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Petro-Euro statt Petro-Dollar?

Jens Korte5. April 2006

Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate oder China wollen mit ihren Dollarreserven politischen Druck ausüben und drohen den USA, ihre Devisen von US-Dollar auf Euro umzuschichten. Sind die USA erpressbar geworden?

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Ölförderung in IndienBild: AP

Es war kein rein freunschaftlicher Besuch, als der New Yorker Senator Charles Schumer Ende März nach China reiste. Im Gepäck hatte er eine Botschaft aus Washington: entweder China lockert seine Währung, den Yuan, weiter, oder die USA erheben auf chinesische Importwaren Zölle in Höhe von knapp 28 Prozent. Auch wenn es vorerst bei dieser Drohung blieb: die USA machen sich derzeit nicht gerade beliebt bei ihren Handelspartern.

Investitionsziel Europa statt USA?

"Länder wie die Emirate oder China sind ziemlich frustriert, dass sich die USA so ablehnend gegenüber ausländischen Investoren zeigen. Das könnte dazu führen, dass sie sich von den USA abwenden und eher in Europa oder in anderen Währungen investieren", sagt Nouriel Roubini, Professor an der Stern School in New York und ehemaliger Berater des US-Finanzministeriums. Seiner Meinung nach sollten die USA keinen zu harten Ton anschlagen.

Denn die Machtverhältnisse werden ausgeglichener. - Die Zeiten sind vorbei, in denen Länder wie China oder Indien nach der amerikansichen Pfeife tanzen mussten. "Die USA sollten sich über die Konsequenzen Gedanken machen. Das Land hat ein Leistungsbilanzdefizit in Höhe von 800 Milliarden US-Dollar und ist auf ausländische Investoren angewiesen, um sich selbst zu finanzieren. Das hat nicht nur Auswirkungen auf den Dollar, sondern auch auf die Zinsen in den USA", so Roubini.

Mit ihrem gigantischen Defizit sind die USA zwar nicht direkt erpressbar geworden, aber sie haben sich abhängig gemacht. Die Amerikaner sind Konsum- und Importweltmeister. Und dafür schicken sie US-Dollar nach China, Indien oder in den Mittleren Osten. Und dort will man das Geld nicht horten, sondern etwas damit anfangen.

Geld will ausgegeben werden

So erklärt sich auch der Versuch von Dubai Ports, die Kontrolle über sechs Großhäfen in den USA zu kaufen. Nach ursprünglichen Zusagen aus dem Weißen Haus scheiterte der Deal am US-Kongress. Prompt drohten die Zentralbanker der Vereinigten Arabischen Emirate, zehn Prozent der Devisenreserven von US-Dollar auf Euro umzuschichten.

Der Iran liebäugelt derweil mit der Idee, eine eigene Ölbörse ins Leben zu rufen, die nicht auf Dollar, sondern auf Euro basiert. Phil Flynn, Ernergiehändler bei Alaron Trading, sagt: "Offenbar versucht Iran, die Sprache des Öls zu ändern. Wenn es nach ihrem Willen geht, dann wollen sie ganz vom Dollar weg."

Doch wie wahrscheinlich ist es, dass sich Länder im Mittleren Osten zusammenschließen und von Petro-Dollar auf Petro-Euro umsteigen? "Dann müssten sie wohl mit sich selbst handeln. Ich frage mich, wie die Liquidität in so einemFall aussehen würde. Eventuell könnte man China oder Russland noch gewinnen, aber letztendlich wäre das alles nicht von Erfolg gekrönt", sagt Phil Flynn.

Europa will US-Dollar nicht unter Druck setzen

In Europa dürfte es ohnehin kein Interesse geben, den Dollar weiter unter Druck zu setzen. Denn dort sind die hohen Ölpreise bisher sogar noch leicht vom zuletzt stärkeren Euro abgefedert worden.

Auch wenn die USA mit ihrem Durst nach Öl oder Billigwaren aus China einen Teil ihrer Freiheit verkauft und sich in Abhängigkeiten begeben haben, eine verschärfte Krise der größten Volkswirtschaft der Welt könnte für Partnerländer in Europa oder Asien sogar schwerwiegendere Konsequenzen haben, sagt Nariman Beravesh, Chefökonom von Global Insight: "Ob es einem gefällt oder nicht: Fakt ist, die USA sind enorm mächtig. Sollte der Dollar deutlich fallen, würden ausländische Notenbanken einspringen. Denn sie sind einfach zu abhängig vom amerikanischen Markt."

Und so könnten es letztendlich doch wieder die sparsamen Europäer oder Asiaten sein, die die Konsumlaune und den Konjunkturmotor in den USA am Laufen halten.