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DW-Reporter ausgewiesen

Tamas Szabo 15. Dezember 2006

Die russischen Behörden haben einen Reporter der Deutschen Welle aus Tschetschenien ausgewiesen. Christoph Wanner arbeitete an einer Geschichte über eine deutsche Hilfsorganisation in der Kaukasusrepublik.

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Christoph Wanner, Quelle: DW
Christoph WannerBild: DW

Wanner war am Donnerstag (14.12.) in Gewahrsam genommen worden. Ihm wurde vorgeworfen, dass er nicht in Begleitung von russischen Behörden war. Der Deutsche-Welle-Korrespondent hielt sich nicht zum ersten Mal in Tschetschenien auf. Dieses Mal sei er in Tschetschenien gewesen, um für DW-TV über die Wiederaufbauarbeit der deutschen Hilfsorganisation "Hammer Forum" zu berichten, so Wanner in einem ersten Interview mit DW-Radio. "Die Organisation kümmert sich um kriegsversehrte Kinder und richtet Krankenhäuser ein."

Zudem habe er sich allgemein über den Stand der Wiederaufbauarbeit in Tschetschenien informieren wollen. Ob Gelder weiterhin verschwänden, wie es in der Vergangenheit oft der Fall sei gewesen. Er wollte "Licht ins Dunkel" bringen, sagt Wanner.

Alle Papiere vorhanden

Christoph Wanner konnte nur einen Teil der Filmarbeiten durchführen. Dann wurde er vom russischen Geheimdienst FSB vorübergehend festgenommen. Anschließend wurde er ausgewiesen. Dabei verfügte er über alle notwendigen Akkreditierungen. "Man braucht ein russisches Visum, die Akkreditierung vom russischen Außenministerium und eine Sonderakkreditierung für Tschetschenien. Die drei Papiere hatte ich. Also war alles korrekt", so Wanner. Er sei aber nicht in Begleitung von russischen Behörden gewesen. Und das habe der russische Inlandsgeheimdienst bemängelt.

Krieg für beendet erklärt

Für eine Begleitung sah er auch keine Notwendigkeit erklärt Wanner: "Wir westlichen Journalisten sagen, dass wir mittlerweile in Tschetschenien keine offizielle Begleitung mehr brauchen." Schließlich habe die russische Regierung den Krieg schon längst für beendet erklärt. Außerdem habe sie gesagt, dass in Tschetschenien keine Antiterroroperationen mehr stattfänden, sondern, dass die russische Regierung offiziell die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung betreibe. "Das heißt: Es besteht kein Ausnahmezustand. Und in einer Demokratie, in der kein Ausnahmezustand herrscht, müssen sich Journalisten frei bewegen können", sagt Wanner.

Liefen die Recherchereisen so, wie sich die russischen Behörden das vorstellten, nämlich in großen Reisegruppen, die durch verschiedene Objekte gehetzt würden, hätten die Journalisten kaum Zeit, mit Leuten zu sprechen, kritisiert der DW-Korrespondent. Alles müsse sagenhaft schnell gehen, sagt Wanner. "Deswegen versuchen die meisten westlichen Journalisten individuell zu reisen, um vernünftig recherchieren zu können."