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Thailands fürsorglicher König

Tobias Grote-Beverborg 9. Juni 2006

Er ist der dienstälteste Monarch der Welt und wird von seinem Volk als weiser Vater der Nation verehrt. Der thailändische König hat in seinen 60 Jahren auf dem Thron 17 Staatsstreiche erlebt - und einiges mehr.

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Der verehrte Monarch Rama IX.Bild: picture-alliance/ dpa

Gerade 18 Jahre ist er alt, als der in den USA geborene Bhumibol Adulyadej völlig überraschend zum neunten König der thailändischen Chakri-Dynastie berufen wird. Sein älterer Bruder, Prinz Ananda Mahidol, der zunächst die ordnungsgemäße Thronfolge angetreten hatte, kommt unter ungeklärten Umständen ums Leben: Er wird am frühen Morgen des 9. Juni 1946 mit einer tödlichen Schusswunde in seinem Bett gefunden. Bis heute sind die damaligen Geschehnisse im Königspalast nicht aufgeklärt. Offizielle Quellen sprechen - wenn überhaupt - immer nur vom "plötzlichen und unerwarteten Unfalltod" Anandas.

Studium in der Schweiz

König Bhumibol feiert 60. Thronjubiläum
Königliche Barkassen für das ThronjubiläumBild: AP

Obwohl Bhumibol am gleichen Tag die offizielle Thronfolge übernimmt, dauert es noch vier Jahre, bis er 1950 tatsächlich zum König von Thailand gekrönt wird. Am Freitag (9.6.2006) jährte sich zum 60. Mal das Thronjubiläum von Bhumibol. Während damals ein Onkel die Amtsgeschäfte führt, schließt Bhumibol sein in der Schweiz begonnenes Studium der Politik- und Rechtswissenschaft zunächst ab. In dieser Zeit lernt er auch seine zukünftige Ehefrau Sirikit kennen.

Erst 1950 kehrt Bhumibol als König Rama der IX. in seine Heimat zurück. Die Hochzeit mit Sirikit sowie die kurz darauf folgenden Krönungsfeierlichkeiten am 5. Mai 1950 machen weltweit Schlagzeilen. Schnell wird der junge, gut aussehende Mann zum Liebling der internationalen Klatschpresse, der angeblich schnelle Autos und schöne Frauen liebt.

Jazz-Auftritte mit Armstrong, Ellington und Goodman

Doch die Regenbogenpresse wird von dem jungen Monarchen enttäuscht: Obwohl er leidenschaftlicher Segler, Fotograf und Jazz-Fan ist - sogar selbst als Saxophonist mit Jazzgrößen wie Louis Armstrong, Duke Ellington und Benny Goodman auftritt - nimmt er seine Rolle als königliches Oberhaupt von Beginn an sehr ernst.

Den größten Teil des Jahres verbringt Bhumibol damit, sein Land zu bereisen und unzählige Entwicklungs- und Sozialprojekte ins Leben zu rufen. Als ausgewiesener Fachmann für Bewässerungsfragen sorgt er für den Bau von Bewässerungsanlagen, außerdem kümmert er sich um den Schutz der Umwelt, setzt sich für eine bessere Gesundheitsvorsorge ein und erwirbt sich so schnell den Ruf als oberster Entwicklungshelfer Thailands.

Zuflucht für Regimekritiker im königlichen Palast

Obwohl die thailändische Verfassung die Rechte des Königs stark einschränkt, schreckt Bhumibol in Krisenzeiten auch nicht vor politischer Einmischung zurück: In den 1970er Jahren gewährt er Regimekritikern in seinem königlichen Palast Zuflucht vor der Verfolgung durch brutale Militärs. Anfang der 1990er Jahre zwingt er nach der blutigen Niederschlagung von Protesten in einer vom Fernsehen übertragenen Audienz die Verantwortlichen zum öffentlichen Kniefall - und damit zum Rücktritt.

Sein jüngster Coup fand nur wenige Wochen vor dem Thronjubiläum statt: Nach der von der Opposition boykottierten Parlamentswahl im April 2006 kündigt der umstrittene Premierminister Thaksin Shinawatra nach einer Audienz beim König seinen Rücktritt an. Den Schritt begründet Thaksin damit, dass das Land vor dem bevorstehenden 60-jährigen Thronjubiläum des Königs geeint werden müsse.

Hüter der thailändischen Demokratie

Dabei sind sich die Thais in diesem Punkt schon lange einig: König Bhumibol ist und bleibt die Halt gebende Leitfigur in einem Land, das in den vergangenen 60 Jahren 16 Verfassungen, 17 Staatsstreiche und 24 Premierminister erlebt hat. Und seine Untertanen wissen, dass sich Bhumibol, auch wenn er sich aus der aktuellen Tagespolitik heraushält, immer dann einmischt, wenn Thailands Demokratie in ernster Gefahr ist.

Geliebt und verehrt aber wird Bhumibol vor allem wegen seiner Nähe zum Volk, die er bis vor kurzem nicht nur durch seine regelmäßigen Reisen in die entlegensten Winkel des Landes unter Beweis stellt, sondern auch durch seine inzwischen über zweitausend Sozialprojekte, die zeigen, dass ihm Wohl und Wehe seiner Untertanen ein echtes Anliegen sind.