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Vatikan relativiert Islam-Kritik des Papstes

15. September 2006

Nach der Kritik an der Rede des Papstes zum Thema Islam und Gewalt auf seiner Bayernreise will der Vatikan die Wogen glätten. Benedikt habe nicht die Absicht gehabt, die Gefühle der muslimischen Gläubigen zu verletzten.

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Der Papst in RegensburgBild: AP

In der Kontroverse um den Papst-Vortrag an der Universität Regensburg hat der Vatikan versichert, dass Benedikt XVI. die religiösen Gefühle von Moslems nicht verletzen wollte. Der Papst wolle "eine Haltung des Respekts und des Dialogs gegenüber den anderen Religionen und Kulturen und selbstverständlich auch gegenüber dem Islam pflegen", sagte Vatikan-Sprecher Lombardi am Donnerstag (14.9.). Dem katholischen Kirchenoberhaupt liege jedoch daran, "religiöse Begründungen für Gewalt zurückzuweisen".

Papst Benedikt XVI. hatte in Regensburg erklärt, Religion dürfe niemals zur Rechtfertigung von Gewalt missbraucht werden oder gar selbst zur Gewalt aufrufen (für den vollen Text der Rede siehe Link unten). Er zitierte aus einem Buch, das einen Disput zwischen dem byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaeologos und einem gelehrten Perser über den Dschihad und die Bekehrung mit Gewalt wiedergibt. Dort hieß es an einer Stelle, Mohammed habe der Welt nur Schlechtes und Inhumanes gebracht. Benedikt machte dabei klar, dass er nur zitierte.

Scharfe Proteste

Die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) hat Papst Benedikt XVI. wegen seiner Äußerungen zu Islam und Gewalt scharf kritisiert. Die Organisation, der 57 Staaten mit islamischer Bevölkerung angehören, erklärte bei einer Konferenz im saudi-arabischen Dschidda: "Die OIC hofft, dass diese Kampagne nicht der Prolog für eine neue Politik des Vatikans gegenüber dem Islam ist." Die OIC sprach weiter von einer "Verleumdungskampagne".

Auch das Parlament in Pakistan hat gegen die Äußerungen protestiert. Die Abgeordneten in Islamabad verabschiedeten einstimmig eine Entschließung, in der sie das Oberhaupt der katholischen Kirche aufforderten, seine Bemerkungen zurückzunehmen. Mit seinen verächtlichen Äußerungen über den Islam habe der Papst "die Gefühle der moslemischen Welt verletzt", hieß es in der Resolution.

Ein iranischer Kleriker und Mitglied des höchsten islamischen Gremiums des Landes hat die Äußerungen des Papstes als "unerhört" bezeichnet. "Es ist wirklich bedauerlich, dass der Papst nicht ausreichend über den Islam informiert ist und sich derart unerhört dazu äußert," sagte Ahmad Chatami während der Freitagsgebetszeremonie in Teheran.

Britische Muslime haben sich der Kritik angeschlossen. "Wir hoffen, dass der Papst zu seinen Äußerungen ohne Zögern eine Klarstellung gibt", betonte der Muslim Council of Britain (MCB) - die Dachorganisation der rund 250 muslimischen Gruppen in Großbritannien. MCB-Generalsekretär Muhammad Abdul Bari sagte: "Von einem religiösen Führer wie dem Papst hätte man erwarten können, dass er mit Verantwortungsbewusstsein handelt und spricht und im Interesse von Wahrheit und Harmonie zwischen den Anhängern des Islams und des Katholizismus die Ansichten des byzantinischen Kaisers zurückweist."

Bundesregierung: "Deutliche Antwort"

Der Sprecher der deutschen Regierung, Ulrich Wilhelm, verwies auf die Erklärung des Vatikans, die eine "ganz deutliche Antwort" auf die laut gewordenen Stimmen in der islamischen Welt sei. Darin habe der Vatikan-Sprecher betont, dass der Papst den Islam respektiere und den Dialog mit anderen Religionen und Kulturen vorantreiben wolle - auch mit dem Islam. Die Bundesregierung setze alles daran, im Rahmen ihrer Zuständigkeit ein gutes Miteinander der unterschiedlichen Religionen zu gewähren. Der notwendige Dialog zwischen den Religionen müsse ohne Gewalt und Aufrufe zur Gewalt erfolgen.

Neuer Außenminister des Vatikans

Unterdessen hat der Papst am Freitag den französischen Erzbischof Dominique Mambertion zum neuen Außenminister des Vatikans ernannt. Der 54-Jährige trägt offiziell den Titel des Sekretärs für die Beziehungen zu anderen Staaten. Mambertion verfügt über große Erfahrungen in den Beziehungen zum Islam. Er wurde als Sohn französischer Eltern in Marokko geboren und war schon Gesandter des Vatikans im Sudan, in Somalia und in Eritrea. Zudem war er in Algerien, in Chile und den Vereinigten Staaten tätig. (kas)