1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Dreiergipfel

22. September 2006

Als Chirac seine Kollegen Putin und Merkel zum siebten Dreiergipfel bat, lag Konfliktstoff zuhauf auf dem Tisch. Und so ging es in Compiègne vor allem um Schadensbegrenzung.

https://p.dw.com/p/99Xu
Putin, Chirac und Merkel: Die neue Achse Frankreich-Russland-Deutschland?
"Außerordentlich wichtig, freundlich und konstruktiv": Frankreich-Russland-Deutschland-GipfelBild: AP

Deutschland, Russland und Frankreich wollen gemeinsam weltweit für den Frieden wirken und in strategischen Industriebereichen wie der Energie und dem Flugzeugbau kooperieren. Das vereinbarten Bundeskanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident Jacques Chirac und der russische Staatschef Wladimir Putin am Samstag (23.9.) im geschichtsträchtigen Chateau de Compiègne. Alle drei Politiker betonten ihr Interesse an einer strategischen Partnerschaft der Europäischen Union mit Russland.

"Gegen niemanden gerichtet"

Das Dreiertreffen sei "außerordentlich wichtig, freundlich und konstruktiv" gewesen, sagte Merkel auf einer gemeinsamen Pressekonferenz. "Diese Treffen, die es seit 1998 gibt, leisten einen Beitrag, die Beziehungen Russlands zur gesamten Europäischen Union zu vertiefen." Dabei müsse "immer klar sein, dass sie gegen niemanden gerichtet sind". Insbesondere für die Beziehungen zwischen Paris und Berlin sowie für das Verhältnis Russlands zur EU seien die Gipfel sinnvoll, fügte die Kanzlerin hinzu.

Auch Chirac betonte, das Treffen sei ein Zeichen für die europäische Zusammenarbeit. Es ist "klar, dass es sich gegen niemanden richtet." Vor allem Polen hegt Befürchtungen wegen einer möglichen politischen Hegemonie einer Achse Paris-Berlin-Moskau.

Russland beteiligt sich an der UNIFIL

Der politische Teil der Gespräche, drehte sich um die Libanonkrise und die iranischen Atompläne. Paris, Berlin und Moskau treten für eine diplomatische Lösung im Atomstreit ein. "Die außenpolitische Zusammenarbeit (mit Moskau und Paris) vor allem beim Iran ist außerordentlich positiv", sagte Merkel. "Diese Gemeinschaftlichkeit ist ein hohes Gut." Putin erklärte sich bereit, mit einer Pioniereinheit außerhalb der UNIFIL-Truppen zum Wiederaufbau des Libanons beizutragen.

"Unabgesprochene Einladung"

Zwei Tage vor dem Treffen in Compiegne hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, dass Merkel verärgert über die "unabgesprochene Einladung" aus Paris gewesen sei. Demnach fürchtete sie, die osteuropäischen EU-Mitglieder könnten den Eindruck einer neuen Achsenpolitik Paris-Berlin-Moskau gewinnen. Dies hatte im Elysee-Palast für Verstimmung gesorgt, ein Sprecher Chiracs rief daraufhin bei Merkel an und bat um Klarstellung. Am Samstag darauf angesprochen sagte Merkel, mit wenig Enthusiasmus in der Stimme: "Ich halte die Treffen für richtig". Entscheidend sei aber, dass sich niemand durch die Zusammenarbeit zwischen Frankreich, Deutschland und Russland ausgeschlossen fühle.

Rätsel um die Todesnachricht

Chirac bestätigte auf der Pressekonfrenz die Existenz einer "vertraulichen Notiz" des französischen Auslands-Geheimdienstes DGSE bestätigt, nach der Terroristenführer Osama bin Laden in Pakistan an Typhus gestorben sei. Die Todesnachricht sei aber durch nichts bewiesen. Chirac zeigte sich "verwundert" über die Veröffentlichung des Geheimdienstberichtes durch die französische Regionalzeitung "L'Est Republicain". Auch Verteidigungsministerin Michele Alliot-Marie bedauerte, "dass Noten des DGSE in dieser Zeitung erscheinen". Man werde versuchen, "den Ursprung dieses Lecks" zu ermitteln. (sams)