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UN-Missionschef verlässt das Kosovo

14. Juni 2006

Sören Jessen Petersen ist am Montag überraschend (12.6.) als Chef der UN-Mission im Kosovo zurückgetreten. Nach fast zweijähriger Arbeit beurteilen Albaner und Serben seine Arbeit sehr unterschiedlich.

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Jessen Petersen will zurück zur FamilieBild: AP

Mitten in den Verhandlungen über die Zukunft des Kosovo zieht sich Sören Jessen Petersen als Chef der UN-Mission zurück. Er begründete diesen Schritt mit persönlichen Gründen und wird die Region Ende Juni verlassen. Offizielle Vertreter der Kosovo-Institutionen bewerten die Arbeit des UNMIK-Chefs positiv. Vertreter der Kosovo-Serben dagegen bemängeln, er habe vieles nicht umgesetzt, was er versprochen habe. Übereinstimmung herrscht jedoch darin, dass Petersens Rücktritt sich nicht auf den Verlauf der Kosovo-Statusverhandlungen auswirken werde.

Lob von Kosovo-Albanern

Die Amtszeit des Dänen Sören Jessen Petersen stufen die Kosovo-Albaner als eine der erfolgreichsten Missionen in der siebenjährigen Geschichte der UN-Mission im Kosovo ein. Die Pressesprecherin des Kosovo-Regierung, Ulpijana Ljama, sagte, die Regierung schätze Petersens zweijährige Arbeit sehr. "Er hat eine ausgezeichnete Arbeit im Kosovo geleistet und sich als guter, fähiger autoritärer Führer erwiesen. Die Zusammenarbeit der Kosovo-Institutionen mit der UNMIK war gut", so Pressesprecherin Ljama.

Der politische Berater des kosovarischen Präsidenten, Muhamed Hamiti, hofft, dass der Rücktritt von Sören Jessen Petersen als UNMIK-Chef keine Lücke in der internationalen Verwaltung hinterlässt. Das Mitglied der Präsidentschaft des Kosovo-Parlaments aus den Reihen der oppositionellen Demokratischen Partei des Kosovo, Ram Buja, lobte Petersen als guten Kenner der Situation im Kosovo. Er habe dazu beigetragen, die Entwicklungen und insbesondere den Prozess der Lösung des Kosovo-Status zu beschleunigen.

Den Rücktritt des UNMIK-Chefs bedauerte auch der Vorsitzende der Reformpartei Ora, Veton Surroi. Er sagte, ein Mann verlasse das Kosovo, der sich in zahlreichen Situationen als "größter Kosovare" erwiesen habe. "Ich möchte mich persönlich bei ihm für diese fast zwei Jahre bedanken, in denen er die Bedürfnisse seiner Familie und andere Aufgaben vernachlässigt und sich vollauf dem Kosovo gewidmet hat", so Surroi.

Kritik von Kosovo-Serben

Der Vorsitzende der "Serbischen Liste für Kosovo und Metohija", Oliver Ivanovic, sagte, Sören Jessen Petersen sei ins Kosovo voller Ideen und Tatendrang gekommen. Er habe zahlreiche Projekte angekündigt und versprochen, dass es den Serben besser gehen werde. Von all dem habe er aber nicht sehr viel umgesetzt. "Ihm ist es sicherlich gelungen, das Kosovo zu den Statusgesprächen zu führen. Darin besteht meines Erachtens sein großer Verdienst. Andererseits hat er dreimal vor dem UN-Sicherheitsrat über die Lage im Kosovo berichtet, und jedes Mal wurde seiner Einschätzung widersprochen. Ich hoffe, dass dieses letzte Mal am 20. Juni der Bericht realistischer als bislang ausfallen wird."

Der Vorsitzende des Serbischen Nationalrates von Nord-Kosovo, Milan Ivanovic, meinte, Petersen sei in seinem Amt nicht objektiv gewesen und habe mit zweierlei Maß gemessen. Er erklärte, "Petersen hatte kein Gefühl für die Rechte der Serben. Seine Mission wird mit noch einem falschen Bericht vor dem UN-Sicherheitsrat enden, worin er behaupten wird, dass die geforderten Standards erfüllt sind, die Sicherheitslage sich verbessert habe. Das ist ganz und gar nicht richtig. Das belegen die vielen Zwischenfälle und gewalttätigen Eskalationen, die in den letzten Monaten seines Mandats im Kosovo verzeichnet wurden, meinte Milan Ivanovic.

Zulfija Jakupi, Pristina
DW-RADIO/Serbisch, 13.6.2006, Fokus Ost-Südost