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Vogelgrippe-Verdacht in Deutschland

14. Februar 2006

Die Vogelgrippe hat Deutschland erreicht. Auf der Insel Rügen wurden tote Schwäne und ein Habicht gefunden, bei denen ein Schnelltest auf das H5N1-Virus positiv ausfiel. Die Stallpflicht wird auf Freitag vorgezogen.

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Toter Schwan auf RügenBild: picture alliance/dpa

Alle Zeichen deuteten darauf hin, dass es sich um den gefährlichen Virus vom Typ H5N1 handele, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer am Dienstagabend (14.2.2006) in Berlin. Zwei von vier auf der Insel Rügen von Spaziergängern gefundenen toten Schwäne seien offensichtlich an dieser auch für Menschen gefährlichen Krankheit verendet. Weitere Schwäne wurden am Mittwoch geborgen.

Die bundesweite Stallpflicht für Geflügel wird auf Freitag vorgezogen, sagte Seehofer. Das Agrarministerium in Mecklenburg-Vorpommern teilte am Dienstagabend mit, die Proben seien unterwegs zum Europäischen Referenzlabor im britschen Weybridge. Mit endgültigen Ergebnissen zu den toten Vögeln auf Rügen rechne man am Donnerstag. Unklar war zunächst noch, ob es sich um den hochpathogenen und damit sehr krankmachenden Virustyp handelt, der in Asien grassiert und auch in der Türkei aufgetreten ist, sagte die Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Elke Reinking. H5N1 gibt es auch in einer weniger krankmachenden Variante.

Schutzgebiet errichtet

Die vom Landwirtschaftsministerium unverzüglich unterrichtete Landesregierung in Schwerin habe umgehend eine drei Kilometer breite Schutzzone und eine zehn Kilometer breite Überwachungszone eingerichtet. "Wir rufen alle Geflügelhalter zu äußerster Vorsicht auf", sagte eine Sprecherin. Ab sofort gilt Stallpflicht in Mecklenburg-Vorpommern. Märkte und Ausstellungen mit Geflügel wurden verboten. Außerdem wurde der mobile Geflügelhandel untersagt.


Auch Fälle in Österreich

Erstmals ist auch in Österreich bei zwei Schwänen das Virus nachgewiesen worden. Das bestätigte am Dienstag ein Vertreter der Behörde für Lebensmittelsicherheit in Wien. In Griechenland und Italien wurde das Virus am Wochenende nachgewiesen: In Apulien, Sizilien und Kalabrien waren 17 Schwäne tot aufgefunden worden. Auch das griechische Landwirtschaftsministerium gab bekannt, dass bei drei Schwänen H5N1 gefunden wurde. In Bulgarien wurde das Virus bei wilden Schwänen nahe der rumänischen Grenze nachgewiesen.

Krisentreffen von Experten in Brüssel

An diesem Mittwoch will sich der Krisenstab unter Leitung
von Seehofer und Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) mit dem Fall befassen. Veterinärexperten der EU-Mitgliedstaaten wollen am Mittwoch und Donnerstag in Brüssel Schutzmaßnahmen gegen den gefährlichen Erregertyp H5N1 beschließen.

Diskutiert wird der Vorschlag, bei Ausbruch der Seuche in der kommerziellen Geflügelzucht den gesamten Tierbestand zu töten. Für den Fall von Anzeichen einer Ansteckung in benachbarten Betrieben sollen auch dort die gesamten Bestände notgeschlachtet werden. Mit diesen Vorschriften will die EU die Ausbreitung der Tierseuche eindämmen, die auch durch die in den nächsten Wochen und Monaten nach Europa zurückkehrenden Zugvögel weiter verbreitet werden könnte.

Infektionen des Hausgeflügels verhindern

"So lange wir das Hausgeflügel schützen, gibt es keine Gefahr für Menschen", sagt Juan Lubroth von der Abteilung für Infektionskrankheiten der Welternährungsorganisation angesichts der heranrückenden Gefahr. Bereits im Dezember 2005 haben die EU-Mitgliedstaaten vorsorglich einen Maßnahmenkatalog gegen die Vogelgrippe entworfen. Ziel ist es, eine Ansteckung von Menschen mit dem Virus, aber auch die Infektion von Zuchtgeflügel zu verhindern. Um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern, soll die Umgebung von Orten, an denen Vogelgrippe-Fälle aufgetreten sind, strengen Kontrollen unterliegen. (stl)