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Der Streit ums Bier: Budweiser gegen Budweiser

24. Mai 2006

Die Geschäfte der tschechischen Brauerei Budweiser Budvar laufen gut. Doch etwas trübt den Erfolg: Der Streit mit der US-Brauerei Anheuser-Busch, die ihr Bier ebenfalls Budweiser nennt - und Sponsor der WM 2006 ist.

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Abfüllung des Budweiser-BiersBild: PA/dpa
Budweiser aus Tschechien
Diese Kartons dürfen nicht in die USA exportiert werdenBild: AP

So hört sich ein stolzer Brauer an. "Unsere Technologie wurde schon vor 100 Jahren benutzt. Die Mehrheit der modernen Brauereien produziert billiger und moderner", sagt Aleš Dvorák. "Aber man kann sagen, dass deren Biere auch geschmacksärmer sind. Sie ähneln sich alle schrecklich. Unser Bier ist vollmundig und duftet lieblich." Als der böhmische König Premysl Otakar II. im Jahre 1265 die Stadt Budweis gründete, verlieh er ihr auch das Braurecht.

Der Brauer Dvorák führt Besucher durch die Anlagen der Brauerei Budweiser Budvar, die 1895 gegründet wurde und heute 600 Mitarbeiter beschäftigt. "Hier im Sudhaus beginnt die Produktion des Bieres", erzählt er. "Hier wird das gemahlene Malz mit Wasser gemischt, ein wenig gekocht, dann kommt der Hopfen hinzu. Und daraus entsteht ein süßer Saft, der Bierwürze genannt wird."

Plagiator als Konkurrent

Das wohlschmeckende Bier brachte schnell Neider auf den Plan. Viele versuchten es nachzuahmen und schmückten sich mit dem Namen. Auch die amerikanische Brauerei Anheuser-Busch mit Sitz in St. Louis braute im 19. Jahnhundert ein Budweiser Lager Beer. Anheuser-Busch ist heute die Nummer 3 auf dem Weltmarkt und größter Konkurrent des tschechischen Originals. Die Gründer der Gesellschaft Anheuser-Busch - Eberhard Anheuser und Adolf Busch - waren zwei deutsche Emigranten, die sich Ende des 19. Jahrhunderts in der amerikanischen Stadt St. Louis niederließen. Dort gründeten sie eine ursprünglich kleine Bierproduktion. Sie wollten den damaligen neuen Siedlern in Amerika Produkte aus ihrer Heimat anbieten.

Dort - in Südböhmen - wurde die Technik im Laufe der Jahre immer weiter verfeinert. "Hier im Lagerkeller liegen 500 Stahltanks oder Lagerfässer, in denen das Bier drei Monate reift. Hier stehen wir an einem Tank, wo das Bier praktisch fertig ist", sagt der Brauer Dvorák. "Es hat den besten Zustand, den die Brauerei anbieten kann, weil es noch ungefiltert und nicht pasteurisiert ist."

Angst vor einer Übernahme

Der markenrechtliche Streit zwischen der tschechischen und der amerikanischen Brauerei begann 1911 - und dauert bis heute. Die genaue Zahl der verlorenen Prozesse will der Braumeister Josef Tolar nicht nennen, aber mehr als die Hälfte hätten die Tschechen schon gewonnen. "Dort, wo es uns nicht gelang, unseren Ursprungsnamen Budweiser Budvar zu verteidigen und wir ihn verloren haben - zum Beispiel in Skandinavien - gelang es uns immerhin, ihn durch den tschechischen Namen Budejovický Budvar zu ersetzen."

Trotzdem schwebt der Name Anheuser-Busch drohend über der Budweiser Brauerei. Sie ist zu 100 Prozent staatlich und möchte das auch bleiben, denn bei einer Privatisierung würde der amerikanische Gigant mit Sicherheit zuschlagen. Schließlich hat er schon 1990 Interesse an einer Übernahme bekundet. "In den USA existierten im 20. Jahrhundert mehrere kleine Brauereien, die das Markenzeichen Budweiser benutzten. Sie wurden alle nach und nach von der Firma Anheuser-Busch liquidiert. Die letzte im Jahr 1970", sagt Tolar.

Exportverbot

Nach Amerika durften die Tschechen ihr Bier 62 Jahre lang nicht exportieren. Seit dem Jahre 2001 dürfen sie den amerikanischen Markt wieder bedienen, allerdings nur unter der Bezeichnung Czechvar. Exportland Nummer Eins ist Deutschland, gefolgt von Großbritannien, der Slowakei und Österreich. 2005 hatte die Brauerei einen Ausstoß von 1,1 Millionen Hektolitern. 45 Prozent davon werden in 60 Länder exportiert. Die Sponsorenschaft von Anheuser-Busch bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland stört und schadet Budweiser nicht, meint Braumeister Tolar. Denn hier haben die Tschechen das Exklusivrecht zur Nutzung des Markennamens Budweiser.

Und für die Tschechen ist die Sache sowieso klar. "Das sind Handelsstreitigkeiten, die auf unseren Durst und unsere Laune keinerlei Einfluss haben", sagt ein Gast der Bierstube Budvarka. "Diesem Bier kann das Anheuser Busch nicht das Wasser reichen!" Ein anderer: "Wir sind gebürtige Budweiser, also ist die Antwort ja wohl klar! Das ist das beste Bier der Welt!" (stu)