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Steinmeier "zu Gast bei Freunden" in Lateinamerika

Nina Werkhäuser 30. April 2006

Außenminister Frank-Walter Steinmeier ist zu seiner ersten Reise nach Lateinamerika aufgebrochen. Begleitet wird er von einer Wirtschaftsdelegation und von Kulturschaffenden.

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Erste Station ist Santiago de ChileBild: Arne Dettmann
Frank-Walter Steinmeier
Außenminister Frank-Walter SteinmeierBild: PA/dpa

Normalerweise gibt das Auswärtige Amt kein Motto für die Reisen von Frank-Walter Steinmeier aus, aber vor dem Abflug nach Südamerika verkündete sein Sprecher: "Wenn man die Reise unter ein Motto stellen möchte, dann könnte man sagen: Zu Gast bei Freunden." In Anlehnung an das Motto der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Das hat nicht nur damit zu tun, dass Chile, Argentinien und Brasilien große Fußball-Nationen sind - zu allen drei Ländern hat Deutschland auch traditionell gute politische und wirtschaftliche Kontakte, und die sollen gepflegt werden.

Brasilianischer Wahlkampf mit deutscher Hilfe?

Außenminister Steinmeier will die jeweiligen Regierungen kennen lernen, zum Beispiel die neue chilenische Präsidentin Michelle Bachelet und den brasilianischen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva. Lula muss sich im Oktober zur Wiederwahl stellen, hat aber vor allem bei der Bekämpfung von Armut und Korruption seine Ziele nicht erreicht. Dafür hat er außenpolitisch mit Deutschland eng zusammengearbeitet, etwa bei der gemeinsamen Bemühung um einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat.

Inacio Lula da Silva
Der brasilianische Staatspräsident Luiz Inacio Lula da SilvaBild: dpa - Bildfunk

Brasilianischer Wahlkampf mit deutscher Hilfe? Claudia Zilla, die Lateinamerika-Expertin der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin meint: "Für die Präsidentschaftswahl sind die Beziehungen zwischen Brasilien und Deutschland insofern wichtig, als die Erfolge der Regierung Lula vor allem im Bereich der Wirtschaft zu verzeichnen sind". Die eher gemäßigte Politik des Zentrums, die Lula verfolgt, wird von der brasilianischen Wirtschaft im Allgemeinen und von den deutschen Unternehmern im Besonderen gutgeheißen, wie Claudia Zilla betont. Brasilien ist Deutschlands wichtigster Handelspartner in Südamerika, und São Paulo ist nach wie vor der größte Industriestandort Deutschlands außerhalb der Bundesrepublik.

Volkswagen und Fußball

Ernte in Argentinien Sojabohnen
Sojabohnen-Ernte in ArgentinienBild: AP

Auch in Argentinien sind viele deutsche Unternehmer tätig - Steinmeier wird dort eines der beiden Volkswagen-Werke besichtigen. Der Wirtschaftscrash infolge des 11. September 2001 hat ihnen allerdings viel Geduld abverlangt, sagt Barbara Konner, die Lateinamerika-Expertin des DIHK: "Die Unternehmen sind alle dem Standort Argentinien treu geblieben, was auch zeigt, dass die deutschen Firmen sich an politische und wirtschaftliche Krisen und auch Schwankungen gewöhnt haben. Man hat noch die Hoffnung und das Vertrauen, dass die Wirtschaft wieder anzieht." Deutschland liefert vor allem Maschinen und Anlagen nach Südamerika und importiert Rohstoffe wie Kupfer und Agrarprodukte.

Zwar dient Steinmeiers Reise der Vorbereitung des EU-Lateinamerika-Gipfels am 11. und 12. Mai in Wien, aber es geht bei weitem nicht nur um harte Zahlen und Fakten. Auch Schriftsteller und Kulturschaffende begleiten den Außenminister, der in Santiago de Chile das Haus Pablo Nerudas und ein ehemaliges Gefängnis des Geheimdienstes besuchen und sich in Buenos Aires mit Vertretern der jüdischen Gemeinde treffen wird. In Rio de Janeiro wird Steinmeier eine Ausstellung zum Thema Fußball eröffnen. Ob er allerdings vorhat, mit seinem brasilianischen Amtskollegen eine Wette über den Ausgang der Fußball-Weltmeisterschaft abzuschließen, darüber schweigt das Protokoll des Auswärtigen Amts.