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Akte X: Thailand

Patrick Tippelt22. Mai 2006

Mulder und Scully in Bangkok – wie glitzernde Klumpen, die vielleicht sogar aus dem Weltraum stammen, ganz Thailand beschäftigen und beinahe in Massenpanik ausarten.

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13 Zentimeter lang und fast 400 Gramm schwer, rollen sich die durchsichtigen, grau-glitzernden Klumpen aus dem Handteller. Lagert man sie in der Sonne, schrumpfen sie binnen drei Stunden auf eine Länge von fünf Zentimetern.

Schön eklig sind die quabbligen Dinger, die an Nassknete erinnern und die sich nur wenige anzufassen trauen. Wie aus dem Nichts tauchte das erste Objekt im Norden Thailands auf. Tags darauf fand eine Bangkoker Hausfrau das zweite in einem Wasserspeicher vor ihrem Haus. Nachdem am vorigen Wochenende dann fünf weitere Funde quer durch Thailand gemeldet wurden, nahmen sich das Wissenschafts- und das Gesundheitsministerium der Sache an.

Göttliche Omen oder Alien-Kot

Eine Gruppe von Virologen, Tierärzten, Entomologen und Wissenschaftlern wurde entsandt. Während die wurmähnlichen Objekte unter die Lupe genommen wurden, spekulierten sich die Medien und Bürger Thailands wund. Organismen aus dem All? Eine bisher unbekannte Tierart aus dem Meer, die Regenstürme ins Land brachten? Göttliche Omen? Oder schlicht Alien-Kot, wie ein junger Frechdachs prompt sagte?

Gesundheitsexperten warnten vorsichtshalber davor, sie anzufassen. Eventuelle weitere Exemplare sollten doch rasch bei lokalen Gesundheitsämtern abgegeben werden. Die meisten Bauern behielten sie aber lieber als Glücksbringer – sie teilten die Klumpen unter sich auf.

Entwarnung!

Die Resultate der ersten biochemischen Tests vorigen Montag (15. Mai) ergaben: nicht lebende Objekte aus Gel und Polyester. Tags darauf dann die Entwarnung – Streifen von fiebersenkendem Gel hatten ganz Thailand in Atem gehalten.

Wahnwitzige Schuldzuweisungen

Seitdem beschäftigt die Bevölkerung das plötzliche Erscheinen der Kühlstreifen. Manche vermuteten dahinter einen Marketingtrick der Hersteller solcher fiebersenkenden Hilfsmittel, doch die wehrten sich gegen die Schuldzuweisungen. Andere sahen darin eine verschlagene List der Regierung des inaktiven Premiers Thaksin Shinawatra, die in den letzten Zügen liegt. Unterstellt wurde ihr ein Manöver, das die Öffentlichkeit von den politischen Skandalen der letzten Zeit ablenken sollte.

Rasch reagierte das Wissenschaftsministerium, das nun eine Notrufstelle einrichtete. Panische Bürger, die nicht-identifizierte Objekte finden, sollen doch bitte dort anrufen, um beruhigende Expertenerklärungen zu erhalten. Wissenschaftsminister Pravich Rattanapien bat die Thais, solche Panikattacken zu vermeiden. Er fand gleichzeitig den wahren Grund für landesweite Beunruhigung. Um die Kenntnisse bei wissenschaftlichen Sachverhalten sei es bei den Thais inakzeptabel schlecht bestellt. Weniger Reality TV, mehr Quarks & Co vielleicht?