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Striptease im Tempel

Patrick Tippelt24. April 2006

Dass Religion auch mit Spaß genossen werden kann, beweisen die Tempelfeste Thailands. Doch wenn der Spaß zu weit geht und sich Damen nebst Buddha-Statuen entkleiden, sieht eine Sittenbehörde rot.

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Stimmungsvolle Kerzenprozessionen, leise singende Pilger und traditionelle Tänze sind großer Bestandteil jedes Tempelfests. Fast jeder Toutrist schafft es zu mindestens einem, denn sie bieten oft einen Einblick ins "wirkliche" Thailand.

Das größte Fest dieser Art findet jeden November im Bangkoker Wat Saket, dem Hügeltempel unweit der Khao San-Straße, statt. Wer allerdings eine friedlich-ruhige Atmosphäre erwartet, dürfte beim ersten Besuch einen Kulturschock erleben: rustikale Buden voller Fillterkram, die um die Aufmerksamkeit beschwipster Besucher feilschen, Kinder bewaffnet mit Wasserpistolen an Flippern, und auch die ein oder andere knapp bekleidete Schönheit, die über einem Becken auf der Stange hockt – trifft ein Balls ins Schwarze, landet die Dame im Wasser. Jecken statt Betender. Karneval statt Buddha-Verehrung.

Spaß muss sein

Das "Sabai"-Konzept, die Idee, dass jede Tätigkeit mit Spaß verbunden sein muss, ist fest in der thailändischen Kultur verankert und spiegelt sich in den lärmenden Tempelfesten wieder. Doch zuweilen kann der Spaß-Faktor außer Kontrolle geraten. Jetzt muss gar das Nationale Amt für Buddhismus einschreiten. Denn dort häufen sich seit einiger Zeit Beschwerden der Öffentlichkeit über unziemliches Verhalten in den Tempeln des Königreichs. Obszöne Shows seien von Tempelvorstehern genehmigt worden. So mancher Mönch wurde bei den Darbietungen gesichtet. Auch Strip-Shows sind nicht unbekannt.

Das Problem hierbei: seit 1994 existieren Verordnungen, die solche Unanständigkeiten auf dem Tempelgelände verbieten. Sie fallen unters Strafrecht. Das Amt sieht sich allerdings nur zum Handeln gezwungen, weil immer mehr Beschwerden eingehen. Dass es solche Darbietungen seit jeher gibt, selbst in Tempeln, ist kein Geheimnis. Und der Amtsdirektor dämpfte letzte Woche große Erwartungen von naserümpfenden Gläebigen. Allzuviel dürfe man nicht erwarten: Es handelte sich zumeist um Tempel in der tiefsten Provinz, die Beschwerden gingen anonym ein, und es sei schlicht unmöglich, die Strip-Veranstalter auf frischer Tat zu ertappen – die Shows sind ja schon lange vorbei, wenn die Sittenwächter eintreffen.