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Mission zweite Erde

Das Interview führte Christine Elsaeßer27. Dezember 2006

Im Dezember begann die außergeöhnliche Mission des europäischen Satelliten COROT. Die Mission ist ein Meilenstein auf der Suche nach einer zweiten Erde, sagt die deutsche Projektleiterin Heike Rauer.

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Der Satellit Corot (Foto: CNES)
Der Satellit COROT ist 650 Kilogramm schwer und so groß wie ein KleinwagenBild: AP

DW-WORLD: Die europäische Raumfahrtbehörde ESA nennt COROT eine einzigartige Astronomie-Mission. Was ist das besondere an diesem Projekt?

Heike Rauer: Der Satellit COROT wird das erste Mal vom Weltraum aus nach Planeten suchen, die nicht um unsere Sonne, sondern um einen anderen Stern in einem anderen Sonnensystem kreisen. Wir hoffen, mit COROT Gesteinsplaneten zu finden, die sehr nah an einem Stern sind. Bisher kennt man solche Planeten noch nicht, wir vermuten aber, dass es sie gibt. Die Forschungen gehen aber natürlich hin zu einer zweiten Erde.

Kann COROT Planeten finden, die der Erde ähnlich sind?

COROT findet Planeten mit Helligkeitsmessung. Er beobachtet den Stern von einem bestimmten Punkt aus und wenn nun ein Planet bei seiner Umrundung zwischen dem Stern und dem Satellit vorbeizieht, verändert sich die Helligkeit und COROT misst das. Man kann es sich vorstellen wie bei einer Mondfinsternis. Da COROT aber nur fünf Monate lang auf ein bestimmtes Feld gucken kann, ist es eher unwahrscheinlich, dass er eine Erde sieht. Denn die braucht ein ganzes Jahr, um ihren Stern zu umrunden und kommt daher auch nur einmal im Jahr an dem Punkt vorbei, den der Satellit beobachtet. Wir werden also nicht eins zu eins eine zweite Erde finden, sondern eher Planeten, die näher am Stern sind, weil ihre Umlaufperiode kürzer ist.

Könnten Menschen auf solchen Planeten leben?

Wenn der Stern, um den diese Planeten kreisen, so heiß wie unsere Sonne ist, sind sie für Menschen unbewohnbar. Denn dann herrscht auch auf dem Planeten eine hohe Temperatur. Es gibt aber auch die so genannten M-Sterne, die nicht so heiß sind. Die Planeten, die um diese Sterne kreisen, sind dann auch viel kühler, auf ihnen wäre von den Temperaturen her Leben möglich. Wenn COROT solche Planeten finden würde, wäre das natürlich höchst spannend. COROT kann aber nicht erkennen, ob es schon Leben auf dem Planeten gibt oder Leben möglich wäre. Wenn man das wissen will, muss man die Atmosphäre untersuchen und Moleküle wie Wasser, Ozon oder Sauerstoff suchen.

Kann man sich auf die Ergebnisse von COROT verlassen oder liefert er nur Anhaltspunkte?

COROT misst ja die Helligkeitsschwankungen eines Sterns, die jedoch viele Ursachen haben können. Wir hoffen natürlich, dass ein Planet die Helligkeitsveränderungen auslöst. Es kann aber auch sein, dass der Stern Flecken hat oder dass gar nicht ein Stern und ein Planet, sondern zwei Sterne umeinander kreisen. Die Wissenschaftler müssen also den Grund der Helligkeitsabnahme erst einmal herausfinden. Man kann von COROT deswegen auch nicht erwarten, dass gleich nach dem Start die Entdeckung des ersten terrestrischen Planeten kommt. Die Wissenschaftler haben sich vorgenommen, erst dann Planeten anzukündigen, wenn sie sich wirklich sicher sind.

Heike Rauer leitet die deutsche Beteiligung an der COROT-Mission und die Abteilung Extrasolare Planeten und Atmosphären am Institut für Planetenforschung in Berlin. An der Technischen Universität Berlin lehrt sie außerdem Planetenphysik.