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Muslime feiern Ramadan in Deutschland

Yasmin Zoabe 23. September 2006

Festzeit für die drei Millionen Muslime in Deutschland: Der Ramadan beginnt. Wie lebt es sich im Fastenmonat? DW-WORLD.DE hat nachgefragt.

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Deutsche Muslime beim Gebet zu Beginn des RamadanBild: AP

Das Fasten im heiligen Monat Ramadan zählt zu den fünf Säulen des Islam. Während dieser Zeit sollen sich Muslime vom Morgengrauen bis zur Dämmerung von allen leiblichen Genüssen fernhalten. Für die meisten Deutschen bleibt an diesem Ritual weiterhin unverständlich, welchen Sinn es macht, den ganzen Tag über zu hungern und auch nicht zu trinken. Für Muslime stellt sich diese Frage nicht: Das Fasten soll Menschlichkeit und Barmherzigkeit gegenüber armen Menschen vermitteln, die oftmals Hunger leiden müssen.

Der besondere Monat

Datteln sind während des Ramadans ein beliebtes Nahrungsmittel
Nicht nur in Pakistan sind Datteln während des Ramadans ein beliebtes NahrungsmittelBild: AP

Ein wichtiger Aspekt des Ramadan ist das Gemeinschaftsgefühl: das Fasten vereint Junge und Alte, Arme und Reiche, Gesunde und Kranke. Die im Wohlstand und Überfluss Lebenden haben dabei Zeit zum Nachdenken, wie es wohl den wirklich Armen ergehen mag. Kranke, Reisende, Kinder, Schwangere und stillende Frauen sind allerdings vom Gebot des Fastens ausgenommen.

Während des Fastenmonats werden Muslime dazu angehalten, nicht zu streiten oder zu fluchen; sie sollen auch nicht lästern, schimpfen oder andere beleidigen. Wenn Muslime alle Gebote und Verbote beachten, haben sie das Gefühl, den Heiligen Monat respektiert zu haben und gute Menschen zu sein.

Ramadan in Deutschland

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Kann der Ramadan die Verständigung zwischen Deutschen und Muslimen fördern?Bild: dpa

In einem Geschäft für islamische Trachten in Bonn unterhalten wir uns mit der Inhaberin Samira, einer aus Syrien stammenden Frau mittleren Alters, die Kopftuch trägt. "Meine Tochter und mein Mann freuen sich riesig auf den Beginn des Fastenmonats." Im Ramadan schließen sie ihren Laden viel früher als sonst, um die leckeren syrischen Spezialitäten vorzubereiten: "Im Ramadan werden doppelt so viele Speisen bei uns verzehrt, als in allen anderen Monaten des Jahres, obwohl wir den ganzen Tag über nichts essen", sagt Samira.

Einzigartig in Deutschland

"Ich muss sagen, man vermisst schon das ganze Drumherum, das man in den arabischen Ländern gewöhnt war. Die geschmückten Einkaufspassagen und die Atmosphäre von den sich beglückwünschenden Bekannten." Dennoch habe es auch etwas Einzigartiges, den Ramadan hier in Deutschland zu verbringen: "Wir treffen uns hier mit Freunden aus der Moscheegemeinde und brechen den Fastentag gemeinsam. Auf diese Weise lernen wir Spezialitäten aus anderen Ländern wie Marokko, Algerien und aus der Türkei kennen", erzählt Samira.

Stärkung des Zusammenlebens

Kolod lobt die Atmosphäre der Feierlichkeiten hierzulande: "Ich bin seit 13 Jahren in Deutschland und habe drei Kinder. Ich bin sehr zufrieden mit der Atmosphäre des Ramadans hier." Ihre beiden ältesten Töchter, dreizehn und acht, fasten schon fleißig mit: "Ab und zu bringen sie ihre Klassenkameraden mit, um mit uns am Abend zu essen. Sie sind sehr neugierig auf unsere Traditionen und sie kommen gern", sagt Kolod erfreut.

Sie habe sogar eine deutsche Nachbarin dazu gebracht, mit zu fasten: "Sie hat zwar nur eine Woche durchgehalten, war aber begeistert", erzählt Kolod. Durch den Ramadan werde nicht nur das familiäre Zusammenleben gestärkt: "Wir verbringen sehr viel Zeit miteinander, und weil die Verwandtschaft in vielen Ländern zerstreut ist, kommen unsere deutschen Nachbarn.“

Körper, Geist und Seele reinigen

Am Ende unserer Runde treffen wir auf Hisham, einen Student der Universität Bonn, der die spirituelle Seite des Fastens betont: "In der Zeit der Enthaltsamkeit soll das Leben armer Menschen nachvollzogen werden. Diese Zeit ist der Familie und den Freunden gewidmet. Es ist eine Zeit der Besinnung und des Teilens, man soll sich in die Menschen hineinversetzen, die arm sind", erklärt er. Ramadan sei für ihn sehr wichtig und werde es immer bleiben. "Allerdings fällt mir das Fasten schwer, so ohne Familie. Deshalb treffe ich mich mit meinen muslimischen Kommilitonen und wir versuchen ein bisschen Ramadan-Gefühl aufzutreiben." Dennoch sei es nicht das gleiche wie in der Heimat mit der eigenen Familie. "Wenn ich mich an die Köstlichkeiten meiner Mutter erinnere, kriege ich schon Heimweh."