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Madonnas Geständnisse in Moskau

Darius Cierpialkowski8. August 2006

Nun tritt Madonna mit ihrer "Confessions-Tour" (Geständnisse) zum ersten Mal in Russland auf. Schon im Vorfeld hagelt es Proteste - aus religiösen Gründen. Orthodoxe Christen sollten das Konzert boykottieren.

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In Rom ist Madonna bereits unangenehm aufgefallen. Gekreuzigt, mit einer Dornenkrone versehen, schwebte die Popsängerin vom Himmel zu ihren Fans herunter. Das war dem Vatikan und vielen Gläubigen zu viel des Guten – angeblich will sie ein enger Vertrauter des Papstes sogar exkommunizieren.

Unheilig

Der Vorwurf der russisch-orthodoxen Kirche lautet, Madonna beute christliche Symbole aus und bringe menschliche Lustgefühle mit heiligen Dingen in Verbindung. Dem kann man nur zustimmen - Madonna ist bei weitem keine Heilige. Zwar spendete sie drei Millionen Dollar für Waisenkinder in Malawi, doch sie ist auch eine notorische Falschparkerin. Rund 50 Knöllchen soll sie in London gesammelt haben, die meisten vor ihrem Fitness Club im vornehmen Westminster. Die Gesamtstrafe beläuft sich mittlerweile auf rund 2500 britische Pfund. Die Queen of Pop weigert sich hartnäckig zu bezahlen. Übrigens, nur so ist der riesige Zulauf russischer Anhänger weiblichen Geschlechts zu erklären. Madonna scheint für die Moskauerinnen ein leuchtendes Vorbild zu sein. Auch sie parken ihre Luxus-Karossen mit Vorliebe auf Straßenkreuzungen oder Zebrastreifen, allerdings mit Warnblinklicht.

Un(an)fassbar

Trotz aller Aufregung begann an diesem Dienstag der Vorverkauf für das Moskauer Konzert. Die wahren Fans werden sich in den letzten Reihen auf die Füße treten. Die Karten für die Billigplätze kosten rund 45 Euro pro Nase. Für diese Summe werden die begeisterten Pop-Liebhaber eine Stecknadel auf der zweihundert Meter entfernten Bühne tanzen sehen. Wer die Dornenkrone auf Madonnas Haupt ganz aus der Nähe bewundern will, der muss schon 25.000 Rubel berappen. Das sind umgerechnet 730 Euro - zweieinhalb Monatsgehälter eines Moskauer Busfahrers. Madonnas originelle Kopfbedeckung bekommen deshalb nur VIP-Besucher zu Gesicht, und die benutzen bekanntlich weder Bus noch Bahn.

Unersättlich

Madonna hat, wie es scheint, nur wenig für die tiefere Bedeutung des christlichen Glaubens übrig. Statt sich in Demut und Bescheidenheit zu üben, legt sie einen Hang zum Megalomanen an den Tag. 40.000 Besucher will sie zum riesigen Platz vor dem Gebäude der Moskauer Staatsuniversität anlocken. Noch größer ging es wohl nicht. 57 Lastwagen sollen das Kreuz, die Dornenkrone und all das andere Zubehör nach Russland bringen. Die Pop-Ikone gibt sich unersättlich. Angesichts solcher Verlockungen muss der angekündigte Boykott ja scheitern.

Unbelehrbar

Trotz Boykott-Drohungen und gut gemeinter Ratschläge á la: "Die Dame braucht geistliche Hilfe" will sich Madonna auch in Moskau kreuzigen lassen. Blasphemie sei das und schlechter Geschmack dazu, schimpfen Kirchenvertreter. Die unvergessene Marlene Dietrich hat das schon vor Jahren gewusst. Über Madonna sagte sie: "Sie ist eine schreckliche Live-Sängerin und ziemlich vulgär…" Das Ende des Dietrichschen Satzes ist allerdings nur schwer nachvollziehbar …"aber Madonna tut etwas für die Aufklärung."