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Biertrinken für den Sozialismus

Patrick Tippelt20. Februar 2006

Wenn Kommunisten deutsches Brauchtum mit einer gesunden Prise Patriotismus paaren, können sie das Endprodukt so erfolgreich exportieren, dass sogar die Thais es fürchten. Beerlao ist das laotische Paradebeispiel.

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In der Stadt, die eigentlich keine ist, weil dort kaum Autos die staubigen Straßen abfahren, höchstens Motorräder, treffen sich wie üblich die Bewohner am Ufer des Mekongs, in den letzten Jahren eifrig bebaut, aber noch immer sandig. Viele von ihnen tragen auch heute noch traditionell bunte Kleidung, obwohl auch hier gut gefälschte Marken-T-Shirts zu sehen sind – Vientiane, die laotische Hauptstadt, nimmt teil an der Globalisierung. Unter die Einheimischen mischen sich Rucksackreisende, Diplomatennachwuchs und Unternehmsberater. Die dicken Flaschen, aus denen sattes Bier in dampfende Gläser fließt, sind es, die die Grüppchen einen.

Nicht gerade klein, aber doch fast vergessen, offiziell sozialistisch, im Innern animistisch, schleppt sich Laos in die Zukunft, und die Laoten wissen gar nicht, ob sie dort ankommen wollen. Da mutet es beinahe niedlich an, dass ausgerechnet "Beerlao" das einzige laotische Markenprodukt ist, das über die Landesgrenzen bekannt ist.

Ein Bouquet von Reis zu frittierten Grillen

Nicht nur bekannt, auch äußerst beliebt. Biertrinker krönen Beerlao immer wieder zum besten Gebräu Südostasiens, einer Region der Biergenießer. Von "Tsingtao" bis "Singha", von "Tiger" bis "Angkor" werden hier Getränke gebraut, die es durchaus mit deutschen Erzeugnissen aufnehmen können. Doch "Beerlao" schlägt viele asiatische Nachbarn. Stark, aber erfrischend, mit einem überraschenden Bouquet von Reis und Mais, eignet es sich bestens zu heißem Wetter, scharfem Essen und dem traditionellen laotischen Snack – frittierten Heuschrecken.

Der goldene Tigerkopf auf der Flasche scheint fast beliebter als der rote Stern auf den Fahnen der herrschenden kommunistischen Partei. "Beerlao" gibt sich gern nationalistisch und unterstreicht es auch mit einem frech-feschen Firmenslogan: "Beerlao trinken ist gut für das Land." Beerlao-Kalender mit schüchtern lächelnden Frauen finden reißenden Absatz und sind das laotische Pendant zu Pirelli. Beerlao-Sechserpacks sind die Verkaufsrenner schlechthin in den Duty Free-Läden am Flughafen Vientianes.

99 Prozent Marktabdeckung

90 Prozent aller Laoten würden nie eine andere Marke versuchen wollen, und es dürfte auch schwierig sein, eine zu finden. "Beerlao" deckt 99 Prozent des heimischen Marktes ab. 60 Millionen Liter setzt die Brauerei jährlich ab, und bald wird sich die Menge vervielfachen. Ende 2005 stieg Carlsberg bei Beerlao ein und versucht nun, das Bier weltweit abzusetzen. In Laos gibt es nämlich nur 2,3 Millionen Trinker. Eine zweite Brauerei wird gerade gebaut, und ein Dunkel- und ein Leichtbier sind schon eingeführt worden.

Nachdem es mehrere internationale Preise gewonnen hat, wird "Beerlao" auch in andere Länder importiert. Japaner, Kambodschaner, Franzosden und selbst Amerikaner dürfen sich am laotischen Bier laben. Leider noch nicht die Deutschen – obwohl die Brauer deutsche Hefe und Hallertauer Hopfen mit laotischem Reis mischen.

Thailänder genießen das Nachbarprodukt nur illegal – das Königreich erschwert den Import mit lästigen Restriktionen. Die thailändischen Brauer scheinen schlichtweg zuviel Angst zu haben vor der nördlichen, roten Konkurenz. Und: sie haben keinen Erfolg in Laos, denn die Volksrepublik verzollt Importbier mit 40 Prozent. Dies wird sich erst 2008 ändern, wenn Laos der südostasiatischen Freihandelszone beitritt. Aber nicht wenige warnen die Thai-Brauer jetzt schon: Eher wird der Mekong mit "Beerlao" überfließen, als dass Singha, Chang & Co Erfolg haben werden im Reich der Millionen Elefanten.