auch meinem Film hilft, und dass die Amerikaner mittlerweile offener sind für solche politisch-moralischen Fragen, als es noch vor vielleicht fünf Jahren der Fall gewesen wäre.

Was macht den Erfolg ihres Filmes aus?

Am Set von 'Das Leben der Anderen'
Am Set von 'Das Leben der Anderen'Bild: presse

Ich war sehr erstaunt, dass Almodóvars Film "volver" nicht nominiert wurde. Das ist bestimmt auch für ihn ein ziemlich harter Schlag, weil er eigentlich immer ein Liebling der Academy war. Andererseits ist das auch ein Zeichen dafür, wie unglaublich gut die anderen Filme sind, die gegen ihn ins Rennen gegangen sind, so dass selbst Almodóvar nicht nominiert worden ist.

Mein Film erzählt ja auch von Dingen, die die Zuschauer international kennen und verstehen. Neben Stasi und Geheimdienst geht es um allgemeine menschliche Fragen: Wie fühlt sich das an, wenn die Privatsphäre verletzt wird? Wie fühlt sich das an, wenn du mit absoluter Macht zu tun hast? Wie fühlt es sich an, Angst zu haben? Das interessiert und berührt alle Menschen.

Wie bereiten Sie sich auf die Verleihung der Oscars am 25. Februar vor?

Ich bin natürlich schon sehr aufgeregt, aber ich versuche mich damit zu beruhigen, dass das jetzt außerhalb meines Kontrollbereiches liegt ob ich gewinne oder nicht. Das hängt davon ab, ob und wie andere Menschen meinen Film sehen und das kann ich nicht beeinflussen. Es heißt ja immer, dass es von der Werbung und den Kampagnen abhängt, aber das stimmt nicht. Da sitzen so viele erfolgreiche und wichtige Filmemacher und die lassen sich nicht davon beeinflussen, ob man jetzt eine größere Anzeige schaltet oder irgendwo eine elegante Rede hält. Für die zählt nur, welche Filme sie berühren, und darum versuche ich einfach, nicht zu aufgeregt zu sein.

Gleichzeitig ist mir natürlich klar, dass das eine große Veränderung in meinem Leben bedeuten würde, wenn ich den Oscar bekäme. Fragen sie mal Volker Schlöndorff, was das in seinem Leben bedeutet hat, als er 1980 für die Verfilmung der "Blechtrommel", zu einem so frühen Zeitpunkt seiner Karriere so einen gigantischen Preis bekommen hat. Die Strahlkraft dieser Statue ist schon sehr, sehr groß!