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Wohnen auf dem Mond

5. Dezember 2006

Die NASA hat Pläne für eine Mondkolonie: Innerhalb der nächsten 15 Jahre sollen auf dem Erdtrabanten Strukturen entstehen, die menschliches Leben möglich machen – und die bemannte Raumfahrt zum Mars realistisch.

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Modell einer Mondstation, wie sie die NASA plant, Quelle, Foto: AP/NASA
Modell der geplanten MondstationBild: AP/NASA

In einem internationalen Kraftakt wollen die Vereinigten Staaten um das Jahr 2020 auf dem Mond eine erste bemannte Bodenstation errichten. Sie soll laut NASA der Ausgangspunkt zur weiteren Erforschung des Alls und zur Ausweitung der menschlichen Zivilisation sein. Als nächste Station wird bereits der Mars ins Auge genommen.

Ein Flugzeug fliegt am Montag (30.08.2004) über Oberfranken vor dem hell leuchtenden Vollmond vorbei. Die Kondenzsteifen erscheinen im Mondlicht durch die Unterbelichtung schwarz. Foto: dpa
Ein Flugzeug am NachthimmelBild: dpa

"Mit einem solchen Außenposten kann die NASA erforschen, wie die natürlichen Rohstoffe des Mondes genutzt werden können, um davon zu leben, und eine Reise zum Mars vorbereiten", erklärte die US-Behörde. Zum Bau der Station würden Menschen erstmals seit 1972 auf den Mond zurückkehren: Erste Testflüge sind den Angaben zufolge für 2009 und 2014 geplant. Sechs Jahre später steht die erste Landung einer vierköpfigen Crew an. Zunächst sollen die Astronauten jeweils nur kurze Zeit auf dem Mond verbringen.

Standort Pole

Vor Ort sollen Wasserstoff und Sauerstoff hergestellt werden, um Wasser und Raketentreibstoff für künftige Missionen zu erzeugen. Als Standort werden die Pole des Mondes fokussiert, weil es dort eine große Sonnenscheindauer gebe, sagte Programmmitarbeiter Doug Cooke. Dies erschließe die Chance zur Nutzung von Solarenergie. Außerdem gebe es in der Umgebung mögliche Bodenschätze.

Wie die Internationale Raumstation ISS soll das Mond-Projekt allen interessierten Raumfahrtorganisationen offen stehen. Es werde die Menschheit "in ein neues Zeitalter der Entdeckung und Erforschung katapultieren", schwärmte NASA-Vizechefin Shana Dale. Das internationale Konzept erlaube es interessierten Ländern, "ihre Kapazitäten und finanziellen und technischen Beiträge wirksam einzusetzen. Damit wird optimaler Nutzen aus global vorhandenem Wissen und Ressourcen gezogen."

Europäer sollen mitmachen

Neil Armstrong mit US-Flagge 1969 auf dem Mond, Foto: AP
Neil Armstrong hisst 1969 die US-Flagge auf dem MondBild: AP

Möglicherweise geht es der NASA aber auch um eine finanzielle Beteiligung: Zu den Kosten des gesamten Vorhabens machte die Raumfahrtbehörde zwar keine Angaben. Im vergangenen Jahr hatte sie 104 Milliarden Dollar (78 Milliarden Euro) allein für die erste Reise zum Mond veranschlagt.

Die europäische Raumfahrtagentur ESA prüft derzeit eine Beteiligung an der geplanten US-Raumstation, man interessiert an einer "globalen Strategie der Planetenerforschung", sagte der Leiter der ESA-Koordinationsstelle für bemannte Raumflüge und Erforschung, Piero Massima. "Wir sind heute auf der Internationalen Raumstation ISS, wir können uns nicht vorstellen, dass wir nicht auf einer planetaren Basis sein werden - zunächst auf dem Mond und später auf einem anderen Planeten."

Mondtourismus?

Europa könne vor allem Technologie, Robotertechnik oder Know-how zu lebenserhaltenden Systemen beisteuern, so Massima. Er äußerte die Hoffnung, dass das US-Mondprogramm "eine umfassende Erforschung" des Erdtrabanten ermögliche und keine bloße Wiederholung der Apollo-Flüge vor Jahrzehnten sein werde.

Die Internationale Raumstation ISS, Foto: NASA
Vorbild: Die Internationale RaumstationBild: NASA

Die Mond-Pläne sollten bis Mittwoch auf der Weltraum-Erforschungskonferenz in Houston diskutiert werden. Für das Projekt hatte die NASA mehr als 1000 Experten von 13 Raumfahrtorganisationen, Universitäten und Unternehmen befragt.

Zur künftigen Weltraumerforschung entwickelt die Behörde unter dem Namen Orion eine neue Raumkapsel, die ab 2012 erstmals abheben soll. Neue Raketenantriebe mit der Bezeichnung Ares sollen in den kommenden zweieinhalb Jahren getestet werden. Die heutigen US-Space Shuttles werden 2010 außer Dienst gestellt. Bis dahin sollen sie noch zur Vollendung der ISS dienen, an der neben der NASA vor allem die ESA und Russland beteiligt sind. In den Visionen der NASA haben auch Pläne für Mond-Tourismus und die kommerzielle Nutzung möglicher Ressourcen Platz. (ina)