1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Gerald Ford ist tot

27. Dezember 2006

Der frühere US-Präsident Gerald Ford ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Ford war der einzige US-Präsident, der nicht in sein Amt gewählt wurde. George W. Bush würdigte seinen Vorgänger als großen Amerikaner.

https://p.dw.com/p/9c9h
Gerald Ford erkennt seine Niederlage gegen Jimmy Carter 1977 an
Gerald Ford erkennt seine Niederlage gegen Jimmy Carter 1977 anBild: AP

Fords Tod gab seine Frau Betty am späten Dienstagabend (26.12.2006, Ortszeit) im kalifornischen Rancho Mirage bekannt. Ford war der 38. Präsident der Vereinigten Staaten und der einzige, der weder als Vizepräsident noch als Präsident durch vom Volk gewählte Wahlmänner gewählt wurde. Als der Vizepräsident Spiro Agnew während der Präsidentschaft Richard Nixons 1973 zurücktrat, benannte Nixon ihn als Nachfolger. Sowohl der US-Senat als auch das Repräsentantenhaus stimmten dieser Entscheidung zu. Als Nixon schließlich im Zuge der Watergate-Affäre zurücktreten musste, übernahm Ford die Präsidentschaft.

"Besonderer Platz"

US-Präsident George W. Bush hat die Nachricht vom Tod seines Vorgängers mit Trauer aufgenommen. Bush nannte Ford einen großen Amerikaner, der dem Land viele Jahre treu gedient habe. Ford habe das Amt in einer Stunde nationaler Spaltung übernommen und dann geholfen, das Vertrauen in die Präsidentschaft wiederherzustellen, erklärte Bush am Mittwoch in Crawford im US-Staat Texas. "Unser 38. Präsident wird immer einen besonderen Platz im Gedächtnis unserer Nation haben", erklärte Bush.

Ford wurde am 14. Juli 1913 in Omaha (Nebraska) geboren und studierte Jura in Yale. Während des Zweiten Weltkrieges diente er auf einem Flugzeugträger im Pazifik. 1949 gewann er einen Sitz im Abgeordnetenhaus, den er 24 Jahre lang halten sollte. Schnell erwarb er sich den Ruf eines Mannes größter Integrität. 1973 wurde Ford von Nixon für das Amt des Vizepräsidenten nominiert.

Watergate, Vietnam und Rezession

Ford wurde am 9. August 1974 durch den Rücktritt von Richard Nixon Präsident. Seine drei Amtsjahre bis 1977 standen unter keinem guten Stern. Er war mit den Nachwehen der Watergate-Affäre konfrontiert und dem Rückzug der letzten US-Soldaten aus Vietnam. Außerdem musste er vor allem gegen eine galoppierende Inflation kämpfen. Die Wirtschaft rutschte in eine Rezession.

Gerald Ford mit US-Außenminister Henry Kissinger, Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher und Bundeskanzler Helmut Schmidt beim Staatsbesuch am 27.7.1975 in Bonn.
Ford hinter NixonBild: AP

Zu seinen ersten Amtshandlungen als Präsident gehörte die Gewährung der vollen Amnestie für seinen Vorgänger Nixon. Dieser Schritt kostete ihn nach Meinung vieler den Wahlsieg 1976. Im Jahr darauf löste der Demokrat Jimmy Carter ihn ab. In seiner letzten Rede zur Lage der Nation im Januar 1977, betonte der damals schon abgewählte Ford, es sei ihm gelungen, die in Folge des Vietnam-Krieges gespaltene Nation wieder geeint und das Vertrauen in das Amt des Präsidenten nach Nixon wieder gestärkt zu haben. Experten sahen dies ähnlich und schätzten Fords Präsidentschaft höher ein als von der Bevölkerung allgemein empfunden.

USA Ehemaliger Präsident Gerald Ford gestorben
Gerald Ford mit dem sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid BreschnewBild: AP

Humoristen nahmen Ford, in jungen Jahren ein vielversprechender Football-Spieler, ständig aufs Korn: Er galt als tollpatschig, weil er sich mehr als einmal den Kopf beim Ausstieg aus der Air Force One stieß und so manche Treppe hinunterstolperte.

Nie wurde ein US-Präsident älter

Ford wurde von allen bisherigen Präsidenten der USA am ältesten. Im August erhielt er einen Herzschrittmacher, im Januar 2006 lag er wegen einer Lungenentzündung knapp zwei Wochen im Krankenhaus. 2000 erlitt Ford einen oder mehrere leichte Schlaganfälle. 2001 nahm er drei Tage nach dem 11. September mit den Expräsidenten Carter, George Bush und Bill Clinton an einem Gedenkgottesdienst für die Opfer der Terroranschläge teil. Im Juni 2004 nahm er mit den anderen drei früheren Präsidenten an der Trauerfeier für den verstorbenen Expräsidenten Ronald Reagan teil. (sams)