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'Mein Führer'

9. Januar 2007

Der Regisseur Daniel Levy stellt in seinem neuen Film "Mein Führer" das Böse in Person als Witzfigur dar. Nicht alle können darüber lachen.

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Adolf Hitler (Helge Schneider) liegt im neuen Film "Mein Führer" in der Badewanne mit einem Modell-Kriegsschiff und streckt seinen Arm zum Gruß (undatierte Filmszene). Der jüdische Regisseur Dani Levy überschreitet in seiner Satire alle bisher gewagten Grenzen und lässt Hitler als ein Häufchen Elend vor den Scherben seiner Denkmodelle stehen. Der Streifen kommt am 11.01.2007 in die deutschen Kinos. Foto: X-Verleih (zu dpa-Kinostarts vom 04.01.2007 - ACHTUNG: Verwendung nur für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit der Berichterstattung über diesen Film!) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Hitler geht baden: Helge Schneider als lächerlicher DiktatorBild: picture-Alliance/dpa

Die umstrittene Hitler-Satire "Mein Führer" mit Helge Schneider in der Hauptrolle wird am Dienstagabend (9.1.2007) im Essener Traditionskino "Lichtburg" uraufgeführt. In der Komödie von Regisseur Dani Levy ("Alles auf Zucker") spielt Ulrich Mühe ("Das Leben der Anderen") den jüdischen Schauspieler Adolf Grünbaum, der Hitler auf eine Neujahrsrede zum Jahreswechsel 1944/45 vorbereiten soll. In zahlreichen Unterrichtsstunden enttarnt der Schauspieler den Diktator als einen vom Vater geschlagenen und zurückgewiesenen Schwächling, der beim deutschen Volk nach Anerkennung sucht. Der Film startet am Donnerstag bundesweit mit 250 Kopien.

Verniedlichung des Grauens?

Zahlreiche Kulturschaffende hatten im Vorfeld das Konzept von Dani Levy kritisiert, über Hitler eine Komödie zu drehen. So sagte die Initiatorin des Berliner Holocaust Mahnmals, Lea Rosh, Levys Film verniedliche das Grauen.

Das undatierte Foto zeigt das Cover der maxi CD "Der Bonker".
Animiertes Elend: In Walter Moers' Animationsfilm "Adolf - Ich hock' in meinem Bonker" gibt Hitler den traurigen NackedeiBild: picture-alliance/ dpa

Andere weisen die pauschalen Vorbehalte gegen eine komödiantische Auseinandersetzung mit der Person Hitlers zurück. Thomas Pigor, der den Gesangspart Adolf Hitlers in dem Animationsfilm "Ich hock' in meinem Bonker" von Walter Moers übernommen hatte, hält einen derartigen Umgang sogar für wünschenswert. "Auf eine gewisse Art ist es auch nötig, denn es dekonstruiert den Führer-Mythos, den Hitler selbst aufgebaut hat." Dieser Mythos existiere zum Teil auch heute noch weiter, so der Musiker gegenüber DW-WORLD.

Helge Schneider geht auf Distanz

Andreas Gruber, Professor für Regie, Dramaturgie und Filmproduktion an der Hochschule für Fernsehen und Film München, sieht dies ähnlich. "Ich glaube schon, dass man mit den Mitteln der Komödie, der Person Hitlers zuleibe rücken kann." Die Gefahr, dass dadurch die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten verharmlost würde, bestehe nicht generell, sondern in der einzelnen szenischen Umsetzung, sagte Gruber in einem Gespräch mit DW-WORLD. Gruber hatte sich 1994 mit dem Film "Hasenjagd" mit dem Grauen in einem österreichischen Konzentrationslager auseinandergesetzt.

Filmregisseur Dani Levy. Foto vom 09.12.2005
Fühlt sich durch den Film befreit: Regisseur Dani LevyBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Helge Schneider distanzierte sich inzwischen von dem Film. "Es geht nur noch darum, wie Hitler gesehen werden soll: Nämlich als Schwächling. Das ist mir zu profan." Dagegen sagte Levy, er habe die Arbeit an dem Drehbuch als Befreiungsschlag erlebt. "Das war eine Art Urschrei, der aus mir rausmusste." (chh)