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Erfolgsgeschichte

Alexander Freund16. Oktober 2006

In Vietnam waren die Reisfelder lange Zeit vor allem Schlachtfelder. Die Planwirtschaft tat ein Übriges: Es kam zu Hungersnöten im fruchtbaren Land. Inzwischen aber ist Vietnam der zweitgrößte Reisexporteur weltweit.

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Reisbauern im Mekong Delta
Reisbauern im Mekong DeltaBild: pa/dpa

Vietnam ist grün. Dunkelgrün und fruchtbar. Unzählige Reisfelder reihen sich aneinander, ziehen sich über die sanften Hügel, gliedern die schmalen Gebirgstälern und prägen das Schwemmland des Mekong-Deltas. Vietnam - das ist das Land der Reisfelder.

Reis ist das Hauptnahrungsmittel des Landes und eines seiner wichtigsten Exportgüter. Kaum jemand kann sich heute noch vorstellen, dass dies früher einmal ganz anders war. Als im Juli 1976 die siegreichen kommunistischen Kräfte die Wiedervereinigung des Landes als Sozialistische Republik Vietnam verkündeten, war die Volkswirtschaft des Landes zweigeteilt. Im Norden befand sich die kommunistische, planwirtschaftlich organisierte Hälfte. Der Süden war zwar marktwirtschaftlich organisiert, aber durch die langjährige US-Militärpräsenz vollständig von amerikanischem Kapital abhängig. Ein Land, zwei Systeme.

Flucht der Boat People

Nach der Wiedervereinigung wurde der Süden nach sowjetischem Vorbild restrukturiert, die Landwirtschaft wurde kollektiviert und die Betriebe wurden verstaatlicht. Der Westen antwortete mit Wirtschaftsembargos. Das Resultat aus der Unproduktivität der Staatsbetriebe, kollektivierter Landwirtschaft, aus Enteignungen, Handelshindernissen und - nicht zuletzt - massiven Kriegsschäden war eine schreckliche Armut. Mehr als eine halbe Million Vietnamesen verließen das Land, viele als so genannte "Boat People", die anderswo eine bessere Zukunft suchten.

In den späten 70er Jahren experimentierte Vietnam mit Mischformen aus Plan- und Marktwirtschaft, die jedoch zu keinem Erfolg führten. In den frühen 80er Jahren kam es deshalb sogar zu mehreren Hungersnöten.

Neuer Kurs: Doi Moi

Die Situation änderte sich erst 1986, als eine jüngere, reformorientierte Generation an die Macht kam. Die neue Politik unter dem Schlagwort "Doi Moi" (Erneuerung) hob die zentrale Planung auf, schaffte die Kollektivierung schrittweise ab und führte marktwirtschaftliche Reformen ein. Ausländischen Firmen wurde erlaubt, in Vietnam zu investieren - ganz nach dem Vorbild der Volksrepublik China.

Als Vietnam am Beginn der 90er Jahre aus der internationalen Isolation fand und auch die Amerikaner ihr Wirtschaftsembargo aufhoben, flossen so viele ausländische Investitionen und Finanzhilfe in das Land, dass das Wirtschaftswachstum zeitweise zehn Prozent pro Jahr überstieg.

Rasante Verbesserungen

Nach wie vor gehört Vietnam zwar zu den ärmsten Ländern Asiens, aber die Situation verbessert sich rasant, vor allem in den Städten und im Süden des Landes, denn der liegt strategisch günstiger, und die Doi-moi-Politik wurde hier schneller umgesetzt.

Heutzutage ist Vietnam ein Wirtschaftswunderland. Es ist Ölexporteur, ein wichtiger Produzent von Textilien und Schuhen, und - nach den schlimmen Hungersnöten - inzwischen der weltweit zweitgrößte Reisexporteur. Und trotzdem ist Vietnam immer noch ein sozialistisches Land mit einer stramm kommunistischen Führung.