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Pipeline-Blockade

Michael Braun10. Januar 2007

Der Pipeline-Streit zwischen Russland und Weißrussland hat gezeigt, dass sich die Ölmärkte so schnell nicht verunsichern lassen. Ein Grund dafür sind die milden Temperaturen.

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Ein Ingenieur des ungarischen Öl- und Gasunternehmens MOL bedient ein Ventil der Pipeline "Druschba"
Die Blockade der Pipeline "Druschba" ist voraussichtlich beendetBild: AP

55,63 US-Dollar kostete am Dienstag (9.1.) das Fass Öl der Sorte West Texas Intermediate. Es näherte sich damit wieder seinem 18-Monats-Tief von Ende voriger Woche, als knapp 55 Dollar gezahlt wurden. Die Ölmärkte reagieren also recht entspannt darauf, dass die "Druschba"-Leitung vorübergehend blockiert wurde.

Dafür gibt es einige Gründe: Das warme Wetter nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika drückt auf die Nachfrage und damit auf den Preis. Zudem sind die Tanks der Ein- und Zweifamilienhäuser recht gut gefüllt, weil die Besitzer seit August die gesunkenen Preise genutzt haben. Auch die Raffinerien haben Reserven angelegt. Hätten sie diese nicht, liefen sie Gefahr, die Anlagen notfalls schnell abschalten zu müssen. Dann würde erkaltendes Bitumen die Leitungen zerstören.

Raffinerien haben Vorräte

Blick vom 45 Meter hohen Reaktor zur Entschwefelung von Dieselkraftstoff auf das Firmengelände der PCK Raffinerie GmbH im brandenburgischen Schwedt (Archivfoto vom 30.01.2003).
Die PCK Raffinerie GmbH im brandenburgischen Schwedt (Archivfoto)Bild: picture-alliance/ dpa

Karl-Heinz Schult-Bornemann von Exxon Mobil sieht in der blockierten Ölleitung jedenfalls keine Gefahr für die Raffineriekapazitäten in Deutschland: "Raffinerien haben mindestens einen Vorrat von zwei bis drei Wochen an Rohöl. Und wenn man die Produktion etwas weiter herunterfährt, kann man das sicher auch noch strecken."

An den Ölmärkten ist der Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine noch nicht vergessen. Die Panik sei aber überwunden, auf eine neue möchte man sich nicht einlassen, sagt Sandra Ebner, die Energieexpertin der Deka Bank. Sie verweist darauf, dass Russland der größte Gasexporteur und der zweitgrößte Ölexporteur der Welt sei und die Einnahmen daraus auch brauche, um die Energieindustrie, die Wirtschaft überhaupt und die Infrastruktur des Landes zu entwickeln.

Preiskampf führt zu Spannungen

"Russland hat natürlich auch kein Interesse, sich die kompletten Beziehungen mit dem Westen zu zerstören", erklärt Ebner. Russland gehe es vor allem um die Transportkapazitäten und um das Pipelinesystem. "Man will natürlich schon einige Nachbarn unter Druck setzen, aber Russland wird das nicht komplett eskalieren lassen", vermutet die Energieexpertin.

Der Kern des Streits zwischen Russland und Weißrussland schien ein Preiskampf zu sein: Russland wollte weder sein Gas noch sein Öl zu einem Fünftel des Weltmarktpreises an Weißrussland verkaufen. Damit hätte Russland auf vier bis fünf Milliarden Dollar verzichtet.

Stabile Preislage in Gefahr

Doch sicher sei, so Exxon-Mobil Sprecher Schult-Bornemann, dass auch in Zukunft niemand etwas von einer Blockade habe: "Beide Seiten verdienen nur etwas, wenn es läuft. Die russische Seite verdient nur etwas, wenn das Öl wirklich beim Kunden ankommt, genau wie das Gas", sagt Schult-Bornemann und fügt hinzu: "Die Durchleitungsländer verdienen nur, wenn wirklich etwas durchgeleitet wird, denn wenn die Leitung leersteht, kriegt keiner etwas."

Hurrikan Rita am 20.9.2005
Gefährlicher als bilaterale Streitigkeiten: Hurrikans führen an Ölmärkten zu NervositätBild: AP

Die aktuell stabile Preislage beim Öl muss freilich nicht anhalten. Auch nach der Öffnung der Druschba-Leitung, könnten die Preise wieder steigen. Denn dass Öl ein endlicher Energieträger ist, sei klar, meint Ebner: "Der Markt ist weiterhin recht angespannt, was ihn sehr anfällig für Schocks macht." Dies führe vermutlich zu deutlich größeren Ausschlägen, so die Expertin.

Wenn im Sommer wieder die Angst vor den Hurrikans auftaucht, dürfte die Nervosität wieder wachsen.